Branchenspezifische Umsetzung von Digital Enterprise

Individuelle Lösungen für jede Unternehmensgröße

Im Rahmen einer internationalen Pressekonferenz Ende Februar in Herzogenaurach erhielt die Fachpresse Einblicke in die diesjährigen Ausstellungsschwerpunkte von Siemens auf der Hannover Messe. Das Unternehmen zeigt anhand zahlreicher Beispiele, wie Anwender und Verbraucher mit der Implementierung von Digital-Enterprise-Lösungen das Potenzial von Industrie 4.0 nutzen können. Der Fokus liegt dabei auf der branchenspezifischen Umsetzung über den gesamten Lebenszyklus.
(von links nach rechts) Jürgen Brandes, CEO der Division Process Industries and Drives, Jan Michael Mrosik,  CEO der Division Digital Factory, sowie Ralf Christian, CEO der Division Energy Management, präsentierten in Herzogenaurach die Hannover Messe-Neuheiten von Siemens für ihre jeweiligen Bereiche.
(von links nach rechts) Jürgen Brandes, CEO der Division Process Industries and Drives, Jan Michael Mrosik, CEO der Division Digital Factory, sowie Ralf Christian, CEO der Division Energy Management, präsentierten in Herzogenaurach die Hannover Messe-Neuheiten von Siemens für ihre jeweiligen Bereiche.Bild: TeDo Verlag GmbH

„Die zentralen Herausforderungen, die unsere Kunden zu bewältigen haben, sind einmal die Geschwindigkeit, mit der sie ihre Produkte und Technologien in den Markt bringen müssen, Flexibilität vor allem im Hinblick auf sehr stark individualisierte Erzeugnisse. Beides darf natürlich nicht auf Kosten von Qualität gehen, und selbstverständlich ist in einem sehr kompetitiven Marktumfeld die Effizienz von entscheidender Bedeutung“, führte Jan Michael Mrosik, CEO der Division Digital Factory bei Siemens, in seinem Vortrag aus. Hinzu kämen neue Geschäftsmodelle, z.B. im Bereich Maschinenbau, wo Maschinen nicht mehr verkauft, sondern pro Stunde an Endanwender vermietet würden. „Diese fünf Herausforderungen unserer Kunden möchten wir durch Digitalisierungslösungen unterstützen. Bei jeder dieser Lösungen ist Cyber Security von zentraler Wichtigkeit, damit Digitalisierung nicht dazu führt, dass Geschäftsprozesse unterbrochen werden“, so Mrosik. In der MindSphere-Lounge werden die Version 3, konkrete Use Cases und Referenzen von Siemens und Partnern wie OEMs sowie die neue weltweite Nutzerorganisation MindSphere World präsentiert. Zudem zeigt Siemens, wie industrialisierte Produktion im Bereich der additiven Fertigung heute schon möglich ist sowie Sidrive IQ, die neue digitale Plattform für die Auswertung von Antriebsdaten auf Basis von MindSphere. Für die Energieversorgung stellt Siemens ganzheitliche Lösungen für Industrieunternehmen und Infrastrukturprojekte aus. Intelligentes Energiemanagement mithilfe von MindApps ist dabei ein Fokus. Auf der Messe stellt Siemens die MindSphere Version 3.0 aus, die auf Amazon Web Services (AWS) verfügbar ist. Die Version 3.0 bietet eine leistungsfähigere Entwicklungsumgebung mit offener Programmier-Schnittstelle (API/Application Programming Interface) sowie zusätzliche Analysefunktionen und eine erweiterte Konnektivität. Auch wird sich die neue weltweite Nutzerorganisation MindSphere World mit 18 Gründungsmitgliedern präsentieren. Ziel des Vereins ist es, das Ökosystem rund um MindSphere weltweit auszubauen.

