Interview Matthias Schagginger, Bachmann Electronic, zum Thema Multicore

„Nicht mit dem Rest auf dem Markt vergleichbar“

Multicore ist in der industriellen Steuerungstechnik nicht immer gleich Multicore. Das beteuert Matthias Schagginger im Gespräch mit dem SPS-MAGAZIN. Der Leiter des Produktmanagements bei Bachmann Electronic stellt anhand der neuen CPU-Generation auf Mehrkernbasis dar, welche Missverständnisse es rund um die Leistungs- und Echtzeitfähigkeit von Multicore-Steuerungen für die Fertigungswelt gibt.

Wie haben Sie bei Bachmann den richtigen Zeitpunkt für Multicore-CPUs definiert?

Schagginger: Wir haben gemerkt, dass bei Schlüsselkunden die Auslastung unserer SPS-Systeme bereits in Bereiche um die 70 Prozent steigt. Um in solchen Fällen auch künftig ausreichend Reserven zu bieten, haben wir uns für Mehrkern-CPUs und damit für einen Schritt zu deutlich mehr Leistung entschieden. Letztendlich war es also kundengetrieben.

Warum haben andere SPS-Anbieter schon vor mehreren Jahren zu Multicore-Architekturen gewechselt?

Schagginger: Man muss unbedingt berücksichtigen: Multicore ist nicht gleich Multicore. Die frühen Lösungen auf dem Markt aus den Jahren 2014/2015 basierten zwar auf entsprechender Hardware, konnten Echtzeit aber nicht über mehrere Kerne abbilden. Die SPS lief samt ihrer Tasks nur auf einem Core. Alles drumherum konnte auf den anderen Kernen laufen – allerdings nicht in Echtzeit. Wir haben Marktbegleiter, die bieten solche Systeme heute mit zwölf Kernen an. Das ist aus meiner Sicht reines Marketing – jedenfalls kenne ich keine Anwendung, die das erfordert. Bachmann will das Potenzial der Multicore-Technik stattdessen vollständig ausnutzen und setzt auf symmetrisches Multiprocessing, kurz SMP, in Echtzeit. Das bedeutet: Alle Anwendungen können sich auf den Kernen frei bewegen. Und das ohne zusätzlichen Entwicklungsaufwand für den Anwender.

Das ist also der USP, mit dem Bachmann jetzt die Multicore-Bühne betritt?

Schagginger: Genau. Der Anwender kann auf diese Weise z.B. fünf SPSen mit 16 Tasks auf einer CPU laufen lassen, die sich flexibel auf vier Kerne verteilen. Auf diese Weise schaffen wir ausreichend Platz, um zusätzlich zu den SPS-Aufgaben und der Security auch das komplette Monitoring parallel mitlaufen zu lassen. Denn das SMP nutzt die vorhandenen Ressourcen bestmöglich und so kann es gut sein, dass man statt einem Vierkern-System nur zwei Cores benötigt. Das ist für die Anwender schlicht und einfach eine Kostenfrage. Zusammengefasst gibt es aus Bachmann-Sicht beim Thema Multicore zwei zentrale Kriterien: Wir hart ist die Echtzeit tatsächlich? Und wie gut werden die Rechenressourcen ausgenutzt?

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8Auf einer Seite lesen

Das könnte Sie auch Interessieren

Weitere Beiträge

Simatic Automation Workstation

Die neue Siemens Simatic Automation Workstation ermöglicht es Herstellern, eine hardwarebasierte speicherprogrammierbare Steuerung (SPS), ein herkömmliches HMI und ein Edge-Gerät durch eine einzige, softwarebasierte Workstation zu ersetzen.

mehr lesen
Bild: Wago GmbH & Co. KG
Bild: Wago GmbH & Co. KG
I/O-System XTR von Wago

I/O-System XTR von Wago

Vor zehn Jahren hieß es bei Wago das erste Mal: XTR. Die Ausführung für „eXTReme“ Umgebungsbedingungen sollte dem Wago I/O System 750 neue Anwendungen und Branchen erschließen. Das betonte die Titelstory des damaligen SPS-MAGAZINs zur Hannover Messe 2014. Eine Dekade später hat die Redaktion bei Wago nachgehakt, ob dieser Plan aufgegangen ist und in welchen Bereichen das XTR-System heute vor allem zu finden ist.

mehr lesen