Interview mit Turck-Geschäftsführer Christian Wolf

„Asien adaptiert Industrie 4.0 und IoT am schnellsten“

Turck baut verstärkt SPS-Kompetenz auf und feiert damit große Erfolge. Das unterstreicht Christian Wolf, Geschäftsführer des Mülheimer Automatisierungsanbieters. Das SPS-MAGAZIN hat sich mit ihm über dezentrale Automatisierungslösungen, die Rolle von Software und Digitalisierung, wichtige Zukunftsmärkte sowie über den Wert von Partnerschaften auf Augenhöhe unterhalten.

Ist dieser Ansatz zukünftig noch zielführend? Auf der SPS IPC Drives 2018 haben sich schließlich fast alle heutigen Protokollwettbewerber zu einer einheitlichen Kombination von OPC UA und Ethernet TSN bekannt.

Wolf: Das ist eine interessante Frage. Ich glaube nicht, dass mittelfristig eine Stärke von Turck verloren geht. Denn auch neue Standards wird man flexibel in Automatisierungsumgebungen einbinden müssen. Und selbst in Zeiten von OPC UA und TSN wird sich der Kunde noch verschiedenen Protokollen gegenüber sehen. Den einen, einzigen Standard quer durch alle Kommunikationsebenen wird es nicht geben. Wir bleiben also kommunikationsseitig breit aufgestellt und wollen auch hier wieder der Earliest Adopter sein.

Wie lange wird es dauern, bis sich OPC UA und TSN im Markt etablieren?

Wolf: Schon über Industrial Ethernet wurde viele Jahre gesprochen, bis die Anbieter nennenswerte Gerätezahlen verkauft haben. Genauso wird es bei OPC UA und TSN sein. Die Anwender sind aufgrund der bestehenden Anlagenarchitekturen in der Adaption deutlich langsamer, als es in der Presse oder auf Messen vermittelt wird. Deswegen sehe ich vorerst keine Multimillionenumsätze mit OPC-UA-Produkten – wenngleich sich hier für uns sicherlich ein sehr spannender Markt entwickeln wird. Man muss nur Geduld mitbringen.

Lassen Sie uns abschließend noch auf Ihre Zusammenarbeit mit Banner Engineering zurückkommen. In der Diskussion um Industrie 4.0 wird die zunehmende Rolle von Partnerschaften immer wieder betont. Will Turck die Erfahrung aus der Kooperation mit Banner auch auf andere Regionen oder Technologiebereiche übertragen – z.B. in Richtung IoT?

Wolf: Ich bin überzeugt, dass wir Partnerschaften in außergewöhnlicher Tiefe leben. Wenn man mit einer solch engen Kooperation groß wird, wie Banner und Turck seit mehreren Jahrzehnten, dann hat man alle Höhen und Tiefen der Zusammenarbeit kennen gelernt. So haben wir den Beweis der Kooperationsfähigkeit längst erbracht und können davon auch profitieren: Denn viele Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, spüren, dass es uns um eine Partnerschaft auf Augenhöhe geht – ganz egal, wer der Größere ist – und dass wir um Lösungen ringen, sie aber nicht einseitig vorgeben. Natürlich haben wir klare Vorstellungen, aber die lassen sich auch kompromissbereit erreichen. Unternehmen, die ihren Weg bisher nur alleine gegangen sind, werden sich in Zukunft sicherlich nicht leicht tun: Denn echte Partnerschaft ist ein Lernprozess – und zwar kein einfacher.

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