Industrielle Intelligenz erleben

Die Rolle des Menschen in der Fabrik der Zukunft

Die Industrie verändert sich rasch. Themen wie künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen gewinnen innerhalb der vernetzten Industrie weiter an Bedeutung. Unter dem Leitthema Industrial Intelligence stellt die Hannover Messe 2019 diese Entwicklung ins Zentrum. Der Blick richtet sich dabei auch auf die Rolle des Menschen: Er ist es, der weiterhin die entscheidenden Impulse in der Fabrik der Zukunft gibt.
HANNOVER MESSE-Preview am 24. Januar 2019 im Tagungsbereich der Halle 19, Messegelände Hannover. Im Bild: Dr. Jochen Köckler, Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Messe AG, berichtet über den aktuellen Stand der Messevorbereitungen.
HANNOVER MESSE-Preview am 24. Januar 2019 im Tagungsbereich der Halle 19, Messegelände Hannover. Im Bild: Dr. Jochen Köckler, Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Messe AG, berichtet über den aktuellen Stand der Messevorbereitungen.Bild: Deutsche Messe AG

Vom 1. bis 5. April werden 6.500 Unternehmen aus 75 Ländern zur Weltleitmesse der Industrie erwartet. Aus den Bereichen der Automation, Robotik, Industriesoftware, Antriebs- und Fluidtechnik, Energietechnologien, Zulieferung sowie Forschung und Entwicklung sind zahlreiche führende Unternehmen vertreten. Das Partnerland in diesem Jahr ist Schweden. „Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, die Industrie zu revolutionieren“, sagt Dr. Jochen Köckler, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Messe. „In Zukunft steuern KI-Technologien vernetzte Produktionsanlagen und verbessern die Systeme fortlaufend. So steigen die Qualitätsstandards. Herstellungsprozesse werden flexibler und kosteneffizienter.“ Industrieunternehmen machen sich zunehmend digitale Technologien zunutze. Eine Hauptrolle spielen hier Machine Learning und künstliche Intelligenz, indem sie Daten unterschiedlicher Quellen verknüpfen, Fehler voraussehen und Probleme beheben. „Auf Basis von Daten ermöglicht KI eine fortlaufende Verbesserung der Prozesse“, so Köckler. „Daraus ergeben sich enorme Vorteile für Produktivität und Qualität. Auf der Hannover Messe werden mehr als 100 konkrete Anwendungsbeispiele für Machine Learning gezeigt.“ Gezeigt werden Roboter, die Aufgaben in der Fabrik eigenständig lösen und ihr Wissen an andere Maschinen weitergeben. Oder KI-Systeme, die bei Reparaturmaßnahmen detaillierte Instruktionen geben und den Techniker bei der Ausführung begleiten.

Robotik in Halle 17, Industrial Security in Halle 6

Halle 17 der Hannover Messe hat sich in den vergangenen Jahren zum Robotik-Hotspot und dem zentralen Treffpunkt der Branche entwickelt. Zu den Unternehmen, die sich im April dort präsentieren werden, gehören große Namen wie Fanuc, Yaskawa, Stäubli, Universal Robots, Franka Emika, Denso, Yamaha, Mitsubishi, Kawasaki und ABB. Einen Teil der komplett ausgebuchten Halle nimmt auch wieder der Application Park ein. Insgesamt 17 Firmen zeigen dort Innovationen rund um Robotik, Automation, Bildverarbeitung sowie Dienstleistungen und Softwarelösungen. In den Mobile Areas führen fahrerlose Transportsysteme ihr Können vor. Robotik, mobile Roboter sowie die Mensch/Maschine-Kollaboration sind außerdem wichtige Themen im Forum Automation, das erneut in Halle 14 organisiert wird. In 20-minütigen Vorträgen informieren Experten aus der Industrie das internationale Fachpublikum neben Robotik über modulare und elektrische Automation, Frequenzumrichter und Motoren, Antriebstechnik, Industrial IT oder industrielle Bildverarbeitung und Identifikationssysteme. Der Ausstellungsbereich Industrial Security in Halle 6 ist der zentrale Informationstreffpunkt für Anwender und Produktentwickler des Maschinen- und Anlagenbaus sowie der industriellen Automation. Indem Maschinen, Produkte und Prozesse digital miteinander verknüpft werden, lassen sich Datenschätze heben und neue digitale Geschäftsmodelle entwickeln. Dafür brauche es Sicherheit im Austausch und in der Verarbeitung von Daten. Ein anderes Stichwort, das in Zusammenhang mit Industrial Security an Bedeutung gewinnt, ist Blockchain – vor allem mit Blick auf zwei Aspekte: die Datenintegrität und das Daten- oder auch Geräte-Ownership. Der Ausstellungsbereich wird ergänzt durch das Forum Industrial Security. Im Forum informieren Experten aus Wirtschaft und Industrie über Themen wie Security by Design, IT-Sicherheit und Recht, Zertifizierung und Zulassung in der Digitalisierung, Virtualisierung und Cloud Computing, 5G-Technologie, Blockchain/Distributed-Ledger-Technologie oder auch Cyber-Angriffe. Im Mittelpunkt stehen Lösungsansätze genauso wie Best-Practice-Beispiele von Anwendern.

