Im Gespräch mit Manish Kumar, CEO von SolidWorks

„Wir sind ein Forschungs-getriebenes Unternehmen“

Seit Februar 2022 ist Manish Kumar neuer CEO des 3D-CAD-Softwarehauses Solidworks. Das SPS-MAGAZIN sprach mit ihm über die Veränderung der Engineering-Landschaft, die Rolle von SolidWorks bei Dassault Systèmes, die Möglichkeiten von KI und warum Emotion für Produkte wichtig ist.

Das hat ja viel mit dem Mindset der User zu tun. Verändert sich die SolidWorks-Software auch?

Lange Jahre galt das sogenannte Mooresche Gesetz. Alle Softwareunternehmen, auch SolidWorks, haben davon profitiert, dass sich die Rechenleistung alle 18 Monate verdoppelt hat. Provokant gesagt: Selbst wenn ein Softwarehaus 18 Monate nichts verbessert hat, konnte es bei einer neuen Version sagen, dass Projekte sich doppelt so schnell öffnen oder doppelt so schnell rendern. Das ist heute nicht mehr so, die Rechenleistung steigt deutlich langsamer. Hinzu kommt, dass die Komplexität der Montage in einem Tempo zunimmt, das wir uns kaum vorstellen können. Als ich 1998 anfing, war eine Baugruppe mit 50 Bauteilen noch eine große Baugruppe. Dann waren es einige hundert Teile, dann einige Tausend. Wenn man sich heute die größten möglichen Baugruppen ansieht, spricht man manchmal von hunderttausenden Einzelteilen. Und wenn man Hunderttausende von Baugruppen in einem bestimmten Modell hat und weiß, dass die Geschwindigkeit des Computers nicht steigen wird, dann weiß man, dass man anfangen sollte, die Algorithmen so zu optimieren, dass man mit den begrenzten Ressourcen zurechtkommt. Eine weitere Veränderung, an der wir arbeiten, ist der Einsatz von KI und maschinellem Lernen. Die Frage ist: Was können wir aus den Daten lernen, die die Kunden erzeugen?

Stellen die Kunden Ihnen die Daten überhaupt zur Verfügung?

Die Verfügbarkeit von Daten ist ein großer Vorteil der 3DExperience-Plattform von Dassault Systèmes. Wir haben zwei Versionen von SolidWorks. SolidWorks und 3DExperience SolidWorks. Die zweite Version beinhaltet einen kollaborativen Designer für SolidWorks, aber im Grunde können Sie mit beiden Produkten die 3DExperience-Plattform nutzen. Und sobald Sie sie nutzen, werden die Daten eines Unternehmens, egal ob es sich um ein Unternehmen mit fünf, 100 oder 1000 Mitarbeitern handelt, an einem zentralen Ort gespeichert. So wissen Sie in Ihrem Unternehmen genau, wer was erstellt. Sie wissen, welche Art von Informationen es gibt. Dann wissen Sie auch, ob Sie für eine bestimmte Idee die Leute finden, die diese Idee umsetzen können. Oder ob sie die Idee produzieren können. Und auf solche Daten kann eine KI dann auch zurückgreifen.

Aber wie wirkt sich das, wie wirkt sich KI konkret auf die Arbeit in SolidWorks aus?

Zwei Beispiele: Konstruktionen haben oft symmetrische Elemente. Bohrungen, Befestigungsnuten etwa. Wenn man beginnt, eine Skizze auf der Grundlage der Symmetrie des Modells zu erstellen, sind wir in der Lage vorherzusagen, dass man ein bestimmtes Element vielleicht auch auf der anderen Seite haben möchte. Die KI schlägt es vor und man kann als User ja oder nein sagen. Wenn die Benutzer es ausprobieren, sind sie meist überwältigt von der Zeit, die sie einsparen können. Anderes Beispiel: Eines der größten Probleme im CAD ist immer noch, Elemente zueinander auszurichten, etwa den Deckel auf eine Flasche zu setzen. Dazu muss ich die zylindrische Fläche der Kappe auswählen und sagen, dass sie kollinear sein muss, dann muss ich die untere und die obere Fläche auswählen und sagen, dass sie koplanar sein müssen. Das sind vier Klicks, nur um diese Flächen auszuwählen. Dazu muss ich meist die Ansicht manipulieren, verschieben, zoomen und auswählen. Wenn Sie nun drei Flaschen haben, und alle drei müssen verschlossen werden, und Sie haben die erste Flasche bereits verschlossen: Sollten Sie wirklich Zeit investieren, um die anderen drei zu verschließen? Oder sollte die Software per KI Ihnen helfen können? Das können wir jetzt tun. Das sind die Bereiche, in denen wir KI und maschinelles Lernen einsetzen, um die Anzahl der unnötigen Schritte zu reduzieren. Damit sich die Nutzer auf das konzentrieren können, was sie am besten können – kreativ sein.

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