Mit rund 2.900 der weltweit ca. 3.700 Beschäftigten produziert Arburg am Stammsitz in Loßburg. Entsprechend hoch ist die dortige Wertschöpfungstiefe. Bei den Tochterunternehmen in China, den USA und Tschechien werden Maschinen nur noch kundenspezifisch angepasst. Diese Strategie sei aber „kein in Stein gemeißeltes Dogma“, betonte der geschäftsführende Gesellschafter Michael Hehl im Rahmen der Technologie-Tage. Man beschäftige sich damit, Wertschöpfungsstufen zu internationalisieren. Voraussichtlich wird Arburg in absehbarer Zeit in China Spritzgießmaschinen für den dortigen Markt montieren. Für den amerikanischen Markt solle dieser Schritt gegebenenfalls ebenfalls geprüft und übernommen werden. Das Unternehmen betont aber, dass man auf diese Weise nur zusätzliches Geschäft generieren wolle und die Strategie nicht auf Kosten des Standorts Loßburg geändert werde. Allein im vergangenen Jahr wurden rund 27Mio.€ in den Stammsitz investiert. Entsprechend konnte Arburg auch beim Kunden-Event dieses Jahr gut verdeutlichen, warum sie sich als führender Maschinenbauer für den Kunststoff-Spritzguss positionieren.
Hydraulisch, elektrisch oder beides?
Schon 1961 präsentierte Arburg mit dem Ur-Allrounder quasi die Mutter der hydraulischen Spritzgießmaschinen. Dessen besonderes Konstruktionsprinzip machte erst erstmals möglich, die Schließeinheit der Maschine in die Vertikale zu schwenken und Spritzeinheiten umzustecken. In dieser Entwicklung fand sich dann auch die Basis für das Mehrkomponenten-Spritzgießen. Seit 2001 bietet Arburg auch rein elektrisch angetriebene Allrounder an. Eine komplette Ablöse der Hydraulik ist dennoch nicht in Sicht, bietet sie doch Vorteile in Sachen Nachdruck und Einspritzkraft, die in einigen Anwendungen unverzichtbar sind. Was die Investitionskosten angeht, sind Hydraulik-Allrounder rund 30 Prozent günstiger als ihre elektrischen Pendants.
Immer beliebter werden aber auch Hybridmaschinen, die beide Antriebsarten kombinieren und energieoptimierte Hydraulikmaschinen wie die neuen Allrounder Golden Edition AHS. Diese verfügen über Zweikreis-Pumpentechnik mit Servohydraulik. Die zwei wassergekühlten drehzahlgeregelten Servomotoren sind leistungsstark und energieeffizient. Sie lassen sich stufenlos auf den tatsächlichen Leistungsbedarf anpassen, was Leerlaufverluste reduziert. Bei identischer Leistung zeichnet sich z. B. das Allrounder-Modell 420 C Golden Edition gegenüber herkömmlichen hydraulischen Maschinen um eine Reduktion des spezifischen Energiebedarfs um bis zu 50 Prozent aus. Im Vergleich zu Maschinen mit drehzahlgeregeltem Asynchronmotor und Arburg-Energiesparsystem sind es rund 30 Prozent, abhängig von Produkt und Prozess.
Antriebstechnik als Basis für Leistung und Effizienz
Egal, ob hydraulisch, elektrisch oder hybrid: Die Antriebstechnik spielt eine grundlegende Rolle für Produktivität und Qualität im Spritzgießprozess. Arburg setzt an dieser Stelle auf Frequenzumrichter, Antriebsregler und Servomotoren von AMKmotion – seit drei Jahren Teil der Unternehmensgruppe. Die Partnerschaft bei Hohlwellen-Servomotoren für die Hauptachsen, kompakten Servomotoren für die Nebenachsen und der dazugehörigen Leistungselektronik für den Schaltschrank besteht jedoch schon seit Jahrzehnten. Vor 25 Jahren wurde die bis heute bestehende und kontinuierlich weiterentwickelte Umrichterfamilie KE/KW mit Flüssigkeitskühlung gemeinsam entwickelt – konkret auf die Bedürfnisse des Spritzgießmaschinenbauers abgestimmt.
Bis heute rüstet AMKmotion die Spritzgießmaschinen von Arburg mit bis zu sechs Antriebspaketen aus. Neben den Hauptachsen der Presse zum Verfahren des Werkzeugs und dem Verstellen der Formhöhe sowie den Antriebslösungen zum dosieren und einspritzen, lassen sich der Teile-Auswurf oder der elektrische Kernzug (also z.B. bewegliche Mechanismen im Werkzeug) mit Motoren und Umrichtern von AMKmotion realisieren. Letztere Optionen kommen auch bei hydraulischen Allroundern immer öfter zum Zug.
Breites Spektrum automatisierter Maschinen
Anlässlich des 30. Jubiläums des ehemaligen Unternehmensbereichs Systemtechnologie – heute Automation und Turnkey – zeigte Arburg auf den Technologie-Tagen mit einem breiten Spektrum an Messe-Exponaten und frisch abgenommenen Kundenprojekten, was in Sachen Automation mittlerweile möglich ist. Stets bietet Arburg nicht nur ein zur Anwendung passendes Linear-Handling für die Entnahme der Teile an, sondern kann diesen Prozess auf Wunsch auch mit Robotern von Kuka und Yaskawa realisieren. Häufig gefragt sind möglichst kompakte Abmessungen. Dem begegnet Arburg unter anderem mit komplett integrierten Lösungen für Teileentnahme und Abtransport, die den Maschinen-Footprint nicht vergrößern. Auch rein steuerungsseitig können Automationsaufgaben immer besser gelöst werden. So lassen sich etwa durch das ATCM (Arburg Turnkey Control Module) Teile-, Material- und Prozessdaten verknüpfen und sich die Produkte so zu 100 Prozent rückverfolgen.