Was tun die Firmen? Messen im Jahr 2022

Wir gehen ins Jahr 3 der Corona-Pandemie, und wieder wurden Messe- termine verschoben. Die Unsicherheit bezüglich Präsenz-Veranstaltungen bleibt auch 2022 bestehen. Da stellt sich schon die Frage: Wie geht es mit den Fachmessen weiter? Welche Unternehmen werden wo zu finden sein? Und: Werden digitale Formate die Live-Messe ersetzen? Genau diese Fragen haben wir wichtigen Playern der Branche gestellt.

Die sehr kurzfristige Absage der SPS im November 2021 saß einigen doch ganz schön in den Knochen. Da hatte sich in den Herbst-Monaten September und Oktober doch glatt so etwas wie Normalität ausgebildet, und dann mussten komplett aufgebaute Messestände wieder demontiert werden. Kein Wunder, dass die Verunsicherung in der Branche groß ist. Klar, die Messeveranstalter sorgen vor, verlegen ihre 2022er-Messen in Richtung Sommer, wo sie sich jetzt drängen. Aber was denken denn die Firmen, die als Aussteller und auch Besucher auf die Messen sollen? Die Redaktion des SPS-MAGAZINs hat nachgefragt, und erstaunlich viele haben geantwortet.

Es gab einen Satz, der in leichter Variation in fast jeder Antwort zu lesen war: „Wir vermissen den persönlichen Austausch mit unseren Kunden und Partnern sehr.“ Ebenfalls ein gemeinsames Motiv: Viele haben mittlerweile eigene digitale Showrooms, alle rechnen mit weniger internationalen Besuchern. Aber was wollen sie auf den Messen dieses Jahr konkret tun? Lassen wir sie zu Wort kommen:

„Natürlich haben wir digitale Konzepte, die sich bewährt haben. Ebenso nutzen wir die sozialen Netzwerke, um unsere Produkt-Highlights zu präsentieren“, erklärt Dr. Volker Lindenau, Leiter des Geschäftsbereichs Motion bei ABB Deutschland. „Wir freuen uns aber sehr, wenn wir dieses Jahr nach langer Zeit wieder in den direkten Austausch treten können und hoffen, dass unter den geänderten Rahmenbedingungen Messen wie die Ifat, die InnoTrans oder die SPS stattfinden können.“

Viel vor hat Beckhoff. Aktuell planen die Ostwestfalen in Deutschland neben Hannover Messe und SPS unter anderem Achema, AMB, Anuga FoodTec, Automatica, CWIEME, Drinktec, Embedded World, Euroblech, Fachpack, K, Light + Building, Logimat, Vision und Wind-Energy Hamburg. Frederike Beckhoff, Assistentin der Geschäftsleitung, betont: „Der direkte Kundenkontakt ist für uns äußerst wichtig, denn letztendlich ist Automatisierungstechnologie in der Praxis auch ein individuelles und damit sehr menschliches Thema.“

Deutlich sparsamer geht es da IFM Electronic an: „Es wird einige Zeit brauchen, bis sich die Messewelt von der Pandemie erholt hat.Konkret plant IFM eine Teilnahme an der Hannover Messe und der SPS“, so Christian Riethmann, Abteilungsleiter Corporate Fairs & Events bei IFM. Dennoch schätzt auch er den persönlichen Kontakt: „Wir sind nach wie vor überzeugt davon, dass Live-Messen eine große Bedeutung haben. Die echte Wahrnehmung mit allen Sinnen lässt sich zum Glück nicht digitalisieren.“

Auch Jörg Peters, Geschäftsführer von Insevis, vermisst Messen nicht so sehr, denn „Telefonate sind ein altmodischer, aber sehr persönlicher Ersatz.“ Entsprechend will Insevis nur auf der SPS ausstellen und künftig mit reduziertem Aufwand an Messen herangehen.

