Wandlungsfähige Montage in frei vernetzten Systemen

Die Zukunft fest im Griff

In Automatisierung und Produktionstechnik stehen aktuell alle Weichen auf möglichst viel Flexibilität. Waren es bisher meist starre Prozesse mit großen Losgrößen, die für Automatisierung und Robotik besonders interessant waren, sind künftig vor allem flexible Systeme und Lösungen gefragt, die unterschiedliche Bauteile und Werkstücke handhaben können. Im Rahmen eines Forschungsprojekts hat die Zimmer Group verschiedene Greiferlösungen realisiert, mit denen sich diesen Herausforderungen der Zukunft gut begegnen lässt.

Adaptives Greifsystem

Für eine roboterbasierte Beförderung verschiedener Produktionsvorrichtungen wurde ein flexibles Greifsystem entwickelt, das die Vorrichtungen an definierten Positionen sicher aufnimmt. Das aus mehreren Elektrogreifern bestehende System zeichnet sich durch seine extreme Vielseitigkeit und Flexibilität aus. Es verfügt über einen großen einstellbaren Hub in X- und Y-Richtung und ermöglicht den klassischen Kraft- und Formschluss sowie das vorgesteuerte Vorpositionieren und Greifen. Weitere Merkmale des Systems sind die schlanke Dimensionierung für den Einsatz an Leichtbaurobotern. Des Weiteren lassen sich alle relevanten Greifparameter im Voraus konfigurieren.

Wechselfingersystem für Fahrwerkkomponenten

In einem zweiten Anwendungsfall wurde von der Zimmer Group ein völlig neuartiges Wechselfingersystem zur Handhabung unterschiedlicher Fahrwerkkomponenten, sogenannter Spurstangen, entwickelt. Durch die Anpassung der Greifbackengeometrie ließen sich verschiedene Bauteile sicher greifen. Lösungen mit weichen Materialien können eine exakte Positionierung der Teile im Greifer jedoch meist nicht gewährleisten. Daher wird in der Praxis heute oft der komplette Greifer über eine Wechselschnittstelle am Roboter ausgetauscht, was zu hohen Kosten führt. Bei dem neuen Zimmer-Wechselfingersystem werden lediglich die Greifbacken ausgetauscht und somit die Anzahl redundanter Roboterkomponenten deutlich reduziert. Die Backen können dennoch Kräfte in allen Raumrichtungen aufnehmen. Für den automatisierten Wechsel sind weder Werkzeuge noch zusätzliche Antriebe oder Sensoren nötig. Er erfolgt allein durch die Bewegung des Roboters, was den Vorgang robust und wartungsfrei macht. Das System ist modular aufgebaut, kann Druckluft oder Vakuum übertragen und ist einfach in Anwendungen integrierbar.

Hohe prozess- und geometriebedingte Toleranzen

Im dritten Anwendungsfall wurde untersucht, wie sich die Elastizität von Greifbacken dafür nutzen lässt, um Bauteile mit großen prozess- und geometriebedingten Toleranzen zu handhaben. Dazu hat die Zimmer Group eine spezielle Backengeometrie entwickelt, die je nach eingesetztem Material eine definierte Flexibilität zulässt. Im Zusammenspiel mit einem flexiblen Zuführsystem konnte so im Forschungsprojekt ein prozesssicheres Greifen umgesetzt werden. Zur Vereinfachung des Greiferwechsels sowie für Anwendungen im Bereich der Mensch/Roboter-Kollaboration oder der mobilen Robotik hat das Unternehmen einen End-of-Arm-Systembaukasten entwickelt. Über ein werkzeugloses mechatronisches Schnellwechselsystems mit Luft-, Strom- und Signalübergabe können mehrere Greifer, Kamerasysteme und Sensoren direkt und ohne außenliegende Kabel mit dem Roboterflansch verbunden werden. Die Geräte tauschen ihre Informationen mit der Robotersteuerung aus und werden entsprechend parametriert und bedient. In den letzten Jahren hat die Zimmer Group mit der Baureihe HRC (human-robot collaboration) Greifer für unterschiedliche Anwendungsfelder entwickelt, die durch die DGUV für Cobot-Anwendungen zertifiziert sind.

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