Neue Automatisierungsplattform von Yaskawa

Integration hoch drei

Mit i³ Control hat Yaskawa ein komplett neues Automatisierungssystem angekündigt, das von der Engineering-Umgebung über die Steuerungs- und Antriebshardware bis zum App-Store reicht. Das SPS-MAGAZIN hat sich mit Projektleiter John Glorieus darüber unterhalten, welche Besonderheiten die Neuheit vom bisherigen Angebot auf dem Markt abheben. Nicht unbedeutend dabei ist die Partnerschaft im PLCnext-Ökosystem von Phoenix Contact.
 Das Herzstück der neuen Controller, die Triton-ASICs des Tochterunternehmens Profichip, wurden exakt auf anspruchsvolle Motion-Abläufe ausgerichtet.
Das Herzstück der neuen Controller, die Triton-ASICs des Tochterunternehmens Profichip, wurden exakt auf anspruchsvolle Motion-Abläufe ausgerichtet.Bild: Yaskawa Europe GmbH

Die i³-Control-Plattform soll eine aufeinander abgestimmte Gesamtlösung für industriespezifische Steuerungen bilden – von der Engineering-Software über die Controller-Hardware bis hin zur integrierten Prozessortechnik. Und mit Blick auf den dazugehörigen App-Store auch perspektivisch darüber hinaus. „Seit der Akquisition von Vipa 2013 haben wir versucht, die bestehende Automatisierungslandschaft von Yaskawa bestmöglich zu integrieren“, erklärt John Glorieus, Projektleiter i³ Control. Die neue Plattform sei der konsequent nächste Schritt in diese Richtung.

Bei den Überlegungen für eine neue Steuerungsgeneration stieß das Unternehmen auf PLCnext. Mit diesem Framework, konkret gesagt, der Kombination aus offener Steuerungstechnik und modularen Engineering-Tools, will Initiator Phoenix Contact den Nutzern einfache Adaptionen an sich ändernde Anforderungen ermöglichen. Zudem liegt der Fokus auf einer effizienten Nutzung von bereits existierenden und zukünftigen Software- und IoT-Funktionen. „Dieser Ansatz hat uns gut gefallen“, sagt Glorieus. 2017 startete man in eine Testphase „Die große Frage war: In wie weit lassen sich unsere hohen Motion-Ansprüche an Genauigkeit und Gleichlauf mit PLCnext umsetzen?“

Bild: Yaskawa Europe GmbH

Passende Voraussetzungen

Die Tests waren erfolgreich. Zudem fand Yaskawa die Offenheit des Frameworks, die unterschiedlichen Programmiersprachen sowie das Angebot an Safety- und Security-Funktionen attraktiv. Entsprechend entschloss man sich dazu, PLCnext als Unterbau zu nutzen, um das eigene Angebot an Maschinensteuerungen weiter auszubauen und fortzuentwickeln. 2020 wurde die PLCnext-Laufzeitumgebung lizenziert und eine gemeinsame Weiterentwicklung mit Phoenix Contact vereinbart. Die Hardware behält Yaskawa allerdings in der eigenen Hand. Auch die Motion-Control-Engine sowie Funktionsbausteine werden weiterhin komplett eigenständig entwickelt.

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: Über die Triton-ASICs des Tochterunternehmens Profichip, beherrscht Yaskawa bei seiner neuen Steuerungsplattform sogar die Prozessor-Basis vollständig. Die Halbleiter-Bausteine wurden exakt auf anspruchsvolle Motion-Abläufen ausgerichtet und bilden das Herzstück der neuen i³-Controller – mit Multikern-Prozessor, industrieller GBit-Ethernet-Kommunikation und einem schnellen Rückwandbus.

Bild: Yaskawa Europe GmbH

Echtzeit mit Ethercat

Mit Blick auf Steuerungstechnik und Motion setzt Yaskawa zwar auf PLCnext auf, hat die Eigenschaften des Framework aber nicht unverändert gelassen. „Bestimmte Aspekte, z.B. Profinet als Kommunikationsprotokoll, wollten wir nicht übernehmen“, betont Glorieus. Stattdessen fiel die Entscheidung auf Ethercat. „Wenn man Highend-Motion mit harter Echtzeit realisieren will, reicht Standard-Profinet nicht. Mit Ethercat ist es hingegen kein Problem.“ Zudem wollte Yaskawa auch das zugehörige Safety-Protokoll FsoE (Failsafe over Ethercat) nutzen. Beides wurde zusammen mit Phoenix Contact ermöglicht – laut Glorieus ein prägnanter Beleg, wie offen man im Partnernetzwerk von PLCnext untereinander arbeitet.

