Interview Matthias Schagginger, Bachmann Electronic, zum Thema Multicore

„Nicht mit dem Rest auf dem Markt vergleichbar“

Multicore ist in der industriellen Steuerungstechnik nicht immer gleich Multicore. Das beteuert Matthias Schagginger im Gespräch mit dem SPS-MAGAZIN. Der Leiter des Produktmanagements bei Bachmann Electronic stellt anhand der neuen CPU-Generation auf Mehrkernbasis dar, welche Missverständnisse es rund um die Leistungs- und Echtzeitfähigkeit von Multicore-Steuerungen für die Fertigungswelt gibt.

Welchen Mehraufwand erwartet den Anwender bei der Programmierung?

Schagginger: Das Engineering verändert sich überhaupt nicht. Wir haben großen Wert darauf gelegt, dass Anwender, die ihr Leben lang Automatisierungstechnik gemacht haben, jetzt nicht auf einmal in die Informatik wechseln müssen. Stattdessen müssen sie nur ein Häkchen setzen und können dann genauso arbeiten wie bisher – egal ob in IEC61131, in C und C++ oder in Matlab/Simulink. Unser Engineering-System übernimmt automatisch den Rest – zumindest bei 98 bis 99 Prozent der Applikationen. In den verbleibenden Einzelfällen legt der Anwender manuell fest, auf welchem Kern welcher Task laufen soll. Aber auch diese weiterführenden Schritte sind sehr einfach gehalten. Letztendlich muss aber niemand Multicore nutzen, nur weil es möglich ist. Das heißt auch für Retrofit-Projekte passen unsere neuen Steuerungen wunderbar.

Was sagen Ihre Pilotanwender?

Schagginger: Tatsächlich haben unsere ersten Tests bei Kunden für offene Münder gesorgt. Befürchtungen in Bezug auf zusätzlichen Aufwand bei der Multicore-Implementierung haben sich in Luft aufgelöst. Mit dem Feedback unserer Pilotanwender sind wir sogar dreifach zufrieden: in Hinsicht auf die Einfachheit und Kompatibilität im Engineering, auf das Echtzeitverhalten und auf die hohe Leistungsfähigkeit der Hardware. So bekommen die Kunden auch in Zukunft eine Lösung von Bachmann, die weit oberhalb des Standards liegt – und nicht mit dem Rest auf dem Markt vergleichbar ist.

Was bedeutet das konkret auf die Hardware bezogen?

Schagginger: Die neuen CPUs bieten z.B. bis zu vier 1,6GHz-Low-Power-Prozessoren, drei autonome Ethernet-Ports, zwei serielle Highspeed-Schnittstellen, einmal USB3.0 oder 4GB Onboard-Flash-Speicher. Sie bieten zudem eine sehr hohe Leistungsdichte sowie eine außergewöhnliche Architektur- und Systemeffizienz. Letztere können in Bezug auf die Leistung bei ein und der selben Hardware locker einen Unterschied um den Faktor zwei ausmachen. Das haben wir bei Bachmann sehr früh erkannt und uns auf die Fahnen geschrieben. So werden immer wieder Steuerungen unserer Marktbegleiter durch M1-Steuerungen mit vermeintlich weniger Performance ausgetauscht, weil die Leistungsreserven in der Praxis dann doch einfach höher sind.

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