Digitale Partnerschaft von Maschinenbau und Anlagenbetreiber - Teil 2

Neue Potenziale nutzen

Nicht Wolke Sieben, sondern sich ergänzende Interessen vereint Maschinenbauer und Anlagenbetreiber, wenn sie sich für fortgeschrittene Digitalisierungsprojekte entscheiden. Im Industrial Internet of Things (IIoT) locken schließlich neue Effizienzziele und Business-Modelle. Spezialisten wie HMS Industrial Networks und dessen Solution Partner schaffen im Hintergrund die technischen Voraussetzungen dafür.

Ein weiterer Aspekt der Digitalisierung adressiert aktuelle Herausforderungen der Arbeitsmärkte. Viele Unternehmen haben Schwierigkeiten, geeignet qualifizierte Maschinenbediener zu finden oder zu binden. Digitales Wissensmanagement sorgt zunächst dafür, dass Knowhow im Unternehmen bleibt, auch wenn Mitarbeiter dieses verlassen. Zugleich können über den Remote-Zugang neue Servicemodule und Leistungen aufgebaut werden. Hier erhalten Anlagenbediener über Augmented-Reality-Lösungen (AR) visuell aufbereitete Handlungsanweisungen auf das Anlage-HMI oder ein Tablet – z.B. für den Austausch von Verschleißteilen. Gleichzeitig lässt sich ein Webshop des Maschinenbauers einbinden, der passende Bestellungen vorschlägt und aufnimmt.

Vertrauen vs. Absicherung

Doch bei aller Digitalisierungseuphorie und den vielen sich ergänzenden Interessen von Maschinenbau und Anlagenbetreiber muss auch auf ein kritisches Wettbewerbsszenario hingewiesen werden. Dazu ein weiteres Beispiel: Nehmen wir an, Automobilzulieferer A ist es gelungen, seine Produktion von Scheinwerferformen mittels Digitalisierung und verbesserter Parameter im Spritzguss effizienter zu gestalten. Automobilzulieferer B ist Wettbewerber von A und setzt die gleichen Spritzgussmaschinen ein. Bei Serviceeinsätzen bei A, die über eine Remote-Plattform durchgeführt werden, könnte der Spritzgussmaschinenhersteller möglicherweise Zugang zu den optimierten, wettbewerbsrelevanten Parametern von A erhalten.

Die Verfahrenstechnik ist ein gut behütetes Betriebsgeheimnis, das geschützt werden muss. Die Telemetriedaten, welche der Maschinenbauer vom Zulieferer A und B bekommt, helfen die Anlage ständig zu verbessern, was beiden Zulieferern, A und B, zugutekommt. Die Verfahrenstechnik von A und B muss hingegen geschützt werden und darf nicht auf digitalem Weg von A nach B oder umgekehrt geraten. Dieser Konstellation muss im Vorfeld Rechnung getragen werden. Welche Daten könnte und welche Daten darf ein Maschinenbau-Unternehmen über den Remote-Zugang erhalten? Welche Daten sind vertraulich zu behandeln? Fragen wie diese müssen geklärt werden, um mögliche Risiken abzuwenden. Die Umsetzung und Einhaltung dieser Richtlinien lässt sich digital über Fernzugriffe besser kontrollieren und steuern als bei einem Einsatz vor Ort, etwa über einen externen Service-PC.

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