LinkedIn Logo YouTube Logo
ANZEIGE
Ultrapräsizes Mehrachsportal kombiniert Leichtbau und Luftlagertechnik

„Wiederholgenau im zweistelligen nm-Bereich“

Auf der SPS 2022 stellt JAT ein Mehrachssystem vor, das neue Maßstäbe in punkto Genauigkeit setzen soll. Ermöglichen soll das unter anderem eine neuartige Kombination von Materialien. Wie die Lösung im Detail aussieht, hat das SPS-MAGAZIN bei Volker Hille, Business Developer bei JAT, nachgefragt.
 Im Mehrachssystem Fast 4 PnP hat JAT erstmals Luftlagertechnik mit CFK-Leichbaustrukturen kombiniert.
Im Mehrachssystem Fast 4 PnP hat JAT erstmals Luftlagertechnik mit CFK-Leichbaustrukturen kombiniert.Bild: Jenaer Antriebstechnik GmbH

Herr Hille, um was für eine Lösung handelt es sich genau, die Sie in Nürnberg auf der Messe erstmals präsentieren?

Volker Hille: Das Mehrachssystem Fast-Four-Axis-System for Pick’n’Place, kurz Fast 4 PnP, ist eine neuartige Positionier- und Bewegungslösung, in der erstmals Luftlagertechnik, CFK-Verbundmaterialen und Granit miteinander kombiniert wurden. JAT hat das Positioniersystem entwickelt, um sehr hohe Ansprüche an Genauigkeit und Dynamik zu erfüllen. Dafür haben wir Nischentechniken des klassischen Maschinenbaus miteinander kombiniert und ihre Vorteile vereint.

 Aus einem Carbon-Hohlkörper gefertigt, wird 
das Eigengewicht der Achse im Vergleich zu 
Vollmaterial fast um 75 Prozent reduziert.
Aus einem Carbon-Hohlkörper gefertigt, wird das Eigengewicht der Achse im Vergleich zu Vollmaterial fast um 75 Prozent reduziert.Bild: Jenaer Antriebstechnik GmbH

Wie ist das System aufgebaut und welche Leistungsparameter bringt es mit?

Konzipiert ist das System als Gantry, das eine Leichtbauachse aus kohlefaserverstärktem Kunststoff verfährt. Aufgrund seiner mechanisch und thermisch hohen Belastbarkeit ist der Verbundwerkstoff CFK prädestiniert für diesen Einsatz. Aus einem Carbon-Hohlkörper gefertigt, wird das Eigengewicht der Achse im Vergleich zu Vollmaterial fast um 75 Prozent reduziert. An der Leichtbauachse verfährt ein Schlitten, der ebenfalls aus kohlefaserverstärktem Kunststoff besteht und nur 2kg wiegt. Die enorme Reduzierung der Masse steigert die Dynamik des Mehrachssystems außerordentlich. Außerdem haben wir für ein reibungsloses Verfahren die Wälzlagerführung durch Luftlager ersetzt. Wälzlager durchlaufen drei Reibungsformen: Haftreibung, Gleitreibung und Rollreibung, die die Dynamik des Systems einschränken würden. Die Verwendung von Luftlagern eliminiert die Reibung vollständig. Das System wird Stick-Slip-frei bewegt. Dadurch wird die Dynamik und auch Genauigkeit des Systems außergewöhnlich hoch. Beschleunigungen von 100m/s² sind damit umsetzbar. Das Fundament aus Granit bietet eine hohe thermische Stabilität und sehr gute Schwingungsdämpfung. Das Mehrachssystem positioniert wiederholgenau im zweistelligen Nanometerbereich. Die Glieder von Schleppketten haben üblicherweise Einfluss auf die Genauigkeit. Daher haben wir uns entschieden, Schleppkettenschläuche zu verwenden.

