Die Projekte des Clusters it’s OWL waren ursprünglich auf den Technologietransfer in den Kernmärkten Maschinenbau, Elektrotechnik und Automatisierung ausgerichtet. Es standen also die technischen Möglichkeiten im Fokus. Durch den Einfluss der Digitalisierung auf die Arbeit rücken jetzt aber auch soziale Aspekte der Arbeitsgestaltung in den Vordergrund: Der Wandel zu immer komplexeren Produkten und Dienstleistungen sowie die zunehmende Bedeutung von unternehmensübergreifenden Wertschöpfungsnetzen wirken sich auf die Arbeitsorganisation und die Qualifikationsanforderungen an die Mitarbeiter aus. Die Einführung neuer Technologien funktioniert nicht, wenn die Akzeptanz der Mitarbeiter fehlt, da auch sie für den Erfolg von Industrie 4.0 verantwortlich sind. In fünf Pilotprojekten, initiiert von it’s OWL, haben Forschungseinrichtungen zusammen mit Unternehmensspitzen, Produktionsleitung, Personalabteilung, Beschäftigten, Betriebsrat und Gewerkschaften daran gearbeitet, wie die digitale Transformation eines Unternehmens für alle gelingen kann.
Digitaler Assistent vereinfacht Service Wartung
Das Unternehmen Weidmüller will durch weltweit verteilt Produktionsstandorte die Lieferzeiten kurz halten. Damit eine gleichbleibende Qualität der Produkte gewährleistet ist, setzt das Unternehmen an allen Standorten die gleichen Produktionsmaschinen ein. Die Instandhaltung und Wartung wurde bislang von Experten durchgeführt, die am Hauptsitz von Weidmüller in Detmold angesiedelt sind. Dafür mussten sie erhebliche Reisezeiten in Kauf nehmen. Jetzt können auch digitale Assistenzsysteme für die Kommunikation und Interaktion von den Mitarbeitern in Deutschland und den internationalen Standorten genutzt werden. Die Firma Weidmüller hat zusammen mit den Universitäten Bielefeld und Paderborn an der Integration einer Datenbrille in den Produktionsablauf geforscht: Sie erfasst die aktuelle Ausgangslage und schafft durch Live-Videos und die Einblendung zusätzlicher Informationen die Grundlage für einen ortsunabhängigen Austausch zwischen Mitarbeiter und Experte. So können Mitarbeiter selbst komplexe Aufgaben der Wartung und Instandhaltung ausführen, ohne auf die Anreise eines Experten warten zu müssen.
Einbindung der Mitarbeiter
Der Einsatz der Datenbrille führt für beide Anwendergruppen zu Änderungen der Arbeitstätigkeit. Die Tester der Datenbrillen werden deshalb im Projekt intensiv eingebunden und systematisch befragt. So wurde z.B. erhoben, wie ergonomisch die Brille sitzt, ob es zu einem erhöhten Stressempfinden durch das Tragen kommt oder ganz allgemein, wie zufrieden die Mitarbeiter mit der Datenbrille sind. Die Ansprüche der Beschäftigten im Prozess müssen berücksichtigt werden, um eine erfolgreiche Einführung des Assistenzsystems und die spätere Anwendung im Arbeitsalltag zu gewährleisten. Während des Projekts haben sich die Partner zusätzlich mit den notwendigen Systemlandschaften beschäftigt, die für eine reibungslose Funktion der Datenbrille notwendig sind Darüber hinaus wurde deutlich, dass sich eine flächendeckende Nutzung des Assistenzsystems auch auf die Ausbildung der zukünftigen Mitarbeiter auswirkt. Das Arbeiten mit der Datenbrille sollte daher auch in die Ausbildung integriert werden.
Neue Technik im Einsatz
Weidmüller setzt die neue Technik aktuell vor allem ein, um Wartungsarbeiten an anderen Standorten durchzuführen und wenn Expertenwissen von einem anderen Standort benötigt wird. Knapp 20 Datenbrillen hat das Unternehmen zurzeit im Einsatz – u.a. in China, Rumänien und Australien. Gleichzeitig arbeitet Weidmüller daran, die neue Lösung für Mitarbeiter greifbar und verständlich zu machen. In Schulungen und Workshops sollen Bedenken genommen und Weiterentwicklungsbedarf gefördert werden. Zukünftig sind weitere Einsatzfelder in Planung, wie Begehungen von Werken oder Abnahmen von Maschinen und Anlagen.