Herausforderungen der Digitalisierung in der Produktion

Im Spannungsfeld von Theorie und Praxis

Egal ob IoT, durchgängige Vernetzung oder Standardisierung - im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung warten viele Herausforderungen auf die produzierende Industrie. Die Stuttgarter Innovationstage bieten seit vier Jahren dabei konkrete Hilfestellung - mit einem stimmigen Mix aus Theorie und Praxis. Entsprechende Lösungswege und Diskussionen zwischen Automatisierern, Maschinenbauern und Endanwendern sowie Anregungen zum Thechnologietransfer von der Forschung in die Praxis gab die 4. Veranstaltung am 3. und 4. März.
Bild: TeDo Verlag GmbH

Open Source in der Automatisierung

Lutz nahm auch auf die sich wandelnde Rolle von offenem Code und dessen Stellenwert in der produzierenden Industrie Bezug. So hat sich Open Source von einem Thema für Nerds hin zu einer akzeptierten Basis entwickelt, die sogar die großen IT-Konzerne gerne nutzen. Microsoft ist heute der größte Erzeuger von Open-Source-Codezeilen. Auch die Organisationen in der deutschen Industrie beschäftigen sich damit, egal ob OPC-Foundation, VDMA oder die Allianz Industrie 4.0. Laut Lutz brauche es im Maschinenbau ein neues Selbstvertrauen, um abseits der eigenen Kernkomptenz stärker in der Branche zusammen zu arbeiten – auf Basis offener Technologien. Auf das Thema Open Source zielte auch Dr. Julian Feinauer auf den Stuttgarter Innovationstagen ab. Er stellte PLC4X vor, eine Sammlung von Bibliotheken zur Kommunikation mit industriellen SPSen unter Verwendung einer Vielzahl an Protokollen mit einheitlicher Programmierschnittstelle (API). Sie soll – genauso wie OPC UA – dazu beitragen, Komplexität und Inkompatibität in der Automatisierungstechnik aufzulösen sowie einfache und auch preislich attraktive Lösungen anzubieten.

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Von der Theorie in die Praxis

Das Themenspektrum auf der Konferenz deckte weitere Technologiethemen wie TSN oder künstliche Intelligenz ebenfalls ab. Essenzieller Bestandteil waren aber auch – so wie in den Jahren zuvor – die Erfahrungsberichte aus der Praxis, sprich von Maschinenbauern und Endanwendern.

So präsentierte der Werkzeugmaschinenbauer Grob sein IoT-Angebot Grobnet4Industry vor und betonte, wie wichtig dabei die Offenheit für die Anbindung von Fremdfabrikaten ist. Der Trumpf-CEO Hans-Jürgen Prokop ging darauf ein, warum Industrie 4.0 in der Praxis nicht so schnell zum fliegen kommt, wie gedacht. Er macht die Marktsegmente des Maschinenbaus und der produzierenden Industrie, die deutlich kleiner als die der Consumer-Welt sind und eine Skalierung entsprechend schwerer fällt. Prokop stellte fest: Es geht alles langsamer voran, aber dennoch stetig. Auch sei die Investitionsbereitschaft beim Endanwender noch nicht so hoch, dass sich kostenintensive Industrie-4.0-Features für die Maschinenbauer wirklich lohnen würden.

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Der Mensch in der Produktion

Dass bei der Digitalisierung für die Mitarbeiter in der Produktion die Mensch/Maschine-Interaktion, die Komposition von intelligenten Lösungen und die eigenen Fähigkeiten im Mittelpunkt stehen, beleuchtete Dr. Johannes Baumgartl, Robotikexperte bei der Daimler-Tochter TSS. Er zeigte, wie man einen Industrieroboter durch Abstraktion mit den genannten Eigenschaften ausstattet, so dass der Mitarbeiter ihn als ein Werkzeug für seine Fachlichkeit in der heutigen Produktion verwendet. Dabei nahm Baumgartl genauso Bezug auf die Forschungsinitiative Arena 2036, wie auch Dr. Thomas Stiedl von Bosch. In seinem Vortrag ging es unter anderem um die steigende Volatilität der Kundennachfrage, kürzere Produktlebenszyklen und unsichere technologische Randbedingungen. Um weiterhin wirtschaftlich produzieren zu können, müssen Betreiber ihre Fabriken in Zukunft flexibler und wandelbarer gestalten. Die Vision, Flexibilität und Wandelbarkeit in großen Teilen durch Software zu erreichen, stellt für Bosch einen vielversprechenden Lösungsansatz dar. In dieser Hinsicht ging Stiedl auf die Software Defined Factory ein und schloss so wunderbar den Bogen zur akademischen Keynote von Prof. Verl.

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