„Bereits in Vor-Corona-Zeiten gab es den Trend, Messeaktivitäten zu reduzieren, daran hat sich nichts geändert. Messen müssen als Baustein im Marketing-Mix gezielt eingesetzt werden. Die Kosten für Stand- und Messebau explodieren, Corona-Hygienekonzepte müssen zusätzlich implementiert werden“, schildert Annegret Cox, Marketing Director Eurocentral von Dassault Systèmes, die Situation. „Nach aktueller Planung werden wir in diesem Jahr auf der Hannover Messe, der ILA, InnoTrans, SPS, Aircraft Interiors und BCW sowie daneben noch auf einer Reihe kleinerer Fachmessen dabei sein.“

„Die Hannover Messe und die SPS in Nürnberg waren und sind für uns die Schwerpunktveranstaltungen“, erklärt Norbert Schwabbauer, Leitung Vertrieb & Marketing bei KEB Automation, „also gesetzt in unserem Jahresplan. Nach wie vor gilt, dass Messen eine wichtige Plattform für die Pflege und Generierung von Kontakten sind. Die Verschiebungen seit Pandemiebeginn führen allerdings zu terminlichen Ballungen in den zentralen Messezeiträumen.“

„Große Messen stehen für uns als Aussteller in keinem Kosten-/Nutzenverhältnis“, schildert Dietmar Meurer, Geschäftsführer und Inhaber von Meurer-Etechnik, die Sicht eines kleineren Unternehmens. „In den Jahren vor der Pandemie waren wir häufig als Partner von Siemens auf deren Messen vertreten. Das ergab Sinn, für uns und für den Kunden. Wir haben eine Ausstellung in unserem Haus und werden den digitalen Bereich der Präsentation ausbauen.“

„Nord hat schon immer sehr viel Wert auf den direkten Kundenkontakt gelegt, der auf Messen auf besondere Art entsteht. Aktuell planen wir mit 13 Messeauftritten innerhalb Deutschlands, unter anderem mit der Anuga FoodTec, der Ifat, Achema und selbstverständlich der SPS“, sagt Jörg Niermann, Bereichsleiter Marketing von Nord Drivesystems. „Besonders von der Teilnahme an Fachmessen sind wir überzeugt, weil wir hier den direkten Austausch mit Spezialisten der Branchen haben, in denen wir tätig sind.“

„Messe ist auch der Wettbewerb der Lösungen, Wettbewerb der Innovationen und damit Inspiration für Neues. Diesen Stimulus vermissen wir schmerzlich“, so Dr. Gunther Kegel, CEO bei Pepperl + Fuchs. Allderdings: „Zieht man die übervollen Auftragsbücher und die mangelhafte Versorgung mit Bauelementen in Betracht, hat die Neukundengewinnung für viele Aussteller im Moment nicht oberste Priorität. Das wird dazu führen, dass wir uns den Messekalender genau ansehen und die Rosinen heraus picken. Auf der Hannover Messe werden wir mit Sicherheit ausstellen.“

„Die Digitalisierung hilft uns, aber virtuelle Messen und Videokonferenzen sind kein Ersatz für den persönlichen Kontakt“, findet Horst Dieter Kraus, Vice President Marketing and Communications bei Pilz. „Die Hannover Messe und auch die SPS haben wir fest eingeplant, nun mit neuen Terminen. Wir werden im Herbst darüber hinaus erneut auf der InnoTrans in Berlin und auch auf der Fachpack in Nürnberg ausstellen.“

„Bezüglich der größeren deutschen Fachmessen ist Schneider Electric wie gewohnt auf der Hannover Messe, der SPS sowie auf der Light+Building mit von der Partie“, führt Christine Beck-Sablonski, Vice President Marketing Communication DACH bei Schneider Electric, aus. „Darüber hinaus planen wir in diesem Jahr erstmals einen Messeauftritt auf der Angua Food Tec. Zudem werden wir uns auf Roadshows fokussieren. Sie erlauben mehr Kundennähe und bieten Raum, um in Kleingruppen Erfahrungen auszutauschen sowie Produkte und Lösungen direkt erlebbar zu machen.“