5G für die Industrie

Ab 2020 soll der neue 5G-Mobilfunkstandard in Deutschland die Basis für eine umfassende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft legen. Besonders für die Industrie wird 5G ein wichtiger Meilenstein, da Zukunftstechnologien wie das maschinelle Lernen in der Produktion oder autonomes Fahren dadurch anwendungsreif werden. Für die Hannover Messe wird 5G deshalb ein zentrales Thema sein. Köckler: „5G wird die Industrie in die Lage versetzen, das ganze Potenzial von Industrie 4.0 zu heben.“ Wie das genau aussehen wird, zeigt die Messe in Halle 16 mit einem Blick in die 5G-Zukunft. Gemeinsam mit dem Netzausrüster Nokia wird die 5G-Arena errichtet – ein 5G-Testfeld, in dem erste Anwendungen vorgeführt werden.

Die Zukunft der Arbeit

Mit dem Leitthema Industrial Intelligence ist aber noch mehr gemeint als smarte Technologie: nämlich die digitale Vernetzung von Menschen und Maschinen im Zeitalter der künstlichen Intelligenz. „Wenn wir von den Vorzügen künstlicher Intelligenz sprechen, heißt das nicht, dass wir auf die menschliche Intelligenz verzichten könnten. Im Gegenteil“, so Köckler. „Verantwortungsbewusstsein, Kreativität und Führung – mit diesen Eigenschaften wird der Mensch in Zukunft weiterhin die wichtigste Rolle in der Industrie spielen.“ Deshalb widmet sich die Leistungsschau auch der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Einen wesentlichen Beitrag wird hierzu der neue Kongress Future of Work in Industry leisten. Am 3. April kommen rund 300 Experten, Vordenker und Führungskräfte der Industrie zusammen, um über die Auswirkungen der Digitalisierung auf Qualifikation und Organisation der Arbeit zu diskutieren – darunter Philosoph und Autor Richard David Precht, Siemens-Personalchefin Janina Kugel oder der Human-Cyborg Ralf Neuhäuser. Zum Blick in die Zukunft gehört schließlich auch die Frage, was eigentlich nach Industrie 4.0 kommt. Diese Frage ist von großer Relevanz, wenn es darum geht, auch langfristig im globalen Wettbewerb mitzuspielen. Die Hannover Messe veranstaltet deshalb erstmals den Industrial Pioneers Summit – ebenfalls am Messedienstag. Dort wird über Digitalisierung, KI, Mensch/Maschine-Kollaboration und Plattformökonomie diskutiert. Eingeladen sind Vordenker und Innovationstreiber aus Industrie, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Es geht darum, Erkenntnisse, Meinungen und Theorien über Entwicklungen und Szenarien auszutauschen, um gemeinsam zu einer Vision für das Jahr 2025 zu kommen. (jwz)

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