Gegründet wurde Delta Electronics ursprünglich im Jahr 1971. „Der Günder Bruce Cheng ist als heutiger Ehrenvorsitzender des Vorstands immer noch sehr präsent im Unternehmen“, erzählt Rötger Sander, verantwortlich für die Automatisierung im deutschsprachigen Raum (Head of IABG DACH). „Er hat Delta zu einem Unternehmen ausgebaut, das wirklich überall auf der Welt tätig ist. Europa genießt dabei einen hohen Stellenwert, ist es doch nach Asien und Nordamerika der drittwichtigste Markt für uns.“ Entsprechend ist Delta Electronics seit über 30 Jahren auch in Deutschland aktiv und heute mit zwei Niederlassungen in Soest und Teningen vertreten, die von ehemaligen Produktionswerken stark in Richtung Engineering umgestaltet wurden.
Delta als Automatisierungsanbieter
Um die Entwicklung und den Vertrieb von Automatisierungstechnik kümmert sich der Delta-Geschäftsbereich Industrial Automation Business Group, kurz IABG. Stand heute stehen dem Bereich vier Produktionsstandorte, fünf Entwicklungszentren sowie weltweit über 120 Niederlassungen und Vertriebsbüros zur Verfügung. Die IABG-Zentrale liegt im taiwanesischen Taoyuan, der Großteil der Automatisierungskomponenten wird in einem Fertigungskomplex in Wujiang in China gefertigt. Für den Automatisierungsmarkt in Europa ist in erster Linie der Delta-Standort im Niederländischen Eindhoven zuständig. Von den insgesamt 87.000 Mitarbeitern des Unternehmens entfallen rund 7.500 auf den IABG-Bereich – davon sind wiederum mehr als 1.000 in der Entwicklung tätig. Als Anbieter von Automatisierungstechnik ist Delta Electronics seit den 1990er-Jahren aktiv. Bereits 1995 wurde eine eigene Umrichterserie vorgestellt, vier Jahre später kamen SPSen und Servocontroller auf den Markt. Anfang des Jahrtausends folgten dann Temperaturregler, Drehgeber und HMIs aus eigener Produktion. „Weitere Meilensteine wurden z.B. mit unserer CNC-Steuerung im Jahr 2010 oder mit den Industrial-Ethernet-Switches im Jahr darauf vorgestellt“, sagt Holger Friedrich, Vertriebsleiter für die industrielle Automatisierung in Deutschland. Seit 2015 baut Delta sogar Scara- und Knickarmroboter. „Ersterer ist in Asien bereits weit verbreitet und auch für den hiesigen Markt zertifiziert“, führt Friedrich weiter aus. „Aktuell sind wir in Europa dabei, ein Kompetenzzentrum für Robotik aufzubauen.“ Die jüngsten Erweiterungen des Produktprogramms finden sich in der Sensorik, der Identtechnik oder einer hauseigenen Cloud für industrielle Anwendungen.
Fokus auf hohe Fertigungstiefe
Der rasante Ausbau des Portfolios geht auf die Philosophie des Delta-Gründers Cheng zurück, er setzte von Beginn an auf eine hohe Fertigungstiefe. „Das können wir selber besser, lautet sein Credo“, sagt Friedrich mit einem Augenzwinkern. Entsprechend fertigt Delta alle Produkte seines Portfolios selbst, von wenigen Ausnahmen abgesehen. „Elektromechanik und Mechanik liegen nicht komplett in unserer Kernkompetenz“, verrät der Vertriebsleiter, „das heißt hier arbeiten wir bei Bedarf mit Partnern zusammen“. In den anderen Automatisierungsdisziplinen verhält es sich hingegen genau andersherum. So ist Delta mit dem brandlabeln von Schaltnetzteilen sehr erfolgreich – und heute der größte Hersteller dieser Geräte auf der Welt. Auch in Europa bieten viele namhafte Anbieter die Netzteile von Delta unter der eigenen Marke an. Eine ähnliche Strategie wird auch in der Automatisierung verfolgt. „Wir haben im vergangenen Jahr rund zwei Millionen Kompaktumrichter produziert“, unterstreicht Friedrich. „Den Großteil der Geräte aber eben mit dem Logo unserer Partner.“ Für Delta hat sich dieser Ansatz bewährt, denn durch das so erzielbare Produktionsvolumen lassen sich Produktpreise erzielen, deren Attraktivität keines der beteiligten Unternehmen alleine erreichen könnte.
Wahrnehmung der Marke stärken
Mittlerweile verschiebt sich diese Strategie aber ein wenig, auch wenn man großen Wert darauf legt, die eingespielte Zusammenarbeit mit den bestehenden Partnern beizubehalten. „Da ändern wir natürlich nichts“, fährt Friedrich fort, „dennoch ist es eines unserer Ziele, die Marke Delta hierzulande präsenter zu machen.“ Ein zentrales Element dafür seien einschlägige Fachmessen, wie die Hannover Messe oder die SPS IPC Drives. Dort ist Delta in letzter Zeit mit großen Ständen vertreten. „Hier können wir unser breites Spektrum der Automatisierungstechnik wunderbar zeigen und das kommt bei potenziellen Neukunden gut an“, so Friedrich. Langfristig sieht Delta eine Positionierung als Vollsortimenter als richtigen Weg. Denn Kunden erwarten immer öfter abgestimmte, schlüsselfertige Lösungen und alle dafür nötigen Bestandteile aus einer Hand. „In dieser Hinsicht wollen wir uns über kurz oder lang zum Systemanbieter entwickeln“, erklärt Friedrich. „Und hierfür ist der Bekanntheitsgrad der Marke Delta im deutschsprachigen Raum und in Europa natürlich sehr wichtig.“ Parallel sei man aber nach wie vor aufgeschlossen für Brandlabel-Partner, die Delta-Automatisierungstechnik in einer spezifischen Ausführung bekommen möchten. „Man muss nur offen mit den Interessenten über deren Vorstellungen und Strategie sprechen, und darauf aufbauend ein Konzept entwickeln, das für beide Seiten Vorteile bringt.“ Interessenskonflikte sieht Friedrich dabei nicht, denn: „Die Geräte, die wir mit Delta-Logo verkaufen, haben ein komplett anderes Design, als die technischen Pendants, die wir unseren Partnern liefern.“ Wichtige Aspekte um die Vorstellungen der Kunden und Partner hierbei zu erfüllen sind aus Delta-Sicht Kundennähe und kurze Reaktionszeiten. „Delta ist zwar ein riesiger Konzern“, erklärt Rötger Sander, „aber wir haben flache Hierarchien, die uns flexibel halten. Wenn es in Europa den Bedarf für neue Funktion gibt, dann werden diese schnell im Design umgesetzt und den Anwendern zum Testen zur Verfügung gestellt.“