„Ich sehe eine Veränderung der inhaltlichen Ausrichtung der Messen selbst, etwa hybride Messen“, betont Heiko Füller, Leiter Marktmanagement bei SEW-Eurodrive. „Während fachliche Informationen immer stärker und effektiver digital beschafft werden, werden physische Messen zunehmend für den zwischenmenschlichen Austausch und die Kontaktpflege genutzt.“

„Wir sehen uns als einen wichtigen Teil des Marktes und insofern auch Bestandteil der wichtigsten Messen, allen voran natürlich die Leitmessen Hannover Messe und SPS“, konstatiert Marcus Bliesze, Vice President Marketing Factory Automation bei Siemens Digital Industries. „Darüber hinaus haben wir aber auch Präsenzen auf weiteren wichtigen Messen. So oder so, die anhaltende Pandemie erfordert ein hohes Maß an Planungsflexibilität.“

„Turck wird, wenn es denn die Corona-Situation erlaubt, Ende Mai auf der Hannover Messe vertreten sein und auch im Herbst auf der SPS in Nürnberg. Darüber hinaus werden wir auch wieder auf der Logimat in Stuttgart vor Ort sein“, bestätigt Christian Wolf, Geschäftsführer von Turck. „Hausmessen und Roadshows sind in der aktuellen Situation keine Alternativen – und nach unserer Erfahrung sind große digitale Events für Kunden oft zu zeitaufwendig. Anders verhält es sich nach unseren Erfahrungen mit sehr konkreten und spezifischen Digitalveranstaltungen, die eine Interaktion ermöglichen.“

„Es bleibt derzeit ein Blick in die Glaskugel, dennoch planen wir für alle relevanten Branchen-Messen. Wir fahren aber weiterhin auf Sicht und werden im Laufe der Messe-Saison auch flexibel entscheiden können, sofern eine Kurskorrektur notwendig ist“, so Sybille Hilker, Leiterin Globales Marketing und Unternehmenskommunikation der Weidmüller Gruppe. „Unabhängig davon, ob Messen stattfinden, oder nicht, glauben wir an eine dauerhafte digitale Verlängerung durch digitale Angebotsformate. Ein virtuelles Angebot muss allerdings mehr sein, als nur ein digitaler Zwilling, es soll einen echten Mehrwert bieten.“

Messetermine in Deutschland (Stand Anfang Februar 2022):

Meorga (Franfurt) 23. März 2022
Automatisierungstreff (Böblingen) 29. – 31. März 2022
all about automation (Friedrichshafen) 5. + 6. April 2022
Control (Stuttgart) 3. – 6. Mai 2022
Sensor+Test (Nürnberg) 10.- 12. Mai 2022
all about automation (Düsseldorf) 11. + 12. Mai 2022
Meorga (Halle) 18. Mai 2022
all about automation (Heilbronn) 18. + 19. Mai 2022
• Hannover Messe (Hannover) 30. Mai – 2. Juni 2022
Logimat (Stuttgart) 31. Mai – 2. Juni 2022
automatica (München) 21. – 24. Juni 2022
Automation (Baden Baden) 28. + 29. Juni 2022
all about automation (Hamburg) 29. + 30. Juni 2022
Achema (Frankfurt) 22. – 26. August 2022
AMB (Stuttgart) 13. – 17. September 2022
Meorga (Ludwigshafen) 14. September 2022
all about automation (Chemnitz) 28. + 29. September 2022
Vision (Stuttgart) 4. – 6. Oktober 2022
Motek (Stuttgart) 4. – 7. Oktober 2022
Meorga (Bochum) 26. Oktober 2022
SPS (Nürnberg) 8. – 10. November 2022
electronica (München) 15. – 18. November 2022
formnext (Frankfurt) 15. – 18. November 2022

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