Wie wichtig das Prinzip der Kooperation bei der Umsetzung von Projekten ist, wissen nicht nur diejenigen, die schon einmal ein Haus gebaut haben. Es erscheint unvorstellbar, dass lediglich eine Person sämtliche Arbeitsschritte vom Erstellen des Bauplans über das Einfassen der Grundmauern bis zum Errichten des Dachstuhls allein ausführt. Erst durch das Zusammenwirken des Architekten, Maurers, Zimmerers, Dachdeckers, Elektrikers und Sanitärtechnikers wird aus dem Traum von einem Haus tatsächlich ein Traumhaus.
Auch in der modernen und zunehmend digitalisierten Arbeitswelt erweist sich die Zusammenarbeit als ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Dies gilt unabhängig davon, in welchem Bereich ein Unternehmen tätig ist. Aufgrund der Herausforderungen beispielsweise des Fachkräftemangels und fehlenden Nachwuchses ist es von entscheidender Bedeutung, welche Mitarbeiter wie kooperieren. In der Automatisierungsbranche stellen die komplexen technologischen Sachverhalte Entwickler und Ingenieure oftmals vor schwierige Aufgaben. Als Beispiel sei das Erschließen neuer Geschäftsfelder genannt, bei denen es im Unternehmen bislang noch an Knowhow fehlt. Hier kann Kollaboration hilfreich sein. Vor diesem Hintergrund tauschen viele Entwickler schon seit Längerem Informationen in Online-Foren oder anderen digitalen Communities aus und teilen ihre Erfahrungen mit deren Mitgliedern.
Weniger Reise- und Bürokosten
Bereits in den 1970er-Jahren – also lange bevor das World Wide Web für die Öffentlichkeit zugänglich wurde – gab es Methoden für den digitalen Austausch. Zwei Studenten der Duke University, einer Privatuniversität in den USA, entwickelten 1979 das Usenet (Unix User Network) auf Basis des sogenannten UUCP-Protokolls (Unix to Unix Copy Protocol) und schufen damit eine virtuelle Plattform, auf deren Grundlage ein forenbasiertes Zusammenarbeiten über Grenzen hinweg möglich war.
Der Organisations- und Wirtschaftspsychologe Prof. Dr. Guido Hertel von der Universität Münster sieht vielfältige Vorteile in der Kollaboration mittels internetbasierter Kommunikationstechnologien. So können international agierende Teams unabhängig von Standorten und Zeitzonen gemeinsam an Projekten arbeiten oder ohne großen Aufwand externe Experten hinzuziehen. Darüber hinaus reduzieren sich zum Beispiel die Reise- und Bürokosten durch die virtuelle Zusammenarbeit deutlich. Nicht zuletzt wegen der Beschränkungen von persönlichen Kontakten im Zuge der Covid19-Pandemie sind Online-Treffen mit Kollegen und Geschäftspartnern via webbasierter Videokonferenzen zur Normalität geworden. Da der Anteil von Homeoffice-Modellen bei Bürotätigkeiten eine zunehmend große Rolle spielt, kommt netzbasierten Kollaborationstools wie Slack, Wire oder Rocket eine immer wichtigere Bedeutung zu.
Mehr Umsatzwachstum
Generell ist festzustellen, dass große, international operierende Unternehmen und Organisationen im Zuge der digitalen Transformation vermehrt auf funktionsübergreifende Zusammenarbeit setzen. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Accenture aus dem Jahr 2020 erzielten Unternehmen, die bewusst ein solches Modell nutzen, mehr als ein doppelt so hohes Umsatzwachstum als Unternehmen, in denen dieser Ansatz nicht vorangetrieben wird. Die Accenture-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass effektive Zusammenarbeit über funktionale Grenzen hinweg nicht nur unnötigen Aufwand und Kosten senkt, sondern ebenso zu messbaren Renditen führt.
Noch erfolgsversprechender im Hinblick auf die Innovationskraft und -geschwindigkeit sind die Ergebnisse, wenn Unternehmen neben der internen Arbeit an Problemlösungen und Zukunftsmodellen ihre Entwicklungsprozesse ebenfalls für die Außenwelt öffnen. Aus dem geschlossenen System des Unternehmens wird somit ein offenes Ökosystem respektive Ecosystem, das in erheblichem Maße von dem Wissen sowie der Erfahrung und Kreativität der Masse profitiert. Einer Einschätzung der Unternehmensberatung Deloitte zufolge zeigt sich diese Art von Offenheit gerade im schnelllebigen Zeitalter der Digital Economy als ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.
Plattform für den fachorientierten Austausch
Das Stichwort ‚kollektive Intelligenz‘ oder auch ‚Gruppen-/Schwarmintelligenz‘ bezeichnet das Phänomen, wenn Gruppen aus Individuen durch Kollaboration intelligente Entscheidungen treffen. Meist handelt es sich dabei um dezentrale Systeme mit nicht-hierarchischen Entscheidungskulturen. Mit PLCnext Technology hat Phoenix Contact innerhalb der Automatisierungsbranche ein Beispiel für ein solches offenes Ecosystem geschaffen. Dieses denkt die industrielle Automation neu und stellt die klassische Automatisierung daher bestmöglich für die digitale Transformation auf. Das PLCnext-Runtime-System basiert auf dem Betriebssystem Linux, um nicht nur echtzeitfähig, sondern auch für alle gängigen Bussysteme und Visualisierungen offen zu sein. Die Anwender entscheiden selbst, welche Protokolle und Tools sie einsetzen möchten. Der PLCnext Store bildet einen Teil des Ecosystems. Als Online-Marktplatz dient er dem Austausch von klassischen und wiederverwendbaren Bausteinen und Apps. Aus dem virtuellen Store können die Nutzer Anwendungen anderer Entwickler sicher und komfortabel auf ihre PLCnext Control laden und anschließend nutzen. Über den digitalen Marktplatz lässt sich zudem die selbst erstellte Software auf dem Markt anbieten – es steht folglich ein neuer Vertriebskanal zur Verfügung.