Interview Matthias Schagginger, Bachmann Electronic, zum Thema Multicore

„Nicht mit dem Rest auf dem Markt vergleichbar“

Multicore ist in der industriellen Steuerungstechnik nicht immer gleich Multicore. Das beteuert Matthias Schagginger im Gespräch mit dem SPS-MAGAZIN. Der Leiter des Produktmanagements bei Bachmann Electronic stellt anhand der neuen CPU-Generation auf Mehrkernbasis dar, welche Missverständnisse es rund um die Leistungs- und Echtzeitfähigkeit von Multicore-Steuerungen für die Fertigungswelt gibt.

Was meinen Sie damit?

Schagginger: Wenn man Schlagworten wie Cloud, IoT oder Big Data auf den Grund geht und nach kommerziellen Argumenten sucht, stößt man in neun von zehn Fällen auf Predictive Maintenance. Hier liegt heute der wirkliche Mehrwert. Bei Bachmann gibt es dafür eine eigene Geschäftseinheit, die seit 20 Jahren Lösungen für moderne und intelligente Instandhaltung realisiert.

Gehört KI auch zu diesen Schlagworten?

Schagginger: Zum größeren Teil sicherlich. Ich halte selbstlernende Algorithmen und die Weiterentwicklung neuronaler Netze prinzipiell für eine fantastische Geschichte. Aber man muss gut überlegen, was man wie nutzt. Aufgaben in der Automatisierungstechnik sind in der Regel mit analytischer Vorwärtsalgorithmik schneller, effizienter und fehlerfrei lösbar. Selbst bei Codition-Monitoring-Lösungen. Nur bei sogenannten Multivariablenproblemen macht künstliche Intelligenz wirklich Sinn. Der Rest ist im Moment ein medialer Hype. Speziell wenn KI als Verkaufsargument für eine SPS herhalten soll.

Wie geht es nach der Vorstellung der neuen CPUs weiter? Stellen Sie Ihr Angebot komplett auf Multicore um?

Schagginger: Bis auf weiteres wird es Single- und Multicore im Bachmann-Steuerungsportfolio geben. Denn auch in Zukunft brauchen nicht alle Anwendungen Mehrkern-CPUs. Es lässt sich aber schlecht vorhersagen, ob auf dem Halbleitermarkt in absehbarer Zeit überhaupt noch SPS-taugliche Prozessoren mit nur einem Kern zu bekommen sind. So könnte es durchaus passieren, dass sich in Zukunft diese Frage gar nicht mehr stellt. (mby)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8Auf einer Seite lesen

Das könnte Sie auch Interessieren

Weitere Beiträge

Simatic Automation Workstation

Die neue Siemens Simatic Automation Workstation ermöglicht es Herstellern, eine hardwarebasierte speicherprogrammierbare Steuerung (SPS), ein herkömmliches HMI und ein Edge-Gerät durch eine einzige, softwarebasierte Workstation zu ersetzen.

mehr lesen
Bild: Wago GmbH & Co. KG
Bild: Wago GmbH & Co. KG
I/O-System XTR von Wago

I/O-System XTR von Wago

Vor zehn Jahren hieß es bei Wago das erste Mal: XTR. Die Ausführung für „eXTReme“ Umgebungsbedingungen sollte dem Wago I/O System 750 neue Anwendungen und Branchen erschließen. Das betonte die Titelstory des damaligen SPS-MAGAZINs zur Hannover Messe 2014. Eine Dekade später hat die Redaktion bei Wago nachgehakt, ob dieser Plan aufgegangen ist und in welchen Bereichen das XTR-System heute vor allem zu finden ist.

mehr lesen