Wie haben Sie bei Bachmann den richtigen Zeitpunkt für Multicore-CPUs definiert?
Schagginger: Wir haben gemerkt, dass bei Schlüsselkunden die Auslastung unserer SPS-Systeme bereits in Bereiche um die 70 Prozent steigt. Um in solchen Fällen auch künftig ausreichend Reserven zu bieten, haben wir uns für Mehrkern-CPUs und damit für einen Schritt zu deutlich mehr Leistung entschieden. Letztendlich war es also kundengetrieben.
Warum haben andere SPS-Anbieter schon vor mehreren Jahren zu Multicore-Architekturen gewechselt?
Schagginger: Man muss unbedingt berücksichtigen: Multicore ist nicht gleich Multicore. Die frühen Lösungen auf dem Markt aus den Jahren 2014/2015 basierten zwar auf entsprechender Hardware, konnten Echtzeit aber nicht über mehrere Kerne abbilden. Die SPS lief samt ihrer Tasks nur auf einem Core. Alles drumherum konnte auf den anderen Kernen laufen – allerdings nicht in Echtzeit. Wir haben Marktbegleiter, die bieten solche Systeme heute mit zwölf Kernen an. Das ist aus meiner Sicht reines Marketing – jedenfalls kenne ich keine Anwendung, die das erfordert. Bachmann will das Potenzial der Multicore-Technik stattdessen vollständig ausnutzen und setzt auf symmetrisches Multiprocessing, kurz SMP, in Echtzeit. Das bedeutet: Alle Anwendungen können sich auf den Kernen frei bewegen. Und das ohne zusätzlichen Entwicklungsaufwand für den Anwender.
Das ist also der USP, mit dem Bachmann jetzt die Multicore-Bühne betritt?
Schagginger: Genau. Der Anwender kann auf diese Weise z.B. fünf SPSen mit 16 Tasks auf einer CPU laufen lassen, die sich flexibel auf vier Kerne verteilen. Auf diese Weise schaffen wir ausreichend Platz, um zusätzlich zu den SPS-Aufgaben und der Security auch das komplette Monitoring parallel mitlaufen zu lassen. Denn das SMP nutzt die vorhandenen Ressourcen bestmöglich und so kann es gut sein, dass man statt einem Vierkern-System nur zwei Cores benötigt. Das ist für die Anwender schlicht und einfach eine Kostenfrage. Zusammengefasst gibt es aus Bachmann-Sicht beim Thema Multicore zwei zentrale Kriterien: Wir hart ist die Echtzeit tatsächlich? Und wie gut werden die Rechenressourcen ausgenutzt?