Die neuen Simatic MindApps-Machine-Monitor, Notifier- und Performance-Monitor sind spezielle Applikationen für das offene IoT-Betriebssystem MindSphere, mit denen Anwender einfach die Vorteile cloudbasierter Services nutzen und Mehrwert generieren können.
Die neuen Simatic MindApps-Machine-Monitor, Notifier- und Performance-Monitor sind spezielle Applikationen für das offene IoT-Betriebssystem MindSphere, mit denen Anwender einfach die Vorteile cloudbasierter Services nutzen und Mehrwert generieren können. Bild: Siemens AG

Hilfe bei der Erstellung des digitalen Zwillings

„Mit der Digital Enterprise Suite unterstützen wir sowohl Produkthersteller als auch Maschinenbauer aus der diskreten Industrie bei der digitalen Transformation“, sagt Jan Mrosik. „Dabei sind wir in der Lage, ein digitales Abbild, den so genannten digitalen Zwilling, von Produkt, Produktion und Performance umfassend zu erstellen. Durch die Erkenntnisgewinne aus MindSphere optimieren wir außerdem kontinuierlich die gesamte Wertschöpfungskette unserer Kunden. Dies gilt nicht nur für unterschiedliche Branchen und traditionelle Produktionsverfahren, sondern auch für neue Technologien wie Additive Manufacturing.“ Letzteres wird ebenfalls ein Schwerpunkt des diesjährigen Messeauftritts sein. Siemens ist der weltweit einzige Anbieter von integrierten Software- und Hardwarelösungen für jede Phase der Wertschöpfung im Bereich additiver Fertigung. Für Anwender bedeutet das, dass die gesamte digitale Prozesskette in einer einzigen und integrierten Softwareumgebung abgebildet wird. Die Tools für Entwicklung, Simulation, Produktionsvorbereitung und 3D-Druck sind in einem durchgängigen System zusammengefasst und sind über eine einheitliche Benutzeroberfläche bedienbar. Eine Datenkonvertierung mit möglichem Verlust an Informationsgehalt entfällt damit. Anwender haben so schon heute die Möglichkeit für einen schnellen Übergang von der Prototypen- und Kleinserienproduktion mit Einzelmaschinen hin zur voll industrialisierten Serienproduktion. Zudem zeigt Siemens eine Reihe neuer Apps rund um die Automatisierung mit Simatic-Systemen. Die neuen Simatic MindApps Machine Monitor, Notifier und Performance Monitor sind spezielle Applikationen für MindSphere, mit denen Anwender die Vorteile cloudbasierter Services nutzen und Mehrwert generieren können. Die Simatic MindApps lesen relevante Daten von Produktionsmaschinen oder Anlagen zur Analyse aus, verarbeiten diese zu aussagefähigen Informationen, stellen sie in Dashboards dar oder nutzen sie zur intelligenten Alarmierung und Meldungsdarstellung. Damit die Daten ebenso sicher sind wie Anlagen und Infrastrukturen, schützt das Defense in Depth-Konzept gemäß IEC62443 vor aktuellen und künftigen Cyber-Bedrohungen. Mit Sirius 3RW5 bringt Siemens eine neue Sanftstarter-Generation für einfache bis anspruchsvolle Antriebsanforderungen auf den Markt. Mit dem lückenlosen Gerätespektrum für den schonenden Anlauf von Drehstromasynchronmotoren von 5,5 bis 1.200kW lassen sich einfach und wirtschaftlich effiziente und zukunftssichere Maschinenkonzepte realisieren.

Mit Sirius 3RW5 bringt Siemens eine neue Sanftstarter-Generation für einfache bis anspruchsvolle Antriebsanforderungen auf den Markt. Mit dem Gerätespektrum für den schonenden Anlauf von Drehstromasynchronmotoren von 5,5 bis 1.200 kW lassen sich effiziente und zukunftssichere Maschinenkonzepte realisieren.
Mit Sirius 3RW5 bringt Siemens eine neue Sanftstarter-Generation für einfache bis anspruchsvolle Antriebsanforderungen auf den Markt. Mit dem Gerätespektrum für den schonenden Anlauf von Drehstromasynchronmotoren von 5,5 bis 1.200 kW lassen sich effiziente und zukunftssichere Maschinenkonzepte realisieren. Bild: Siemens AG

