Automatisierte virtuelle Inbetriebnahme

Mit Highspeed zum digitalen Zwilling

Viele Firmen sind vom Nutzen paralleler Engineering Workflows überzeugt, warten aber aufgrund des Implementierungsaufwandes noch mit der Umstellung auf die virtuelle Inbetriebnahme. Dabei beschleunigen Maßnahmen wie die Integration von Bestandsdaten und Schnittstellen-gestützte Automatisierung die Modellerstellung deutlich.
 Die native Anbindung gängiger CAD-Programme an das Simulations-Tool erleichtert die Erstellung der digitalen Zwillinge enorm.
Die native Anbindung gängiger CAD-Programme an das Simulations-Tool erleichtert die Erstellung der digitalen Zwillinge enorm.Bild: F.EE GmbH

In vielen Unternehmen folgt der Engineering-Prozess einem klassischen Workflow: Eine Anlage wird zunächst geplant und konstruiert, bevor die Erstellung der Schaltpläne und Anlagenelektrik, die Softwareentwicklung, Montage, elektrische Verdrahtung sowie Inbetriebnahme folgt. Im Anschluss wird die entwickelte SPS- und Robotersoftware im Handbetrieb an der realen Anlage getestet beziehungsweise finalisiert, um das definierte Verhalten für den anschließenden Automatikbetrieb sicherzustellen. Dahingehend wird im Hinblick auf das weiter voranschreitende digitale Engineering sowie der damit verbundenen Verbesserung von Workflows und Datenstruktur ein Umdenken in vielen Unternehmen stattfinden müssen, um weiterhin erfolgreich am Markt zu bestehen.

 Das Ziel der virtuellen Inbetriebnahme stellt die möglichst detailgetreue Simulation der realen Anlage dar.
Das Ziel der virtuellen Inbetriebnahme stellt die möglichst detailgetreue Simulation der realen Anlage dar.Bild: F.EE GmbH

Parallel statt sequenziell bearbeiten

Mit dem Einsatz einer Software für die Erstellung eines digitalen Anlagenzwillings – wie die Anwendung fe.screen-sim des Neunburger Softwareherstellers F.EE – wird der Engineering Workflow von einem sequenziell geprägten Arbeitsablauf in Richtung parallele Bearbeitung verändert. Davon versprechen sich die Unternehmen kürzere Durchlaufzeiten, die Prozessabsicherung in einer frühen Phase der Konstruktion und eine schnelle und kostengünstige Inbetriebnahme auf Basis einer offline mit dem digitalen Zwilling getesteten Software. „Wir stellen häufig fest, dass sich bedingt durch die Abstimmung der am Engineering-Prozess beteiligten Abteilungen auch die interne Kommunikation in den Betrieben während der Implementierung der virtuellen Inbetriebnahme sehr zum Positiven verändert“, sagt Peter Meier, Leiter der Abteilung ‚Softwareentwicklung Simulation und Virtuelle Inbetriebnahme‘ bei F.EE.

Bild: ©customdesigner/istockphoto.com / F.EE GmbH

Vorhandene Daten nutzen

Doch selbst Fachleute, die die Vorteile der virtuellen Inbetriebnahme für ihre Unternehmen erkannt haben, fürchten mitunter den mit der Implementierung verbundenen Aufwand und fragen sich, wie das Simulations-Tool bestmöglich zu ihren Engineering Workflows passt. „Dabei ergeben sich hier auch hervorragende Möglichkeiten hinsichtlich der Nutzung vorhandener Daten sowie einer automatisierten Modellerstellung“, erklärt Meier.

