Bewährte Technik in neuem Gewand

Die Zukunft der IEC61131-3

Wir schreiben das Jahr 2020. Händeringend wird in den USA nach Entwicklern gesucht, die Cobol beherrschen. Diese Sprache wurde vor über 60 Jahren für betriebswirtschaftliche Problemstellungen ins Leben gerufen. Auch heute noch sind 40 Prozent der Systeme im Finanzwesen in Cobol programmiert, unter anderem auch das Computersystem zur Erfassung der Arbeitslosenversicherung. Zur Wartung dieser Systeme braucht man Entwickler mit diesem Spezialwissen. Auch IEC61131-3-Programmierer mit dem Wissen und der nötigen Erfahrung zu finden, wird immer schwieriger, obwohl die Programmierung relativ einfach und intuitiv ist.

Modulares Baukastensystem

Mit einem modularen Ansatz lassen sich die vielseitigen Herausforderungen in handhabbare Teilaufgaben zerlegen. Dabei kann eine Basisapplikation um diverse Bausteine ergänzt werden, ohne eine erneute Kompilierung und die damit verbundenen Tests durchführen zu müssen. Die einzelnen Funktionserweiterungen können einer separaten Entwicklung, Produktion und Verifikation unterliegen. Klar definierte Eingangs- und Ausgangsschnittstellen ermöglichen einen unabhängigen Funktionstest und die Integration in eine Gesamtapplikation. Unumstritten ist, dass die IEC61131-3 mit einer kompletten Laufzeitumgebung, dem zugehörigen Hardware-Prozessabbild und den vorhandenen Bibliotheken den kürzesten Weg zu einer lauffähigen Applikation bietet. Um auch auf die Vorzüge anderer Sprachen nicht verzichten zu müssen, kann man diese als vorkompilierte Bibliothek in eine IEC61131-3-Applikation einbinden. Komplette Applikationen, welche in unterschiedlichen Sprachen programmiert wurden, können über definierte Variablenservices Daten miteinander austauschen.

Applikationslogik in der Visualisierung

Die Betriebsvisualisierung bietet einen Überblick über die gesamte Maschine. Treten Fehler auf, wird angezeigt, welcher Maschinenteil von der Störung betroffen ist. Wenn die Anlage steht und der Fehlercode zu wenig Informationen für eine Behebung liefert, dann hilft oft ein Blick in die Applikationslogik, um beispielsweise das Fehlen eines Freigabesignals feststellen zu können. Das dafür notwendige Ablegen des gesamten Quellcodes auf der Steuerung bedeutet bekannterweise ein hohes Sicherheitsrisiko. Zeit- und kostenintensive Service-Einsätze ließen sich vermeiden, wenn ausgewählte Applikationsteile und zugehörige Signale als Grafikelemente in die Betriebsvisualisierung eingebettet werden könnten. Gleichzeitig bleibt der technologische Vorsprung durch den Schutz des Know-hows weitestgehend gewahrt.

Komponentenbasiertes Engineering

Das SolutionCenter ist das einzige All-in-One-Engineering-Werkzeug von Bachmann Electronic. Darin enthalten ist auch das Component Manager Framework, mit dem ein modularer Aufbau bis auf Applikationsebene möglich ist. Jede Komponente läuft als eigenständige Applikation und kommuniziert mit anderen Komponenten über eine Variablenschnittstelle, welche über eine Beschreibungssprache definiert wird. Die Implementierungssprache kann auch erst im Nachgang in Abstimmung mit der Aufgabe der Komponente festgelegt werden. Somit ist auch die Vergabe der Umsetzung der Komponente an externe Dienstleister einfach möglich. Der Code-Generator übernimmt die Erstellung des sogenannten Boiler-Plate-Codes und der Programmierer kann sich voll und ganz auf die Business-Logik konzentrieren. Aufgrund der definierten Schnittstelle kann das Verhalten der einzelnen Komponenten direkt auf der Steuerung mittels Komponententest-Framework verifiziert werden. Das Verschalten der Komponenten zu einer Gesamtapplikation erfolgt anschließend rein über Konfiguration. Zur Analyse und Diagnose kann man sich mittels Entwicklungswerkzeug auf die laufenden Komponenten verbinden und diese auch gleichzeitig debuggen.

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