Datenerfassung für KI-Algorithmen sorgen für zusätzliche Netzlast

Stau auf der Datenautobahn

Für den erfolgreichen Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Produktion ist eine solide Datenbasis entscheidend. Je größer die Datenmenge und je höher die Datenqualität, desto besser funktionieren KI-Projekte. Falls die Daten in größeren Produktionsanlagen erfasst werden sollen, muss das Netzwerk dafür entsprechend ausgelegt werden - oder im Falle einer Nachrüstung die dafür notwendige Reserve haben. Im folgenden Artikel wird erläutert, auf welche Parameter es dabei ankommt.

Management-Telegramme

Bild: Leadec Holding BV & Co. KG

Bei der zu beurteilenden Anlage wurde eine deutliche Zunahme des Datenverkehrs zum Schichtende erkannt, als die gesammelten Daten in die Cloud übertragen wurden. An einer Messstelle wurde mitgeschrieben, welche Telegramme davon in die Anlage gelangen. Bei näherer Betrachtung dieser Telegramme wurde entdeckt, dass es sich um Broadcast- und Multicast-Telegramme handelt. Diese Telegrammtypen werden von jedem Profinet-Teilnehmer gelesen und bearbeitet. Das kostet in jedem Gerät wertvolle Rechenleistung.

ARP-Pakete (Address Resolution Protocol) werden beispielsweise als Broadcast durch die ganze Linie gesendet. Die Pakete müssen dabei von jedem (IP-basierten) Gerät beantwortet werden. Dies betrifft ebenfalls Profinet-Geräte, da die NRT-Kommunikation (Non-Realtime) auf UDP/IP-Ebene erfolgt. Wenn darunter der Telegrammverkehr zwischen Teilnehmer und Steuerung leidet, kann es zum Ausfall der Anlage führen.

Im Zuge der Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass bei Installationen mit älteren Geräten, die nicht der Profinet-Spezifikation 2.3 entsprechen, ein erhöhtes Ausfallrisiko für die Kommunikation besteht. Deshalb ist es sehr wichtig, dass alle Profinet-Teilnehmer auf dem neuesten Softwarestand sind.

Das Thema KI ist im Prinzip so alt wie die Computertechnik selbst. In der Forschung gab es, zumindest in der Theorie, schon früh erste Erfolge. Doch beim Versuch der praktischen Umsetzung stellte sich schnell heraus, dass die Hardware nicht leistungsfähig genug war. Entsprechend verlor die KI-Forschung an Bedeutung. Fast 50 Jahre, ab 1965 gerechnet, galt das Mooresche Gesetz. Das besagt eine Verdoppelung der Transistoren je Flächeneinheit alle zwei Jahre. Unabhängig davon, dass sich die Halbleiterindustrie zwischenzeitlich den physikalischen Grenzen nähert, haben wir heute eine Technologie mit enormer Leistungsfähigkeit.

Heute spielt dabei nicht nur Big Data eine wichtige Rolle, sondern auch die Cloud. Erst damit ist eine entspannte KI-Modellierung möglich. Jedoch können sich Daten und Konzepte durch neue Erkenntnisse schnell und auch auf überraschende Weise ändern – nicht nur im industriellen Umfeld. Die ständige Herausforderung für ML-Anwendungen besteht darin, die Modelle auf dem neuesten Stand zu halten und die Zuverlässigkeit über die Zeit zu erhalten, um den versprochenen Wert zu generieren und zu erhalten.

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

Das könnte Sie auch Interessieren

Weitere Beiträge

Bild: ©Sikov/stock.adobe.com
Bild: ©Sikov/stock.adobe.com
Ready to use – Datenübertragung über 5G in industriellen Umgebungen

Ready to use – Datenübertragung über 5G in industriellen Umgebungen

Mit deutlich höheren Datenraten, geringeren Latenzen und der Fähigkeit, eine Vielzahl von Geräten gleichzeitig zu verbinden, soll der 5G-Mobilfunkstandard enormes Potenzial für die industrielle Vernetzung in der smarten Fabrik und das IIoT bieten. Die Redaktion hat sich mit Thilo Döring, Geschäftsführer von HMS Industrial Networks, darüber unterhalten, wie das Unternehmen daran arbeitet, das Potenzial von 5G für die Industrie nutzbar zu machen und bestehende Industrieprotokolle und Netzwerktechnik nahtlos in die 5G-Welt zu integrieren.

mehr lesen
Bild: Phoenix Contact GmbH & Co. KG
Bild: Phoenix Contact GmbH & Co. KG
SHL nutzt NearFi-Technologie zur Automatisierung von Drehtischen

SHL nutzt NearFi-Technologie zur Automatisierung von Drehtischen

Seit 1989 baut SHL Anlagen für das automatisierte Schleifen, Polieren und Entgraten. Zur Bearbeitung von Werkstücken werden Maschinen benötigt, welche die gefertigten Teile um 360° schwenken können. Eine physische Verbindung zur Profinet-basierten Übertragung der Sensordaten in beweglichen Anwendungen erweist sich als störanfällig. Deshalb nutzt das Unternehmen die kontaktlose Energie- und Echtzeit-Ethernet-Lösung NearFi von Phoenix Contact zur verschleiß- und wartungsfreien Kommunikation.

mehr lesen
Bild: ©aaalll3110/stock.adobe.com
Bild: ©aaalll3110/stock.adobe.com
Switches als 
Watchdogs im Netzwerk

Switches als Watchdogs im Netzwerk

Bei einem Anlagenretrofit müssen defekte Komponenten getauscht und Maschinen auf den neusten Stand gebracht werden, um die Anlage wieder effektiver und leistungsfähiger zu machen. Dazu zählt auch, das Kommunikationsnetzwerk leistungstechnisch anzugleichen. Hat der Verschleiß von Bauteilen in der Vergangenheit zu Produktionsausfällen geführt, ist es sinnvoll, im Zuge des Retrofits Switches mit Diagnose-Features einzusetzen, um den Ursachen künftig besser auf den Grund gehen zu können und mit Vorlauf alarmiert zu werden. Diesen Weg ging ein Glaswollehersteller gemeinsam mit HMR und Indu-Sol.

mehr lesen