Dennoch gehen manche Ihrer Marktbegleiter so weit, zu sagen: Der Wettstreit wird zukünftig komplett auf digitaler Seite entschieden. Wie sehen Sie das?
Baumüller: Wir nehmen den technologischen Wandel sehr ernst und setzen uns damit stark auseinander. Deshalb haben wir z.B. für neu entstehende software- und servicebezogenene Geschäftsmodelle eine eigene Tochterfirma namens IEMTEC gegründet. Sie agiert als schlagkräftige Digitalisierungseinheit mit viel Know-how im gesamten Digitalisierungsprozess. Inhouse bei Baumüller arbeitet die IEMTEC mit verschiedenen Abteilungen eng zusammen, extern bedient sie eigene Kunden.
Das heißt auch in diesem Bereich ist Baumüller Anbieter und Anwender zugleich?
Baumüller: Richtig und mit den Erfahrungen aus dem eigenen Haus verbessert sich wiederum das Angebot für unsere Kunden. So pushen wir die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung schon seit über zwei Jahren – direkt am Markt mit der Prozesserfahrung von Baumüller und gebündelt mit der Dynamik eines Start-ups. Die Zielstellung lautet aber auch hier wieder unmissverständlich, die fortschreitende Digitalisierung in greifbaren Nutzen für den Anwender zu transformieren – und das mit bleibendem Fokus auf unsere Automatisierungsausrichtung.
Können Sie für die Kombination von bekannten und neuen Methoden ein Beispiel geben?
Baumüller: Natürlich. Einer unserer Kunden aus der Textilindustrie zum Beispiel hat in seiner Steppmaschine beides erfolgreich kombiniert. Er hat schon früh auf die Nutzung von Smart Data und die Anbindung an die Cloud gesetzt. So können seine Kunden die Produktions- und Anlagendaten der Maschinen und die Machbarkeit von Steppmustern weltweit problemlos und in Echtzeit prüfen. Das bietet die Flexibilität, die der Markt heute fordert und steigert die Verfügbarkeit. Gleichzeitig schafft das neue Geschäftsmodelle für unseren Kunden – beispielsweise kann ein Online-Shop mit angeboten werden, in dem die Muster direkt eingegeben und die Produkte bestellt werden können – bis zu Losgröße 1.
Das heißt an der Stelle kommt auch das Thema Big Data ins Spiel.
Baumüller: Ja, es geht aber weniger um Big Data als vielmehr um Smart Data. Nur durch großes Applikations-Know-how und lange Erfahrung lassen sich erfasste Daten in nützliche Informationen wandeln – darin liegt die große Kunst, mit der man wirklich die Verfügbarkeit, Effizienz oder Laufzeit einer Maschine sinnvoll optimieren kann.