Dieses entwickelt sich aber doch recht zögerlich, oder?
Füller: Wenn man ehrlich ist: Die Digitalisierung ist weder in der Gesellschaft, noch in der Industrie wirklich neu. Entsprechende Trends gibt es seit Jahrzehnten. Neu ist jedoch die Vernetzung und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten. Denken Sie nur an die Entwicklung bei Smartphones. Für die Industrie ergeben sich dadurch neue Potenziale für Kosteneinsparungen, Produktivitätssteigerungen oder ganz neue Geschäftsmodelle mit dem Erfassen und der Analyse von Produktionsdaten. Digitalisierung darf aber keine Worthülse bleiben. Deswegen hinterfragen wir immer den konkreten Nutzen für den Kunden und können in unseren eigenen Fabriken – z.B. in der neuen Elektronikfertigung in Bruchsal oder der Antriebsmontage in Graben-Neudorf – entsprechende Ansätze ausgiebig auf Praxistauglichkeit prüfen.
Zukünftig sollen ja einzelne Produkte nicht nur verkauft, sondern möglichst entlang der kompletten Wertschöpfungskette in Engineering-Unterstützung und Service eingebettet werden. Welches Gewicht hat denn das Beratungs- und Dienstleistungsangebot in Ihrem Hause?
Füller: Unter dem Namen Life-Cycle-Services können wir dem Kunden heute schon ein komplettes Servicepaket anbieten. Es beginnt bei Beratung, Entwicklung und Auslegung, geht über die Installation und Inbetriebnahme und reicht bis zum Aftersales, wo wir nicht nur Reparatur und Wartung übernehmen können, sondern auf Wunsch auch das Variantenmanagement sowie Retrofit-Konzepte unterstützen. Wie auf Produktseite, bietet SEW-Eurodrive auch bei den begleitenden Services von einzelnen Komponenten bis zur kompletten Lösung alles an – ein sehr umfangreiches Portfolio. So können wir für Kunden im Vorfeld auch vollständige Produktionslinien oder Werke simulieren oder deren Planung übernehmen.
Jetzt sind aber nicht all Ihre Kunden Early Adopter, und viele wollen bestimmt auch in Zeiten von Movi-C noch auf absehbare Zeit die vorherige Technikgeneration nutzen. Wie sind Sie in Punkto Liefer- und Langzeitverfügbarkeit aufgestellt?
Füller: Das ist ein Spagat, den wir bewältigen müssen. Auf der einen Seite werden regelmäßig Verbesserungen und Innovationen erwartet. Auf der anderen Seite laufen Maschinen und Anlagen mit SEW-Komponenten 20 Jahre und mehr und werden zudem lange von unseren Kunden verkauft. Also haben wir Movi-C parallel zu unseren bestehenden Baureihen eingeführt. Nach aktuellem Stand gibt es auch noch keine Planung für eine Produktabsetzung – das heißt mittelfristig werden beide Baureihen verfügbar sein.