Ethernet-APL: Effizienz und Flexibilität für das Feld

Jetzt die Weichen stellen

Schnelle und effiziente Übertragung großer Datenmengen - barrierefrei und zuverlässig. Für die künftige Industrie-4.0-Kommunikation bietet Ethernet-APL beste Voraussetzungen. Entsprechend hoch sind die Erwartungen in der Prozessautomation an diese Zukunftstechnologie.
 Ethernet auf zwei Drähten 
für das Feld der Prozessanlage.
Ethernet auf zwei Drähten für das Feld der Prozessanlage.Bild: Pepperl+Fuchs SE

Um den weithin akzeptierten Standard Ethernet auch für das Feld innerhalb von Prozessanlagen realisieren zu können, muss es Anforderungen wie lange Kabelwege, Robustheit und Einfachheit der Installation erfüllen. Der Explosionsschutz erfordert darüber hinaus eine physikalische Schicht mit Eigensicherheit, die bereits im Design-Prozess mitgedacht werden muss. Der Ethernet Advanced Physical Layer (Ethernet-APL) ist daher ein Single Pair Ethernet (SPE), das auf IEEE- und IEC-Normen basiert und für diese Anforderungen ausgelegt ist. Die Zündschutzart Eigensicherheit ist bereits ein integraler Bestandteil dieser Technologie.

 Gemeinsame Topologie für Feldbus und 
Ethernet-basierte Feldgeräte und jeden Ex-Bereich.
Gemeinsame Topologie für Feldbus und Ethernet-basierte Feldgeräte und jeden Ex-Bereich.Bild: Pepperl+Fuchs SE

Viele Teilnehmer übertragen kleine Datenmengen

Die Kommunikation der Feldgeräte erfolgt bei Ethernet-APL über schnelle Verbindungen, deren physikalische Eigenschaften speziell auf die Prozessautomation zugeschnitten sind. Die Instrumentierung in der Prozessanlage stellt eine große Anzahl von Teilnehmern dar, die jeweils nur sehr kleine Datenmengen übertragen müssen, also Messwerte sowie Diagnosen und Alarme. Erste Massentests zeigen, dass selbst ein voll mit mehr als 200 Feldgeräten bestücktes Netzwerk auf dem Ethernet-Backbone, der die Feldebene mit dem Leittechnikraum verbindet, nur eine geringe Auslastung verursacht. Das sind gute Voraussetzungen, die es den Netzwerkarchitekten ermöglichen, übersichtliche Strukturen zu planen.

 Ethernet-APL-Lasttest mit 238 Endress+Hauser-Instrumenten, Pepperl+Fuchs-Infrastruktur verbunden mit Honeywell- und ABB-Steuerungssystemen
Ethernet-APL-Lasttest mit 238 Endress+Hauser-Instrumenten, Pepperl+Fuchs-Infrastruktur verbunden mit Honeywell- und ABB-SteuerungssystemenBild: Pepperl+Fuchs SE

Alle Informationen per Smartphone

Grundsätzlich ist Ethernet-APL damit genau die passende Technologie um die barrierefreie, digitale Kommunikation zu ermöglichen, die der Anwender heute an Komfort erwartet. Also eine Plattform der Zukunft, die die nahtlose Integration aller Anlagenteile in ein einziges System gewährleistet – mit standardisierten Tools für Installation, Fehlersuche und vereinfachter Diagnose. Die Anwender können so von datengesteuerten Anwendungen profitieren, die von stationären und mobilen Geräten aus zugänglich sind. Im Idealfall also der Zugriff auf alle Informationen direkt über das Smartphone.

 Vorkonfigurierte Feldinstallation - 200m Kabellänge bis zum Feldgerät.
Vorkonfigurierte Feldinstallation – 200m Kabellänge bis zum Feldgerät.Bild: Pepperl+Fuchs SE

Der aktuelle Stand der Entwicklung

Die hohe Akzeptanz von Ethernet im Büro und in der diskreten Fertigung lässt erwarten, dass Ethernet-APL das Netzwerk der Wahl für das Feld innerhalb von Prozessanlagen werden wird. Die bereits 2021 abgeschlossenen Standardisierung und Grundlagenentwicklung wurde von den Nutzerorganisationen wie der Fieldcomm Group, OPC Foundation, ODVA, PI International sowie wichtigen Akteuren der Branche unterstützt. Aktuell entwickeln beispielsweise große Ausrüster Feldgeräte und Infrastruktur basierend auf Ethernet-APL. Viele Anwender zeigen Interesse und planen die ersten Anlagen mit dieser bahnbrechenden Technologie. Alle Standards sind für Hersteller und Anwender frei zugängig und werden über die Nutzerorganisationen zur Verfügung gestellt. Deren bereits erarbeitete Konformitätstests, die gegenseitig anerkannt werden, sichern ein hohes Maß an Interoperabilität. Sowohl Hersteller als auch Anwenderorganisationen wie PI, ZVEI und NAMUR arbeiten Hand in Hand bei der Beschreibung von Anwendungsszenarien, um eine gute fachliche Praxis zu definieren. Den Organisationen sollen so Leitfäden und Schulungsempfehlungen an die Hand gegeben werden, die den Anwender beim Einsatz der Technologie helfen. Aktuell laufen Netzwerk-Tests mit maximaler Feldgerätezahl, Ring-Redundanz und redundanten Controllern. Die ersten Ergebnisse sind dabei vielversprechend.

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