Was taugt die Maker-Plattform in der Industrie?

Starter-Kit von Kontron macht Raspberry Pi Industrie tauglich

Kontron hat für Raspberry Pi ein Starterkit entwickelt, mit dem der Universal-Mini-Computer in die Profi-Liga aufsteigt und sich von seinem Bastler-Image verabschiedet. Aber kann die als Experimentier-Plattform weitverbreitete Platine im Vergleich zu hochwertigen Standard-Industrie-Computern tatsächlich punkten? Die Anforderungen sind im industriellen Einsatz schließlich um ein Vielfaches höher als im Hobbyraum. Kontron sagt: Ja, das geht. Der Beleg ist die Entwicklung einer mobilen Messstation für Vitaldaten von Patienten im Krankenhaus.

Raspberry Pi für eine mobile Messstation im Krankenhaus

Kontron entwickelte gemeinsam mit einem Kunden eine Lösung, die die Vitaldaten bettlägeriger Patienten laufend und berührungslos erfasst. Dabei sollte das Gerät mobil und für die Patienten unsichtbar unter dem Krankenbett angebracht sein. Sobald die Daten bestimmte kritische Werte der Herz- und Atemfrequenz sowie zur Dekubitus- und Sturzprophylaxe erreichen, sollten Schwestern und Ärzte automatisch alarmiert werden. Genau das hat Kontron umgesetzt. Für die Klinik waren folgende technische Anforderungen wichtig:

  • Linux-Unterstützung – in diesem Fall sollte yocto Linux verwendet werden,
  • der Support mehrerer Schnittstellen wie WLAN, LAN und Bluetooth,
  • eine hohe Rechenleistung, die auch Machine Learning erlaubt, und
  • die Integration eines zusätzlichen unabhängigen Prozessors, um korrekte Messergebnisse zu gewährleisten.

Die Anforderungen im Gesundheitswesen erfüllt

Als Medizinprodukt musste das Instrument für die Sicherheitsklasse 2b zertifiziert sein, was der zweithöchsten Klasse entspricht. In diese Kategorie fallen z.B. auch Anästhesie- und Beatmungsgeräte. Außerdem musste die mobile Mess-Station die Anforderungen zu Sicherheit und Ergonomie erfüllen, wie sie in der EN60601 für medizinische elektrische Geräte und in medizinischen Systemen definiert sind. Ergänzt wurde die Liste durch weitere Wünsche der Klinik: schnelle Umsetzung, Langzeitverfügbarkeit und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Als Plattform wurde Raspberry Compute Module 3 ausgewählt. Dabei wurde in Kauf genommen, dass die Kriterien Stromverbrauch und Langzeitverfügbarkeit nicht ganz erfüllt werden konnten. Auf der Plus-Seite verbuchten sie dafür aber eine hohe Rechenleistung, den umfassenden Linux-Support und geringe Kosten. Durch das Starterkit von Kontron ging die Entwicklung schnell vonstatten. Der Prototyp bestand auch die hohe Hürde der elektromagnetischen Verträglichkeit. Die Schnittstellen ließen sich mit Raspian OS sehr schnell verifizieren. Bei der Übertragung des Prototypens auf yocto Linux unterstützten die Entwickler aus der S&T Gruppe, zu der Kontron gehört, und die Rpi-Community, so dass am Ende die gewünschte mobile Messstation für Vitaldaten unsichtbar und zuverlässig ihren Dienst tut. n

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Kontron S&T AG

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