Schaltschranklose Zukunft?

Schon seit Oktober 2014 fokussiert das Magazin SCHALTSCHRANKBAU Themen, die zwar zuvor auch im SPS-MAGAZIN vertreten waren, allerdings nicht in dieser Ausführlichkeit erörtert wurden. Hierzu zählen etwa aktuelle Entwicklungen in der Planung und dem Bau von Steuerschränken für den allgemeinen Maschinen- und Anlagenbau. Mit dem Aufkommen dezentraler Lösungen namhafter Hersteller gibt es seit einigen Jahren eine Diskussion darüber, wie die Zukunft der Maschinenautomatisierung aussehen könnte. Definitiv ein Thema für beide Magazine!
Bild: TeDo Verlag GmbH

Es ist wie meist bei derlei System-Rivalitäten: Alle Lösungen haben ihre Vor- und Nachteile, und es kommt immer auf die jeweilige Anwendung an. So auch bei der Fragestellung pro oder contra Schaltschrank bzw. dezentrale Automatisierung. Natürlich gibt es Vorteile bei der Letztgenannten. Das offensichtlichste Pro besteht darin, dass der Platz für einen Schaltschrank eingespart wird. Und Platz(mangel) ist in Produktionsbetrieben meist ein relevanter Aspekt. Die jüngst auf den Markt gebrachten dezentralen Systeme bestehen aus einer Baseplate bzw. Backplane sowie unterschiedlichen Plug&Play-Funktionsmodulen, die je nach Applikation ausgewählt werden können. Dies erleichtert das Engineering und reduziert die Anzahl der Bauteile und damit auch die Komplexität des Schaltplans. Der Verkabelungsaufwand ist deutlich geringer als bei einem Schaltschrank, so dass Kosten für Leitungen und Klemmen eingespart werden. Ob sich eine dezentrale Lösung im Endeffekt eher rechnet, muss im Einzelfall geprüft werden, da je nach Aufstellort der Maschine wasser- und staubdichte Komponenten in Schutzart IP67 zum Einsatz kommen müssen, die in der Regel teurer sind als solche in der niedrigeren Schutzart IP20.

Womit wir auch schon bei einem Hauptvorteil der Schaltschrank-basierten Automatisierung wären. Denn immer noch bietet ein Gehäuse für die verbauten elektrotechnischen Komponenten einen sehr guten Schutz, vor allem in Anwendungen mit widrigen Umgebungsbedingungen, beispielsweise der Öl- und Gasindustrie, dem metallverarbeitenden Gewerbe oder der Nahrungs- und Genussmittelbranche. Zudem erhöhen Schaltschränke die Störsicherheit bei elektromagnetischen Interferenzen. Bei entsprechender Verriegelung sind die im Schaltschrank verbauten Komponenten darüber hinaus besser vor dem Zugriff Unbefugter und damit vor Manipulation geschützt als solche, die maschinennah und für jeden zugänglich montiert sind. Geräte, die zentral in einem Schaltschrank verbaut sind, lassen sich auch effizienter warten und instand halten als solche, die dezentral über einen Fertigungsbetrieb verteilt sind. Nicht zuletzt weist die Schaltschrank-basierte Automatisierung in der Regel eine höhere Leistungsfähigkeit im Vergleich zu dezentralen Lösungen auf, was sie vor allem für komplexe Anlagen attraktiv macht.

Auch wenn hier sicherlich noch einige Vor- und Nachteile für die jeweilige Lösung fehlen sollten, so ist doch klar: Der Anwendungsfall entscheidet, und es sollte keine Dogmen bei der Wahl der Mittel geben. Und vor allem: Egal, wie Ihre Wahl ausfällt, mit dem SPS-MAGAZIN sowie dem SCHALTSCHRANKBAU sind Sie über die aktuellen Optionen immer bestens informiert!

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