Schneider Electrics DACH-Chef im Interview mit dem SPS-MAGAZIN

Neue Produkte – konsequente Strategie

Schneider Electric ist Anbieter für Automatisierungslösungen für den Industrie- und Energie-Sektor. Die Lösungsarchitektur für alle Zielbranchen des Unternehmens nennt sich EcoStruxure und der Chef der DACH-Region heißt Christophe de Maistre. Mit ihm trafen wir uns zum Interview. Denn vielen ist Schneider Electric als Elektrokonzern ein Begriff mit Produkten für Mittel- und Niederspannungstechnik, Steuerungen und Gebäudetechnik. Doch seit Jahren läuft der Umbau des Unternehmens zum IIoT-Anbieter von der MSR-Technik über die Edge bis in die Cloud. Im Interview gab Christophe de Maistre Einblicke in die gegenwärtige Situation des Unternehmens, seine Strategie und konkrete Produktentwicklungen, die die Automatisierungswelt nachhaltig verändern könnten.

Servicegeschäft ausbauen

Software genießt den Ruf, in Krisenzeiten besonders resilient gegen Verluste zu sein. Das liegt zum einen daran, dass so gut wie keine Distributionslogistik notwendig ist, zum anderen aber auch daran, dass die Lizenz- und Servicemodelle immer wiederkehrende Einnahmen ermöglichen. Zudem liegt der Großteil der Innovation auch in der Industrie in der Nutzung der Daten. Derzeit liegt der Anteil von Software und Services bei Schneider Electric bei 17 Prozent des Umsatzes, sagt de Maistre. „Unser klares Ziel ist es, diesen Anteil auf über 20 Prozent zu steigern. Dieses Ziel wollen wir auch gemeinsam mit unseren Systemintegratoren und unseren Partnern erreichen, denn davon profitieren alle Seiten: Unser Unternehmen, unsere Partner und unsere Kunden. Wir befähigen unsere Partner über das Service-Providing, ganzheitliche Lösungen anzubieten. Gerade die Digitalisierung eröffnet hier viele Möglichkeiten wie beispielsweise Predictive Maintenance oder Analytics. An dieser Stelle haben wir viel Aufwand in unsere Produkte und Softwaresysteme investiert und können unseren Kunden so ein differenziert abgestuftes Service-Angebot machen. Denn viele Probleme lassen sich mit modernen Mitteln der Fernwartung und mit Hilfe eines geschulten Mitarbeiters lösen. Wenn es tiefer geht, stehen die Experten von Schneider Electric zur Seite, sowohl unseren Partnern als auch unseren Kunden.“

Dezentrale Systeme ändern die Automatisierungswelt

Mit EcoStruxure Automation Expert hat Schneider Electric im Oktober das neue Tool auf Grundlage der IEC61499 für offene Automatisierung vorgestellt. Hiermit ist eine hardwareunabhängige, softwarebasierte und ereignisgesteuerte Programmierung von Automatisierungsanwendungen möglich. Die rein softwarezentrierte Automatisierungsschicht erlaubt eine tiefere IIoT-Vernetzung. In der Konsequenz könnte man sich vorstellen, dass die Ebene der Steuerungen entfällt und in die einzelnen Geräte wandert. De Maistre sagt dazu: „Der Automation Expert ist tatsächlich so etwas wie eine Revolution. Dahinter steckt letztendlich die Philosophie, dass man die zentrale Steuerung einer Anwendung einspart und die Steuerungsaufgaben in die vernetzten Produkte verlagert. Die Basis dafür ist die Norm für verteilte Steuerungen 61499. Aus meiner Sicht ist das eigentlich die passende Steuerungsphilosophie für das IIoT-Zeitalter. Wir sind davon überzeugt, dass dieser hardwareunabhängige Ansatz die Engineering-Zeiten drastisch reduziert und dadurch die Time-To-Market für Applikationen deutlich verringern kann. Denn indem der Automation Expert die Kommunikationsbeziehungen zwischen einzelnen mechatronischen Komponenten eigenständig konfiguriert, bleibt Anwendern mehr Zeit für die Einrichtung ihrer automatisierten Prozesse. Außerdem können Erweiterungen oder Umrüstungen einer Anlage unkompliziert per Plug&Play-Prinzip umgesetzt werden. Insgesamt lassen sich Produktivität und Flexibilität eines Betriebs damit natürlich um ein Vielfaches steigern. Uns ist bewusst, dass offene Automatisierung für viele in der Branche noch ein neues Thema ist. Dennoch sind wir uns sicher, dass es angesichts der Möglichkeiten und Vorteile, die eine IIoT-getriebene Digitalisierung bietet, der richtige Weg ist, auch in der Automatisierung auf nahtlose IT/OT-Konnektivität und Hardwareunabhängigkeit zu setzen. Wir sind sehr gespannt, wie die Resonanz auf das System ist, aber es kommen immer mehr junge Leute in die Unternehmen, die offen sind für solche Lösungen. Und für alle, die aus vielerlei Gründen noch bei der hardwarezentrierten Steuerung bleiben wollen, haben wir ein leistungsstarkes und skalierbares Portfolio, dass alle Anforderungen an moderne Automatisierungsanwendungen beherrscht.“

Fazit

Schneider Electric hat seine Strategie gefunden und verfolgt konsequent den Digitalisierungskurs. Das gilt für die M&A-Aktivitäten genauso wie für interne Prozesse und die Organisation und natürlich für die Produkte und Lösungen. Mit dem Schritt zum Automation Expert geht das Unternehmen einen Weg, der Mut erfordert, schließlich ist die Steuerungshardware immer noch das Brot- und Butter-Geschäft und das Aushängeschild der Automatisierungsunternehmen. „Ich freue mich immer, wenn wir Vorreiter bei einer Technologie sind. Das ist nicht immer einfach, aber es ist die richtige Innovation zur richtigen Zeit. Und die Offenheit, die der Automation Expert bringt, passt zu Schneider Electric, denn Offenheit ist unsere DNA“, sagt Christophe de Maistre zum Abschluss des Gesprächs.

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