Viele Nachwuchsentwickler tun sich mit den IEC61131-Programmiermethoden schwer. Bietet hier das Linux- und Docker-Angebot von Wago eine attraktive Alternative?
Holm: Auf jeden Fall. Der Anteil der Entwickler, die Hochsprachen beherrschen, steigt mittlerweile überproportional gegenüber denen, die IEC61131 können. Diesen Wechsel der Entwicklergenerationen können wir mit unserem Angebot wunderbar begleiten und die junge Generation abholen. Sie muss sich dann nicht mehr unbedingt mit den speziellen Ausprägungen der klassischen zyklusbasierten SPS-Programmierung auseinandersetzen. Natürlich hat die IEC61131 ihre Vorteile, gerade für die Kernaufgabe der Steuerungs- und Regelungsprogrammierung. Bei der künftig immer stärker gefragten Auswertung von mathematischen Variablen kommt sie aber schnell an ihre Grenzen. Diesem Funktionszuwachs in Industriesteuerungen kommt unser Docker-Ansatz sehr entgegen.
Wie richtet sich Wago damit an seine Kunden?
Holm: Wir haben einiges vorbereitet und auch schon Projekte umgesetzt, z.B. im Bereich Analytics. Dabei arbeiten wir mit verschiedenen großen Namen zusammen, sowohl in der Vorentwicklung als auch schon in der praktischen Anwendung. Zudem hat Wago einen Github- und einen Docker-Hub-Account eingerichtet, auf denen der Anwender verschiedene Open-Source-Applikationen findet. Das sind in der Regel Lösungen, die sich recht allgemein einsetzen und gut übertragen lassen. Wie gut sie in der Branche schon ankommen, lässt sich anhand der hohen Downloadzahlen ablesen.
Kann der Anwender die vorbereiteten Applikationen kostenfrei nutzen?
Holm: Ja, Wago setzt hier weiterhin auf Offenheit. Deshalb lässt sich unser aktuelles Angebot auf Github und Docker Hub komplett kostenfrei nutzen. Aber weil wir es konsequent ausbauen, werden mittelfristig vermutlich auch Features darunter sein, die über den reinen Open-Source-Ansatz hinausgehen. Hier werden in Zukunft auch Applikationen von Drittanbietern angeboten, sofern sie den Qualitätsansprüchen von Wago genügen.