Die aufstrebende Digitalisierung bestimmt die aktuellen Diskussionen in der Industrie. Was kommt hier genau auf produzierende Unternehmen in Europa zu, Herr Zangerl?
Bernhard Zangerl: Technologisch geht es vor allem um Innovationen, mit denen man als Konsument heute zum Teil schon längst konfrontiert ist. Denn diese Seite hat sich schneller entwickelt als der professionelle Bereich – was sicherlich auf die speziellen Ansprüche in der Industrie zurückzuführen ist, z.B. in Bezug auf Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit oder Sicherheit. Welche Standards und Technologien sich im Maschinenbau letztendlich durchsetzen werden, lässt sich nicht genau abschätzen, aber es werden zukünftig sicher viele neuartige Funktionen und Möglichkeiten die Automatisierungslösungen und Anwendungen prägen.
Sehen Sie hier Parallelen zum Smartphone, bei dem man auch erst mit der Zeit herausgefunden hat, was alles damit möglich ist?
Zangerl: Ja. Ursprünglich steht hinter Schlagwörtern wie Industrie 4.0 oder IoT die Intention, eine ganze Branche zu lenken und zukünftige Chancen wie Risiken möglichst früh zu erkennen. Was die Digitalisierung aber konkret bedeutet und wie sie sich auf die Prozesse der Industrie in fünf oder zehn Jahren auswirken wird, ist aus heutiger Sicht aber noch sehr schwierig bzw. fast unmöglich zu prognostizieren. Fest steht: Es sind mehr und mehr disruptive Effekte zu erwarten, denn nicht nur bei der Technik, auch bei den Geschäftsmodellen werden sich neue Ansätze durchsetzen, an die wir heute vielleicht noch gar nicht denken.
Was bedeutet das für Maschinenbauer und die Anbieter von Automatisierungstechnik?
Zangerl: Durch den steigenden Einfluss der Digitalisierung und die technologischen Möglichkeiten ändern sich die Märkte immer schneller und bieten dabei viele neue Möglichkeiten. Deswegen werden diejenigen Unternehmen erfolgreich sein, die agil aufgestellt sind und denen es gelingt, vorausschauend neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Es liegt also an den Automatisierern und Maschinenbauern, die Zeichen der Zeit möglichst früh zu deuten.