Vom Elektronik-Distributor zum One-Stop-Shop

Von Thief River Falls in die ganze Welt

Von dem kleinen Städtchen Thief River Falls im Norden von Minnesota aus beliefert Digikey seine 929.000 Kun⁠den auf der ganzen Welt. Um das künftig noch effizienter zu machen, genügend Platz für eine Produkterwei⁠terung zu haben und für die Zukunft gewappnet zu sein, eröffnete das Unternehmen bereits im Jahr 2022 mit dem 2,2Mio.m² großen Product Distribution Center expansion (PDCe) eines der größten Lagerhäuser Nord­ame⁠rikas. D⁠ie Redaktion des SPS-MAGAZINs konnte sich das Gebäude bei einem Besuch vor Ort anschauen und mit den Verantwortlichen über die Strategie sprechen. 

Digikey beschäftigt weltweit mehr als 5.000 Angestellte – Thief River Falls hat 8.749 Einwohner – und hat fast 17 Millionen Produkte von mehr als 2.800 Lieferanten auf Lager. Bis das ganze Lager in das neue PDCe umgezogen und die Logistik modernisiert ist, werden noch viele Mitarbeiter durch die unzähligen Regale laufen und die jeweiligen Komponenten für den einzelnen Auftrag per Hand einsammeln und zusammenpacken.

Bei diesen Arbeitsabläufen, der weiter wachsenden Produktpalette sowie der steigenden Kundenzahl, war eine Modernisierung und Automatisierung unumgänglich. Schließlich ist Digikey für seine zuverlässige Lieferung – die meisten Pakete sind innerhalb von 48 Stunden beim Kunden – bekannt und das soll auch so bleiben.

Moderne Logistik

Das PDCe ist über 22m hoch, hat vier Stockwerke und eine Grundfläche von 205.000m². In dem Gebäude sind über 50.000 Sprinklerköpfe installiert. Es ist über einen 100m langen Skyway mit dem bestehenden Hauptgebäude verbunden. Für besonders gefragte Bauteile wurde sogar eine spezielle Maschine entwickelt, die automatisch die jeweilige Bestellmenge vom fortlaufenden Band (Cut Tape) abschneidet. Aktuell transportiert noch ein Förderband viele Produkte vom alten Gebäude zu den Packstationen im PDCe. Zurzeit werden täglich 58.000 Teile und 13.000 Pakete von Thief River Falls aus verschickt. In einem Jahr, wenn das gesamte Lager umgezogen ist und sich alle Prozesse eingespielt haben, sollen es 160.000 Teile und 36.000 Pakete täglich sein.

Auf dem Weg zum One-Stop-Shop

Das Portfolio von Digikey wächst sukzessive weiter. Alleine in den ersten beiden Quartalen des Jahres 2023 wurde das Kerngeschäft durch die Aufnahme von 300 neuen Lieferanten in den Marketplace und das Fulfilled-by-Digikey-Programm erheblich erweitert. Zu den wichtigsten Lieferanten, die dem Digikey-Portfolio im Jahr 2023 bisher hinzugefügt wurden, gehören Alps Alpine, Amphenol LTW, Ambiq Micro, Helukabel und Zettler Magnetics. Digikey wächst vor allem im Bereich Automatisierung und will sein Portfolio, dass Sensoren, Steuerungen, Motoren und viele weitere fortschrittliche Produkte umfasst, weiter ausbauen. Dabei entwickelt sich Digikey vom Elektronik-Distributor immer mehr zum One-Stop-Shop. So gehören auch immer mehr Automatisierungskomponenten zum Portfolio. „Inzwischen haben wir Produkte von mehr als 450 Lieferanten für Automatisierungstechnik in unserem Portfolio. In diesem Sektor verzeichnen wir die stärksten Zuwächse. Deshalb wollen wir dort unser Engagement sowie unser Portfolio noch weiter ausbauen” berichtet Eric Halvorson, Partnership Marketing Manager II, Strategic Programs bei Digikey.

Digikey beschäftigt weltweit mehr als 5.000 Angestellte – Thief River Falls hat 8.749 Einwohner – und hat fast 17 Millionen Produkte von mehr als 2.800 Lieferanten auf Lager. Bis das ganze Lager in das neue PDCe umgezogen und die Logistik modernisiert ist, werden noch viele Mitarbeiter durch die unzähligen Regale laufen und die jeweiligen Komponenten für den einzelnen Auftrag per Hand einsammeln und zusammenpacken.

