Warum benötigt man neue Bediensysteme in der Mensch/Maschine-Interaktion?
Stefan Selke: In den letzten Jahren verzeichnen wir eine stetige Zunahme der Steuerungskomplexität im Produktionsumfeld. Dem stehen meist Bedienkonzepte gegenüber, die mangels intuitivem Aufbau lange Einarbeitungszeiten benötigen. Die Vielzahl nicht benötigter Interaktionselemente führt zu einer Informationsflut, die den Nutzer schnell abschrecken oder sogar überfordern kann. Diese Komplexität vergrößert die Gefahr von Fehlern, solange die Maschinenbedienung noch nicht vertraut ist. Hinzu kommt, dass selbst erfahrene Mitarbeiter aufgrund der Verschachtelung oder stationären Benutzerschnittstellen viel Zeit bei der Bedienung verlieren.
Sind touchbasierte Bediengeräte hier die Lösung?
Selke: Touchbasierte, stationäre Eingabegeräte sind heute Standard. Allerdings sollten Anwender sich darüber im Klaren sein, dass ältere Modelle häufig nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen und Parallaxe-Fehler (Verfehlen von Schaltflächen aufgrund von schräger Betrachtung des Displays), unzureichende Auflösung oder hohe Reaktionszeiten aufweisen. Auch der Einsatz in rauen Umgebungen, wo viel Staub in der Luft ist oder die Bediener Handschuhe tragen, stellt für Touch-Panels älterer Generation häufig noch ein Problem dar. Touch-Displays der neuesten Generation, wie das XV300 von Eaton, sind für die heutigen Anforderungen, wie Gestenbedienung und Multitouch, bestens gerüstet.
Worauf sollten Entwickler von modernen HMI-Systemen im Produktionsbereich achten?
Selke: Die Entwicklung einer guten Mensch/Maschine-Schnittstelle ist ein iterativer Prozess, an dessen Anfang die Beschreibung der durchzuführenden Aktivitäten und die für die Durchführung zuständigen Nutzergruppen stehen sollten. Im zweiten Schritt wird der Informationsbedarf für jede Nutzergruppe im jeweiligen Arbeitskontext beschrieben. In Schritt drei werden die Hardwarekomponenten und Softwaretools definiert, die der Nutzer verwendet, um auf Informationen zuzugreifen und Bedienschritte auszuführen. Im vierten Schritt wird die Gesamtlösung implementiert, sodass am Ende jeder Nutzer im jeweiligen Arbeitsschritt nur genau die Informationen und Bedienoptionen zur Verfügung hat, die für den jeweiligen Arbeitsschritt notwendig sind. Entwickler müssen heute mehr denn je berücksichtigen, über welche Bedieneinheit welcher Nutzer wann, wie und wo auf welche Informationen zugreifen oder Aktionen einleiten können soll – und diesen Prozess so schlank und selbsterklärend wie möglich gestalten. So entsteht ein kontextspezifisches, nutzerorientiertes Bediensystem. Auch das Thema Sicherheit ist von den Entwicklern unbedingt zu beachten – denn ein mobiles Smart Device wie ein Smartphone oder Tablet mag für den Nutzer den größten Komfort bieten, gehört aber auch zu den bedeutendsten Sicherheitsrisiken.