Herr Franke, steht die Fabrikautomation heute wirklich vor einem Paradigmenwechsel?
Ralf-Michael Franke: Bei der klassischen Automatisierungstechnik befinden wir uns in der Tat auf dem asymptotischen Ast einer S-Kurve, die uns aber – davon bin ich überzeugt – noch weit in die nächsten Jahre hineintragen wird. Parallel entwickelt sich sehr schnell eine weitere, von IoT-Technologien geprägte Automatisierungskurve. Weil der Markt kundenseitig heute noch sehr differenziert ist, lautet die spannende Frage: Wie hält man sein Angebot für den Mainstream attraktiv, der sich noch auf der ersten Kurve befindet? Und wie unterstützt man gleichzeitig die Early Adopter, die zum Sprung auf die zweite Kurve ansetzen oder teilweise schon gesprungen sind?
Lässt sich die Bereitschaft für den technologischen Wandel auf Branchen oder Marktsegmente herunterbrechen?
Franke: Nein, sie hängt doch stark von den Menschen ab – gerade wenn man den Mittelstand in Deutschland betrachtet. Ist der Geschäftsführer affin zur Digitalisierung? Hat er eine Vision und eine Vorstellung von seinem Weg in das IoT? Ist das nicht der Fall, bleibt die Bereitschaft zur Veränderung meist aus.
Aber haben die Maschinenbauer angesichts der momentanen Auftragslage denn überhaupt Zeit, sich damit zu beschäftigen?
Franke: Sie müssen einen Spagat bewältigen und sich – auch wenn das Geschäft brummt – auf die zweite Kurve vorbereiten. Zumindest über einen überschaubaren Zeithorizont von ein paar Jahren.