Jörg Thomas ist technischer Leiter (CTO) der Firma Klotz und auf den Bau von Prüfständen und Montageanlagen für KFZ-Lenkungen, elektrisch unterstützte Rack- und Column-EPS-Systeme sowie deren Komponenten spezialisiert.
Jörg Thomas ist technischer Leiter (CTO) der Firma Klotz und auf den Bau von Prüfständen und Montageanlagen für KFZ-Lenkungen, elektrisch unterstützte Rack- und Column-EPS-Systeme sowie deren Komponenten spezialisiert.Bild: Klotz GmbH

Datenbestand birgt großes Potenzial

Um das Ziel der virtuellen Inbetriebnahme zu erreichen, nämlich den Aufbau eines weitgehend der physischen Anlage entsprechenden Modells, werden viele Informationen und Daten benötigt. Das reicht von den Anlagen-Layouts bis hin zu Technologie-Schemen der Förderelemente wie auch gegebenenfalls vollständige Roboter-Offline-Programme. Und das 3D-Modell muss in einem für die Simulationssoftware lesbaren Format zur Verfügung gestellt werden. Neben dem Handling großer Datenmengen stellt dabei die häufig fehlende Datendurchgängigkeit der verwendeten Systeme inklusive Informationsverluste und Medienbrüche eine Herausforderung dar. Dennoch ist es sinnvoll, bei der Erstellung digitaler Zwillinge auf bereits im Prozess vorhandenes Datenmaterial zurückzugreifen, da damit unter anderem enorme Zeitersparnisse einhergehen. Die effiziente Nutzung dieser Daten für die Modellerstellung hängt somit vom Funktionsumfang der verwendeten Simulationssoftware ab. „Einen weiteren wichtigen Optimierungsfaktor stellt die durchgängige Datenaufbereitung und -strukturierung während des gesamten Engineering-Prozesses dar“, fügt Meier hinzu. Sollten in einem frühen Stadium des Engineering-Prozesses noch keine für die Modellierung verwendbaren Daten vorliegen, wird zuerst ein idealisiertes Modell – etwa zur ersten Absicherung der SPS-Programmierung – aufgebaut, das im Laufe der Projektumsetzung immer detaillierter wird.

Seiten: 1 2 3Auf einer Seite lesen

Das könnte Sie auch Interessieren

Weitere Beiträge

Bild: WIBU-Systems AG
Bild: WIBU-Systems AG
Wibu-Systems und Flecs Technologies bringen Schwung in die Zukunft industrieller Apps

Wibu-Systems und Flecs Technologies bringen Schwung in die Zukunft industrieller Apps

Eine Frage, die sich Entscheider in den Unternehmen täglich stellen, ist: Make Or Buy? Das trifft sowohl auf Softwareschutz und Lizenzierung als auch auf die Umsetzung eines App-Stores oder Marktplatzes zu. DieFirmen Wibu-Systems und Flecs sind eine Partnerschaft eingegangen, um die Entscheidung für KMUs einfacher zu machen. Das Ergebnis: Eine Kombination aus Marktplatz-Technologie sowie Softwareschutz- und Lizenzierungssystem.

mehr lesen
Bild: ISW Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen der Universität Stuttgart
Bild: ISW Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen der Universität Stuttgart
Durchbruch in der Datenvisualisierung mit OPC UA und Virtual Reality

Durchbruch in der Datenvisualisierung mit OPC UA und Virtual Reality

In einer Zeit, in der Digitalisierung und Vernetzung in der Industrie immer wichtiger werden, ist es entscheidend, Maschinendaten effizient zu kommunizieren und zu visualisieren. Die Kombination von OPC UA und Virtual Reality (VR) bietet hier großes Potenzial und ermöglicht nicht nur eine verbesserte Überwachung und Steuerung von Maschinen, sondern eröffnet auch neue Lösungen für Schulungen, Wartung und die Verbesserung von Produktionsprozessen.

mehr lesen
Bild: It´s OWL Clustermanagement GmbH
Bild: It´s OWL Clustermanagement GmbH
Wie Künstliche Intelligenz das Engineering revolutioniert

Wie Künstliche Intelligenz das Engineering revolutioniert

Entwicklungszeiten verringern, Kosten reduzieren und zeitgleich die Produktivität steigern: Warum sich Unternehmen mit künstlicher Intelligenz im Engineering beschäftigen sollten, hat das von it’s OWL initiierte dreijährige Forschungsprojekt KI-Marktplatz eindrucksvoll gezeigt. Damit weitere Unternehmen die Vorteile nutzen können, hat das Projektteam das Startup AI Marketplace gegründet.

mehr lesen