Interview mit Dr. Barbara Frei von Schneider Electric

„Zuhören, Beraten und gemeinsam das Modell mit der richtigen Zielrichtung entwickeln“

Die SPS IPC Drives ist eine der wichtigsten Messen rund um die elektrische Automatisierungstechnik und Schneider Electric ist mit einem Jahresumsatz von 25Mrd. Euro ein echtes Schwergewicht und globaler Player in dieser Branche. Im September fand am Standort Grenoble eine Pressekonferenz statt, während der wir Gelegenheit zu einem Interview mit der Chefin der DACH-Region, Dr. Barbara Frei, hatten. Mit ihr sprachen wir über die Neuaufstellung der DACH-Region, die Einflüsse der Digitalisierung auf den Maschinenbau und die Industrie sowie die Lösungen, die Schneider Electric für seine Kunden dafür bereithält.

Ein Jahr nach der Zusammenlegung der DACH-Region unter ihrer Führung zieht Dr. Frei eine eindeutig positive Bilanz: „Schneider Electric ist in vielen Bereichen aktiv, in dem es nicht mehr um den Verkauf einzelner Komponenten geht. Heute bieten wir vor allem Lösungen oder ganz bestimmte Funktionalitäten an, an denen viele Spezialisten beteiligt sind. 80 Prozent unserer Mitarbeiter sprechen deutsch. Da lag es nahe, die Kompetenz und die Expertise der Teams für die gesamte Region zusammenzulegen. In der DACH-Region gibt es beispielsweise viele Schaltanlagenbauer, die in allen drei Märkten aktiv sind, das Gleiche gilt beispielsweise auch für Building-Management-Lösungen und natürlich für unseren Bereich Machine Solution. Hier stehen wir unseren Kunden heute übergreifend mit hochkompetenten Expertenteams zur Seite. Wir konnten so eine Bündelung und Vereinfachung unserer Ressourcen erreichen, die direkt unseren Kunden zugute kommt“, erläutert sie.

Schneiders Ecostruxure für das digitale Zeitalter

Für die Anforderungen der Digitalisierung hat Schneider Electric die Gesamtlösungeplattform Ecostruxure entwickelt. Hier finden Anwender Lösungen vom Sensor bis in die Cloud, oder besser von der Sensorik bzw. Messwertaufnahme über die Steuerungsebene bis hin zur globalen Geschäftsanalyse. Das Thema werde beim Kunden mittlerweile sehr gut aufgenommen, erläutert Frei: „Wir haben viel Zeit in die Entwicklung der Plattform investiert. Die nächste Aufgabe bestand darin, auch unsere Mitarbeiter dementsprechend auszubilden. Denn Ecostruxure bedeutet nicht nur neue Lösungsmöglichkeiten für unsere Kunden, es ist auch eine andere Art des Verkaufs: Hier gilt gutes Zuhören, Beraten und dann gemeinsam das Modell mit der richtigen Zielrichtung zu entwickeln. Und ich glaube, genau das tun wir heute.“ Lösungen für das digitale Zeitalter benötigten also auch eine neue Art der Zusammenarbeit mit dem Kunden, erklärt Frei: „Kunden sind heute müde immer wieder PowerPoints zu sehen, Kunden möchten Beispiele sehen, Referenzen oder Dashboards. Und diese Anwendungen haben wir heute. Wir können unseren Kunden also an ganz konkreten Beispielen zeigen, welche Lösungsmöglichkeiten Ecostruxure ganz individuell für sie bereithält.“

Kunden auf neue Ideen bringen

Solch eine Lösungsplattform ist immer in der Weiterentwicklung, das ist klar. Dementsprechend gehen auch die Entwicklungen an Ecostruxure immer weiter. Frei: „Wir sind ständig dabei Ecostruxure zu erweitern, um unseren Kunden noch mehr Möglichkeiten zu geben. Dabei steht weiterhin eine Vereinfachung und Reduzierung der Komplexität bei der Umsetzung im Vordergrund. Vorgefertigte Funktionen und Anwendungen, wie wir sie im Prinzip schon seit Jahren beispielsweise mit den TVDAs in Programm haben (Tested, Validated, Documented Application, Anmerkung der Redaktion) spielen bei Ecostruxure eine noch bedeutendere Rolle und an dieser Stelle arbeiten wir mit besonderem Engagement daran, unser Angebot auf den Ebenen Applications und Service Level immer weiter auszubauen. Zuletzt hatte Schneider Electric auf der Hannover Messe den Machine Advisor vorgestellt, ein Tool für Überwachung, Service und Maintenance von Maschinen und Anlagen und deren Zustände, das beispielsweise ein virtuelles Öffnen des Schaltschrankes ermöglicht. „Der Ecostruxure Machine Advisor, den wir im Frühjahr gelauncht haben, kommt beim Maschinenbau sehr gut an. Das ist so ein Beispiel für einen Baustein aus dem Ecostruxure-Baukasten, der – in diesem Fall Maschinenbauer – auf neue Ideen bringt und den Kundennutzen einer Maschine deutlich erhöht“, betont auch Dr. Frei. „Dabei bleibt die Realisierung für den Kunden einfach, da die Lösung schon vorgefertigt ist und nur noch nach Kundenwünschen konfiguriert und angepasst werden muss.“

Analytics – Service – Businessmodel

Aber Schneider Electric gehe noch einen Schritt weiter, denn mit der Digitalisierung geht auch ein Wandel im Geschäftsmodell vieler Branchen und Unternehmen einher, betont Frei: „Digitalisierung ist vielschichtig. Die Kunden fragen sich natürlich, wie das zukünftige Businessmodell für eine bestimmte Lösung aussehen kann. Damit sind wir zunehmend daran beteiligt, mit unseren Kunden gemeinsam nicht nur eine technische Lösung zu entwickeln, sondern auch bei Fragen involviert, wie das Businessmodell unseres Kunden mit seinen Kunden aussieht. Völlig offensichtlich sind solche Themen natürlich bei Service und Analytics, wo wir bereits heute eine Vielzahl an Möglichkeiten für unsere Kunden bereithalten.“ Dazu betreibt Schneider Electric eine Cloud-Plattform für die verschiedenen Segmente als integralen Bestandteil der Ecostruxure. Dem Anwender stehen zahlreiche Möglichkeiten offen, mit Hilfe von Apps, Analytik und Dienstleistungen die Anwendung genau nach seinen Anforderungen zu gestalten. Dabei stehen in der Regel Daten aus der Edge-Controller-Ebene (SPS, DCS usw.) als Grundlage zur Verfügung, die hier bearbeitet und zu Geschäftsentscheidungen oder Geschäftsprozessen aufbereitet werden.

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