Interview Matthias Schagginger, Bachmann Electronic, zum Thema Multicore

„Nicht mit dem Rest auf dem Markt vergleichbar“

Multicore ist in der industriellen Steuerungstechnik nicht immer gleich Multicore. Das beteuert Matthias Schagginger im Gespräch mit dem SPS-MAGAZIN. Der Leiter des Produktmanagements bei Bachmann Electronic stellt anhand der neuen CPU-Generation auf Mehrkernbasis dar, welche Missverständnisse es rund um die Leistungs- und Echtzeitfähigkeit von Multicore-Steuerungen für die Fertigungswelt gibt.

Wie wirkt sich die zunehmende Digitalisierung auf die CPU-Technik aus? Lag hier für Sie auch ein Grund für Multicore?

Schagginger: Verschiedene Aspekte von Industrie 4.0 spielen hier mit hinein – allen vorweg die Security. Die smarte Fabrik kann nur funktionieren, wenn man IT-Sicherheit und Datenschutz ernst nimmt. Durch unser Engagement im Energie- und Kraftwerksbereich widmen wir uns dem Thema bereits seit dem Jahrtausendwechsel sehr intensiv. In der klassischen Industrie ist es aber noch nicht wirklich angekommen, selbst wenn alle davon reden. Sicherheits-Features, die über Passwortschutz und Verschlüsselung hinaus gehen, sind hier meist noch böhmische Dörfer. Dabei ist es wirklich nicht kompliziert, mit Bachmann-Steuerungen ein ordentliches Maß an Sicherheit zu generieren. Ein weiterer Trend, der sich spürbar auf die SPS-Performance auswirkt, findet sich in der Datenerfassung und -auswertung.

Als Basis für Analyse- und Big-Data-Lösungen?

Schagginger: Ja, doch glaube ich nicht an die Mär einer allmächtigen Cloud und unendlicher Bandbreite. Selbst unsere kleinste CPU schafft 10.000 Wertänderungen pro Millisekunde – welche Datenbank kann das überhaupt aufnehmen? Ein großes Rechenzentrum vielleicht. Aber das kann man ja nicht jeder Firma zur Verfügung stellen, die industrielles IoT machen will. In der Folge müssen die Steuerungen erfasste Daten schon intelligent vorverarbeiten. Das bedarf Algorithmen, die alles andere als trivial sind, und Steuerungen mit großer Rechenleistung und viel Speicher.

Bieten Edge-Lösungen hier vielleicht die bessere Alternative?

Schagginger: Bereits seit rund 15 Jahren sind Cloudlösungen von Bachmann im Serieneinsatz und durch unsere Erfahrung wissen wir: Man kann nie davon ausgehen, dass eine räumlich entfernte Anlage immer und ohne Latenzzeit erreichbar ist – egal ob über Festnetz oder Mobilfunk. In Folge dessen kommt Edge ins Spiel: Man implementiert einen Teil der Cloudsoftware und -funktionaliät bereits lokal. Auch hier bietet Bachmann schon lange Lösungen wie den M1-Portal-Treiber. Er speichert Daten bei einer Übertragungsunterbrechung zwischen und stellt sie später wieder zur Verfügung. Und zwar so, dass die Applikation davon nichts merkt. Das ist echtes Edge und dafür bedarf es deutlich mehr, als nur einen Industrierechner. Leider wird der Begriff Edge in letzter Zeit wild missbraucht und reiht sich damit in eine immer länger werdende Liste an Buzzwords ein.

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