Interview mit Bachmann-CEO Bernhard Zangerl

„Die Zeichen der Zeit deuten“

Auch wenn der Weg in die industrielle Zukunft noch nicht im Detail vorherzusagen sei, lasse sich aus heutiger Perspektive schon relativ klar ablesen, mit welchen grundsätzlichen Herausforderungen Maschinenbauer und Automatisierer im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung künftig konfrontiert werden, sagt Bernhard Zangerl. Im Interview mit dem SPS-MAGAZIN zählt der Geschäftsführer von Bachmann Electronic die neuen Technologien genauso dazu, wie Veränderungen im Portfolio, steigende Anforderungen, neue Geschäftsmodelle oder geografische Verschiebungen.

Wie wird sich das globale Wettbewerbsumfeld in Bezug auf die Automatisierung und den Maschinenbau verändern?

Zangerl: Hier ist in erster Linie China zu nennen, ein Wachstumsmarkt, der aus heutiger Sicht großes Potenzial verspricht. Dennoch ist die Entwicklung in gewisser Weise Fluch und Segen zugleich. Denn der chinesische Markt fertigt schon heute nicht mehr nur High-End-Elektroartikel wie Smartphones im Auftrag ausländischer Firmen, sondern bringt auch eigene Entwicklungen auf Top-Level hervor. Eine analoge Entwicklung werden wir vermutlich auch im Maschinen- und Anlagenbau erleben. Das Siegel Made in China steht dann nicht mehr nur für die Produktionsstätte der Welt, sondern auch für Hightech.

Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?

Zangerl: Damit der hiesige Mittelstand eine bedeutende Stütze für die Wirtschaft in Europa bleiben kann, muss er ein Stück von seinem hohen Ross absteigen. Wir bei Bachmann wollen – ähnlich wie der chinesische Markt auch – wieder langfristiger denken. In diesem Sinne versuchen wir neue Themenfelder abzuleiten, die das Unternehmen weiterbringen – nicht nur die kommenden ein oder zwei sondern die nächsten zehn bis 20 Jahre.

Bachmann ist als Automatisierungsanbieter recht spitz auf bestimmte Anwendungsbereiche fokussiert. Wird sich das durch Digitalisierung und Co. wieder ändern?

Zangerl: Diese Frage wird für einen Mittelständler wie Bachmann schnell zur Gratwanderung. Denn wir müssen im Rahmen unserer Ressourcen stets abwägen, was wir alles leisten können, ohne den technischen Tiefgang und unser Applikations-Know-how zu verlieren. Aus heutiger Perspektive sind wir mit den vier Branchen Wind, Marine und Offshore, Maschinenbau und Erneuerbare sehr gut aufgestellt. Dennoch verschließen wir uns keinem Themenfeld pauschal, sondern beschäftigen uns im Rahmen unserer strategische Überlegungen ausgiebig damit, welche Weichen vorausschauend zu stellen sind. Dabei halten wir nicht stoisch an den heute adressierten Anwendungen fest. Unsere Visualisierungsprodukte wie Atvise sind hier ein gutes Beispiel: Sie sind so vielseitig verwendbar, dass es unklug wäre, nicht auch neue Einsatzfelder zu adressieren – gegebenenfalls mithilfe zusätzlicher Vertriebskanäle und Partnern, die mit unserer Branchensegmentierung eigentlich nichts zu tun haben.

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