Als Erweiterung des bestehenden IO-Link-Standards ist IO-Link Wireless ein hochzuverlässiger, deterministischer, funkbasierter Kommunikationsstandard für die Steuerung und Überwachung in der Fabrikautomation. Basierend auf dem IO-Link-Standard IEC61139-9 bietet IO-Link Wireless industrielle Zuverlässigkeit, geringe Latenz, Skalierbarkeit und deterministische Kommunikation. Es erfüllt die Anforderungen von Industrie 4.0 und ist weit verbreitet. IO-Link Wireless ermöglicht eine nahtlose, herstellerunabhängige Kommunikation. Es erweitert die Vorteile des kabelgebundenen IO-Link und bietet ein einziges Funkprotokoll sowohl für die Steuerung als auch für die Überwachung. Neben der Anbindung von Maschinen unterstützt IO-Link Wireless zusätzliche Anwendungen und Systeme, wie z.B. rotierende Komponenten, funkbasierte intelligente Werkzeuge und Transportsysteme. Der Einsatz von Geräten, die auf dem neuen Standard basieren, ist einfach und kosteneffizient – bei Nachrüstungen als auch bei Neubauten. Ohne die Einschränkungen der Verkabelung sind funkbasierte Systeme flexibler und modular vielfältiger. Die Verarbeitung von IO-Link-Wireless-Daten unterscheidet sich nicht von der des bestehenden IO-Link-Standards, was die Umsetzung vereinfacht.
Zuverlässig und deterministisch
IO-Link Wireless arbeitet im nicht lizenzierten 2,4GHz-ISM-Band (Industrial, Scientific, Medical). Es kommuniziert mit GFSK-HF-Modulation (Gaussian Frequency Shift Keying), die aufgrund ihrer konstanten Hüllkurve immun gegenüber Metall- und Multi-Path-Fading-Effekte ist. Sie beschränkt die Emissionen auf ein schmales Spektralband und macht die Einrichtungen immuner gegen Rauschen und Störungen. Das Protokoll bietet eine Zuverlässigkeit von 10-9 Cycle Error Rate, was um mehrere Größenordnungen besser ist als bei anderen funkbasierten Standards wie WLAN, Zigbee und Bluetooth und der Zuverlässigkeit von Kabeln entspricht. Ein IO-Link-Master (W-Master) kann bis zu fünf Funk-Transceiver (Tracks) abdecken, die jeweils bis zu acht IO-Link-W-Devices unterstützen, so dass sich die Anzahl der Geräte pro W-Master auf bis zu 40 erhöht. Die W-Master-Tracks kommunizieren gleichzeitig auf verschiedenen Frequenzen und ermöglichen so eine optimale Netzauslastung. Bei größeren Netzwerken können mehrere IO-Link Wireless Master nebeneinander zum Einsatz kommen. IO-Link Wireless lässt sich auch als Nachrüstoption zu bestehenden kabelgebundenen IO-Link-Geräten hinzufügen, indem eine W-Bridge oder ein W-Hub verwendet wird. Das Protokoll ist so konzipiert, dass es durch ein adaptives Frequenzsprungverfahren mit anderen Funknetzen und Störern koexistiert. Der Kanalausschluss wird unterstützt, um mögliche Übertragungskollisionen mit anderen Funksystemen wie WiFi zu vermeiden. Der W-Master steuert den Sendezeitrahmen jedes W-Geräts und garantiert so einen fairen Anteil an der Funkbandbreite. Für kritische Daten wird ein integrierter Mechanismus zur automatisch erneuten Übertragung von Paketen verwendet, um hohe Zuverlässigkeit zu gewährleisten und die Latenz zu minimieren. Diese Funktion obliegt der physikalischen Schicht (PHY) der Funkeinheit. IO-Link Wireless wurde entwickelt, um eine deterministische Kommunikation zu ermöglichen. Dies wird durch die Einhaltung eines strikten Kommunikationszyklus (W-Cycle) und durch die Begrenzung der maximalen Anzahl funkbasierter Geräte, die von einem W-Master bedient werden können, gewährleistet. IO-Link Wireless bietet eine deterministische Latenzzeit von 5ms und unterstützt bis zu 40 Knoten (Sensoren, Aktoren oder I/O-Hubs) pro W-Master.
Systemarchitektur
Bei der Entwicklung eines IO-Link-Wireless-fähigen Geräts können Hersteller je nach ihren Anwendungsbeschränkungen, wie Kosten und Formfaktor, aus verschiedenen Systemarchitekturen wählen. Hier die drei gängigsten Optionen:
• System on Chip (SoC): Die kompakteste Implementierung, bei der sogar die höhere Schicht der IO-Link-Wireless-Protokollfunktionen auf dem SoC ausgeführt wird, was zu einer Ein-Chip-Lösung führt.
• Wireless-Coprozessor: Anspruchsvollere Anwendungen können einen dedizierten Host-Prozessor hinzufügen und den Wireless-SoC als Coprozessor verwenden. Beide ICs sind über UART oder SPI miteinander verbunden.
• System on Module (SoM): Um die Hardware-Entwicklung zu beschleunigen, können Projekte um ein vollständig integriertes und zertifiziertes IO-Link-Wireless-Modul herum aufgebaut werden.
Funk-Subsystem
Das integrierte Funk-Subsystem verfügt über einen dedizierten Arm-M0+-Core für Low-Level-Transceiver-Operationen. Die integrierte Funkeinheit bietet alle Funktionen, die für ein IO-Link-Wireless-Gerät im Industriebereich erforderlich sind, z.B. eine adaptive Verstärkungsregelung im Empfangspfad, einen 10dBm-HF-Leistungsverstärker, eine Empfängerempfindlichkeit von -97,6dBm und umfassende Konfigurierbarkeit der zugrunde liegenden Funk-PHY über eine Hardware-Abstraktionsschicht und eine Software-API. Die Funkeinheit verfügt über eine µs-genaue Zeitsynchronisation, die verschiedene andere Funkeinheiten und Geräte auf dieselbe Zeitbasis einstellt, damit diese mit sehr geringem Jitter arbeiten können. Außerdem bietet sie schnelle HF-Modus- und Kanalumschaltzeiten, die für den IO-Link Wireless W-Cycle erforderlich sind. Darüber steht Low-Level-Unterstützung für Frequenzsprünge und verschiedene andere Mechanismen bereit, die für das IO-Link-Wireless-Protokoll erforderlich sind.