„Auf diese Weise konnten wir unsere eigene Ethercat-Bewegungssteuerung implementieren, genauso wie unseren Motion-Kernel sowie unsere Funktionsbaustein- und Roboter-Bibliotheken“, führt der Projektleiter weiter aus. „Als Basis bietet das Software Framework eine Vielzahl an Vorteilen – von der IT- und IoT-Anbindung, über die Sicherheits-Features bis hin zu den integrierten Schnittstellen oder die Nutzungsmöglichkeiten von KI.“ Das habe es im SPS-Umfeld bisher nicht gegeben. „Jetzt können wir sozusagen auf dieser Welle mitsurfen und uns gleichzeitig komplett auf unsere Kernkompetenz – also die Bewegungssteuerung – konzentrieren.

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

Das könnte Sie auch Interessieren

Weitere Beiträge

Bild: Resato
Bild: Resato
Dezentrale Automation im Ex-Bereich

Dezentrale Automation im Ex-Bereich

Unternehmen, die heute in Wasserstoffinfrastruktur investieren, legen viel Wert auf die Skalierbarkeit eines Systems, um flexibel auch auf künftige Anforderungen der Märkte reagieren zu können. Genau deshalb setzt der niederländische Wasserstofftankstellen-Hersteller Resato Hydrogen Technology auf das dezentrale IP67-I/O-Modul-Konzept von Turck. Es bietet auch im Ex-Bereich eine umfassende Lösung für modulare Anlagen – und zwar für alle Signaltypen inklusive Safety.

mehr lesen
Bild: ©putilov_denis/stock.adobe.com
Bild: ©putilov_denis/stock.adobe.com
Warum dezentrale Konzepte die Zukunft der Automatisierung sind

Warum dezentrale Konzepte die Zukunft der Automatisierung sind

Dezentrale Automatisierungskonzepte ermöglichen die intelligente Verteilung von Steuerungsaufgaben und Ressourcen, wobei einzelne Einheiten autonom agieren und dennoch
in Echtzeit miteinander kommunizieren. Das macht Prozesse in der Industrie nicht nur effizienter, sondern auch zuverlässiger und robuster. Zudem ermöglichen sie flexiblere Anpassungen an sich ändernde Anforderungen und fördern die Skalierbarkeit. Das SPS-MAGAZIN hat bei einigen Unternehmen, deren Fokus auf den Vorteilen solcher Konzepte liegen, nachgefragt, welches Potenzial diese Entwicklungen bieten und welche Lösungen bereitstehen.

mehr lesen
Bild: Exor Deutschland GmbH
Bild: Exor Deutschland GmbH
Diese Neuheiten hat Exor auf der SPS 2023 vorgestellt

Diese Neuheiten hat Exor auf der SPS 2023 vorgestellt

Industrial Automation Platform: Unter diesem Claim präsentierte Exor auf der SPS sein Selbstverständnis als Plattformanbieter – der den Maschinenbau von der Feldebene bis zur Cloud bedient. In diesem Rahmen waren auf dem Messestand in Nürnberg auch spannende Neuheiten zu sehen. Das SPS-MAGAZIN hat mit Udo Richter, Geschäftsführer bei Exor in Deutschland, über die Positionierung des Unternehmens und die neuen Produkte gesprochen.

mehr lesen
Bild: Ranpak
Bild: Ranpak
Steuerung sorgt für weniger Transportvolumen und mehr Nachhaltigkeit

Steuerung sorgt für weniger Transportvolumen und mehr Nachhaltigkeit

Unmengen an Luft von A nach B zu transportieren, ist weder nachhaltig noch effizient. Dennoch sind viele Pakete zu groß und erhöhen die Portokosten. Das Unternehmen Ranpak hat eine Lösung für dieses Problem entwickelt: Eine Inline-Verpackungsmaschine, die die Höhe des Kartoninhalts misst und an den Seitenwänden exakte Knickkanten und Schnitte setzt, um den Deckel millimetergenau zu falten. Voraussetzung, dass dieses Konzept aufgeht, ist moderne Steuerungstechnik.

mehr lesen