„Wir wollen nicht als Kataloganbieter, sondern als Technologie-Unternehmen gesehen werden“, ergänzt Dave Doherty, Präsident von Digikey. Man wolle die Kunden nicht nur mit Ware beliefern, sondern sie vielmehr aktiv dabei unterstützen, ihre Probleme zu lösen. Diese Strategie und die stärkere Technologisierung sollen auch das neue, grafisch reduzierte Logo, der Verzicht auf den Zusatz ‘electronics’ im Namen sowie der neue Claim ‘We get technical’ verdeutlichen. Mit diesen ganzen Maßnahmen soll die Kundenzahl laut Dave Doherty weiterhin jährlich um rund 5 Prozent steigen. 

Wachstumsmarkt EMEA

Einer der wesentlichen Wachstumsmärkte für Digikey ist EMEA. 27,5 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet der Distributor inzwischen in dieser Region. Und der Anteil soll weiter steigen. Linda Johnson, Executive Vice President Operations, sieht gerade in EMEA gute Entwicklungsmöglichkeiten, weil „uns viele potenzielle Kunden noch gar nicht kennen“. Um dieses Potenzial zu heben, sei es besonders wichtig, das Digikey als lokales Angebot wahrgenommen werde, also Sprache und Währung an das jeweilige Land angepasst sind. Unter anderem deshalb unterstützt Digikey 29 Domains , 16 Sprachen und zwölf Währungen.

Speziell auf Europa zielt auch die Erweiterung eines anderen Angebots von Digikey. Ab sofort sind über das Marketplace-Programm Direktlieferungen von europäischen Lieferanten an europäische Kunden möglich. Mit dem neuen Angebot senkt das Unternehmen die Versandkosten und verringert den ökologischen Fußabdruck. Zudem ließen sich auf diese Weise mehr Produktarten verkaufen, darunter Lithiumbatterien, schwere Automatisierungsgeräte, Chemikalien oder Solarprodukte.

Das Handelsunternehmen wickelt dabei weiterhin die gesamte Transaktion ab. Das bedeutet, dass die Kunden weiterhin den nach Angaben von Doherty „erstklassigen Service genießen können, den sie von uns gewohnt sind, da Digikey hinter jeder Bestellung steht.“ Konkret bedeutet das etwa, dass Kunden zwar weiterhin jederzeit bei Digikey anrufen können, wenn sie Unterstützung benötigen. Doch das Ziel sei, dass es dafür immer weniger Anlässe gibt, weil ihnen alle erforderlichen Informationen auf Anhieb zur Verfügung gestellt werden. Zukünftig soll auch die Webseite stärker personalisierbar sein, beispielsweise durch das Anlegen individueller Filterprofile.

Außerdem erweitert Digikey die Vielfalt seiner Produkte und Lieferanten in neuen Produktkategorien auf dem Marketplace, einer einzigen Plattform für alle Aspekte der technologischen Innovation, einschließlich Leiterplatten, industrieller Automatisierung, Test- und Messverfahren, IoT-Lösungen und praktisch allen Dingen, die mit technologischer Innovation in Verbindung stehen, und zwar über ein einziges Einkaufserlebnis. Derzeit sind etwa 30.000 Artikel für dieses Programm zugelassen, und täglich kommen weitere hinzu.

„Wir wollen nicht als Kataloganbieter, sondern als Technologie-Unternehmen gesehen werden“, ergänzt Dave Doherty, Präsident von Digikey.

Das könnte Sie auch Interessieren

Weitere Beiträge

An der Schnittstelle von Handwerk und Hightech

Wer heute Möbel fertigt, bei dem ist Automatisierung meist nicht weit: Längst ergänzen industrielle Lösungen die handwerkliche Holzbearbeitung und nehmen dem Schreiner aufwändige Arbeitsschritte ab. Fachkräftemangel ist das Ergebnis – könnte man meinen. Wahr ist, dass er auch diese Branche herausfordert. Dazu gehört aber auch: Hinter jeder automatisierten Anlage steht ein Mensch, der sie bedient. Auch in der Holzbearbeitung braucht es dafür die passenden Schnittstellen.

mehr lesen