Was industrielle PCs und Smartphones gemeinsam haben

Virtuelle Konsolidierung

Vor drei Jahrzehnten nutzte man eine Vielzahl von Geräten, um zu telefonieren, Musik zu hören, fernzusehen oder Nachrichten zu senden. Jetzt verwendet man Smartphones, das heißt ein einziges Stück Hardware, mit dem gleichzeitig unterschiedliche Funktionen in Form von Apps bereitgestellt werden. Dies hat eine überraschende Ähnlichkeit mit den Möglichkeiten moderner IPCs, die über genügend Rechenleistung verfügen, um mehrere Anwendungen oder Programme nebeneinander auszuführen und Funktionen zu konsolidieren.

Es gibt unterschiedliche Mechanismen für Virtualisierung, die je nach Aufgabe eingesetzt werden, von vollständiger Computer-Virtualisierung mittels virtuellen Maschinen (VM) über Isolation einzelner Anwendungen mittels Sandboxing, bis hin zu ressourcenschonender Containerisierung, z.B. mittels Docker. Virtualisierung und Konsolidierung von Applikationen bieten mehrere Vorteile auf Grund derer diese Techniken im Mobile-Computing und jetzt zunehmend auch in der industriellen Automatisierung eingesetzt werden:

Kosteneinsparung

Das Ausführen mehrerer Software-Applikationen auf einer einzigen Hardwareplattform erfordert pro Applikation einen Bruchteil an Platz (Racks) für Geräte, Elektronik, Stromversorgung, Verkabelung usw. Auch wenn die Anschaffungskosten einer Server-Plattform höher sind als die von kleineren Server/IPCs, sind ihre Gesamtbetriebskosten dennoch geringer. Eine leistungsstarke Serverplattform kann Dutzende von Software-Applikationen in virtuellen Maschinen parallel ausführen, wohingegen kleinere Server/IPCs oft nur jeweils eine Applikation ausführen könnten. Die Kosteneinsparungen werden noch größer, wenn Containerisierung eingesetzt wird, bei der Hunderte von eigenständigen und unabhängigen Applikationen gemeinsam eine einzige Hardware-Plattform nutzen können.

Resilienz gegen Lieferengpässe

Aufgrund des anhaltenden weltweiten Chipmangels ist die Verfügbarkeit vieler elektronischer Komponenten, die zur Herstellung von IPCs und industriellen Servern erforderlich sind, begrenzt. In Zukunft könnte es daher nötig sein, auf jeden gerade am Markt verfügbaren IPC zuzugreifen, um Installationen aufzubauen und zu warten. Software-Virtualisierung ermöglicht die Abstraktion von der zugrunde liegenden Hardware-Plattform. Gute Virtualisierungslösungen sind außerdem mit einer Vielzahl verschiedener CPUs und Server-/IPC-Hardware kompatibel.

Verwaltung von Softwareinstallationen

In großen und über viele Standorte verteilten IT-Systemen wird Software in der Regel weder vorinstalliert noch vor Ort aktualisiert. Stattdessen wird sie über das Internet ausgerollt und aktualisiert und über einen App Store oder einen Repository-Server wie z.B. Microsoft WSUS verwaltet. Bei kritischen Updates wird dieser Prozess automatisiert: Sicherheitspatches werden direkt auf die Computer ausgerollt. Diese Methode zur Verwaltung von Softwareinstallationen kann bei Nutzung von Software-Virtualisierung auch in industriellen Automatisierungs-Systemen (OT) effizient eingesetzt werden. Ein weiterer Vorteil der Software-Virtualisierung besteht darin, dass sie die Abgrenzung zwischen Applikationen unterstützt. So wird sicherstellt, dass das Update einer Applikation keine Auswirkungen auf simultan auf dieser Hardware laufende Applikationen hat.

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