Statische und dynamische Daten für die Prozessindustrie nutzen

„Jetzt ist die Zeit, die sich aus der Digitalisierung ergebenden neuen Möglichkeiten zur Optimierung der Wertschöpfungskette für die Prozessindustrien intensiv zu nutzen,“ betont Jürgen Brandes, CEO der Division Process Industries and Drives. Dies gilt für Neuanlagen (Greenfield) ebenso wie für langjährig existierende Bestandsanlagen (Brownfield). Ein erster wichtiger Schritt ist, die im Unternehmen vorhandenen statischen und dynamischen Daten konsequent zu nutzen, um Transparenz über den kompletten Lebenszyklus als Basis für Optimierungen zu schaffen. „Mit unserem Wissen über Elektrifizierung und Automatisierung stehen wir den Unternehmen bei ihrem individuellen Weg zur digitalen Transformation zur Seite. Unser Angebot richtet sich dabei stets nach dem Mehrwert und dem Geschäftsmodell unserer Kunden“. Hier setzt auch das neue Beratungskonzept Digitalization Consulting von Siemens an, bei dem gemeinsam mit den Kunden die digitalen Möglichkeiten über die gesamte Wertschöpfungskette des Unternehmens ausgelotet und eine Digitalisierungs-Roadmap inklusive Investitionskalkulation erstellt wird. Eine wesentliche Rolle spielt dabei der digitale Zwilling der verfahrenstechnischen Produktionsanlage. Dieser entsteht während der Engineering-Phase und wird über den Anlagen-Lebenszyklus hinweg aktualisiert und mit weiteren Daten angereichert. Die fortlaufende Analyse von Prozessdaten und zusätzlichen smarten Sensordaten aus der Feldebene einer Produktionsanlage führt zu einer neuen Dimension an Transparenz, mit der sich Wartung und Instandhaltung deutlich verbessern lassen. Entscheidende Vorteile bietet der digitale Zwilling auch bei der Inbetriebnahme. Hier ermöglicht die Simulations-Software Simit in der Version 9.1. eine noch einfachere Kombination der virtuellen Inbetriebnahme und des Operator Trainings von Anlagen. Anwender könnten so die Inbetriebnahme in der Praxis um bis zu 60 Prozent beschleunigen und gerade auch bei Anlagenumbauten und Migrationen ungewollte Stillstandzeiten auf ein Minimum reduzieren.

Mit neuen Zusatzmodulen erweitert Siemens sein Stromversorgungssystem Sitop PSU8600 zu einer unterbrechungsfreien Gleichstrom(DC)-Stromversorgung.
Mit neuen Zusatzmodulen erweitert Siemens sein Stromversorgungssystem Sitop PSU8600 zu einer unterbrechungsfreien Gleichstrom(DC)-Stromversorgung. Bild: Siemens AG

Neue Datentransparenz im Antriebssystem

Eine weitere Neuheit auf der Hannover Messe ist Sidrive IQ, eine digitale Plattform für die Auswertung von Antriebsdaten mit MindSphere. Sie verschafft Anlagen- und Maschinenbetreibern eine neue Dimension an Datentransparenz über die installierten Antriebssysteme. Das erleichtert das Flottenmanagement und optimiert die Service-Aktivitäten. Die kontinuierliche Datenanalyse spart Zeit und steigert die Anlagenverfügbarkeit, da sich beispielsweise Fehlerquellen frühzeitig identifizieren und rechtzeitig beheben lassen. Damit ist Sidrive IQ die Basis, um höhere Effizienz und gesteigerte Produktivität für Antriebstechnik über den gesamten Lebenszyklus zu realisieren. Ein weiteres Thema des Messestandes ist TSN (Time-Sensitive Networking), das eine noch robustere, zuverlässigere und standardisierte Ethernet-Kommunikation zwischen Automatisierungsgeräten auch unter hoher Netzwerklast ermöglicht. Die Profinet Netzwerkinfrastrukturen werden künftig die TSN-Basistechnologie sukzessive integrieren. Als einen ersten Schritt zeigt Siemens anhand eines Robotik-Messemodells, wie OPC UA PubSub (Publisher/Subscriber) auf Basis von TSN auf Steuerungsebene zum Einsatz kommt.

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