Die große Herausforderung 
war es, erstmals zwei Nischentechniken des klassischen Maschinenbaus miteinander zu kombinieren.
Volker Hille - Business Development
Die große Herausforderung war es, erstmals zwei Nischentechniken des klassischen Maschinenbaus miteinander zu kombinieren. Volker Hille – Business Development Bild: Jenaer Antriebstechnik GmbH

Aus welchen Bereichen und Branchen kamen die Anforderungen für solch ein System?

Mikrochips in smarten Produkten werden immer leistungsfähiger und der Bauraum immer kleiner. Doch Maschinenhersteller in der Halbleiterfertigung geraten zunehmend an die Grenzen, was Genauigkeit und Dynamik betrifft. Entsprechend sind derartige Systeme in der Elektronikfertigung sehr gefragt, z.B. für Pick&Place-Anwendungen mit kurzen Strecken, bei denen es auf Beschleunigung ankommt. Ein schnelles hochdynamisches Positionieren von Chips, Leiterplatten oder ähnlichen elektronischen Bauteilen, die Belichtung einzelner Bauelemente auf einem Wafer oder das Microdicing bzw. Microbonden in der Leiterplattenbearbeitung sind passende Beispiele. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere denkbare Einsatzszenarien. So kann man mit dem neuartigen Mehrachssystem einen Laser, beispielsweise Faserlaser, hochdynamisch und ultrapräzise verfahren. Die entsprechende Dynamik hat den Vorteil, dass das zu bearbeitende Material nicht verbrennt. Durch die Genauigkeit erhalten Ecken und Radien eine saubere präzise Kontur. Zusätzlich könnte man simultan arbeiten, also ein weiteres Werkzeug auf der anderen Seite der Achse anbringen und diese gegeneinander laufen lassen.

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

Das könnte Sie auch Interessieren

Weitere Beiträge

Bild: Getriebebau NORD GmbH & Co. KG
Bild: Getriebebau NORD GmbH & Co. KG
60 Jahre Antriebstechnik von Nord

60 Jahre Antriebstechnik von Nord

Nord feiert 60-jähriges Bestehen. 1965 als Anbieter von Getriebemotoren gegründet ist das Unternehmen heute auf durchgängige Antriebslösungen ausgerichtet und weltweit tätig. Welche Faktoren diesen Erfolg besonders beschleunigt haben und wie sich Nord auf dem Markt abhebt, darüber hat sich das SPS-MAGAZIN mit den Geschäftsführern Ullrich Küchenmeister und Gernot Zarp unterhalten.

mehr lesen
Bild: Baumer Group
Bild: Baumer Group
Hochpräzise Magnetisierung

Hochpräzise Magnetisierung

Mit der Drehgeber-Technologie LowHarmonics eröffnet Baumer neue Möglichkeiten in der Antriebstechnik und Fabrikautomation. Das erste Produkt mit der innovativen Signalaufbereitung ist der inkrementale Magnetring-Drehgeber EB260. Der lagerlose Encoder kombiniert die Präzision optischer Abtastungen mit der Robustheit und Wirtschaftlichkeit magnetischer Systeme – bei geringem Bauraum. Das SPS-MAGAZIN sprach mit Stephan Zepf, Strategischer Produktmanager bei Baumer, über die Vorteile der neuen Technologie.

mehr lesen
Bild: Württembergische Elektromotoren GmbH
Bild: Württembergische Elektromotoren GmbH
Effizient automatisieren aus einer Hand

Effizient automatisieren aus einer Hand

Die Anforderungen an Maschinen- und Anlagenbauer steigen kontinuierlich. Digitalisierung, Vernetzung und der Wunsch nach individuellen Lösungen führen zu immer komplexeren Systemen. Gleichzeitig wächst der Zeit- und Kostendruck, während Fachkräfte fehlen und Nachhaltigkeit stärker in den Fokus rückt. Hinzu kommen Schnittstellenprobleme, wenn Komponenten unterschiedlicher Hersteller integriert werden müssen. In diesem Umfeld gewinnen Komplettlösungen für Antriebstechnik zunehmend an Bedeutung.

mehr lesen