Interview mit Bachmann-CEO Bernhard Zangerl

„Die Zeichen der Zeit deuten“

Auch wenn der Weg in die industrielle Zukunft noch nicht im Detail vorherzusagen sei, lasse sich aus heutiger Perspektive schon relativ klar ablesen, mit welchen grundsätzlichen Herausforderungen Maschinenbauer und Automatisierer im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung künftig konfrontiert werden, sagt Bernhard Zangerl. Im Interview mit dem SPS-MAGAZIN zählt der Geschäftsführer von Bachmann Electronic die neuen Technologien genauso dazu, wie Veränderungen im Portfolio, steigende Anforderungen, neue Geschäftsmodelle oder geografische Verschiebungen.

Das Beispiel Condition Monitoring zeigt gut, wie stark die Bedeutung der Software in der Automatisierung wächst. Kann man die Steuerungs-Hardware in Zukunft getrost vernachlässigen?

Zangerl: Die Verschiebung der Funktionalität zu Lasten der Hardware lässt sich nicht ausblenden. Die Geräte selbst bieten immer seltener Differenzierungsmerkmale per se, sind aber dennoch der Enabler um USPs auf Softwareseite zu schaffen. In der Folge muss die Hardware auch künftig noch genauso zuverlässig funktionieren wie bisher, doch insgesamt rückt sie zunehmend in den Hintergrund.

Die Industrie sieht also spannenden Zeiten des Wandels entgegen. Aber welcher Anteil davon findet überhaupt technologisch statt und in wie weit muss sich die Denke der Anwender verändern?

Zangerl: In den Köpfen muss auf jeden Fall einiges passieren, denn mit dem klassischen Verkauf von Hardware wird man in Zukunft nicht mehr all zu weit kommen. Längst gibt es hier einen generellen Trend hin zu Lösungen statt einzelner Komponenten. Darauf aufsetzend wird in Zukunft von Maschinenbauern vermehrt Hilfestellung in Form von Dienstleistung und Beratung eingefordert. Denn sie wollen sich in der Entwicklung auf ihre Kernkompetenz konzentrieren. Für die Automatisierung des Prozesses sind dann Partner gefragt, die die Steuerungstechnik in eine exakt passende Lösung gießen.

Sie haben ja bereits die Daten- bzw. IT-Sicherheit angesprochen. Wie lässt sich diese in Zeiten zunehmender Vernetzung überhaupt sicherstellen?

Zangerl: Hier bedarf es unterschiedlicher Stoßrichtungen: Die technische Basis für die Sicherheit bieten moderne Produkte, wie wir sie als Teil unseres Lösungsportfolios anbieten. Der ausschlaggebende Punkt sind aber die Menschen, die diese Technik einsetzen. Wir schulen unsere Mitarbeiter und Kunden bei Bedarf proaktiv, damit Bewusstsein und Verständnis dafür entwickelt wird, wie und wo Risiken entstehen. Dabei kommt uns zu Hilfe, dass das Thema immer öfter in Fachzeitschriften und Publikumsmedien präsent ist. Egal ob es um die Deutsche Bahn geht, um Prozessanlagen im Nahen Osten oder um Krankenhäuser in England – wenn Computer im Industrieumfeld gehackt und ganze Infrastrukturen lahmgelegt werden, dann steigt das Bewusstsein automatisch. Zusammenfassend lässt sich sagen: Sicherheit ist weniger eine Frage der Technologie, als eine der Anwendung.

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