Funktionale Sicherheit für KMUs - Teil 2/2

Der sichere Weg

Im Teil 1 wurden die einzelnen Normen und deren Zusammenhänge diskutiert, der Sicherheitslebenszyklus dargestellt und der Spannungsbogen zwischen Flexibilität, Agilität und von der Norm geforderten formalen Notwendigkeiten aufgezeigt. Der zweite Teil soll eine Hilfestellung für frühe SRS-Projektphasen geben und sich mit der Frage nach den richtigen Inhalten einer SRS befassen.

Lastenheft/SRS

Für das Lastenheft bzw. die SRS liegt idealerweise ein Template vor, das eine Struktur mit Mindestinhalten für die typischen Produkte der Organisation vorgibt. Da industrielle Produkte in der Regel nicht völlig eigenständig betrieben, sondern in ein überlagertes Automatisierungssystem integriert werden, ergeben sich bereits hieraus viele Anforderungen, wie z.B. Schnittstellen, Bussysteme, Befestigungsarten, Aufbauform, Versorgungsspannungsbereiche. Wenn bei einem FS-Produkt das Lastenheft auch die SRS beinhaltet, sind einige zusätzliche Anforderungen zu berücksichtigen. Einerseits sind konkrete sicherheitsrelevante Eigenschaften zu definieren und erhöhte formale Anforderungen an die Erstellung der SRS zu erfüllen. Für ein FS-Produkt sind typischerweise die Sicherheitsfunktion, SIL bzw. PL, der sichere Zustand, die Betriebsart (Continuous Mode, High Demand, Low Demand), die maximale Ausfallrate und die Fehlerreaktionszeit zusätzlich zu definieren. Auch hier gilt: Je besser das Zielsystem bekannt ist, umso treffender können die Produkteigenschaften formuliert werden. Formale Kriterien bei Erstellung der SRS sind u.a. klare, präzise und widerspruchsfreie Anforderungen, die verifizierbar und testbar sind. Den einzelnen Requirements müssen zudem eine eindeutige Identifikationsnummer zugeordnet werden, um eine Nachverfolgbarkeit über alle späteren entstehenden Designdokumente und Testprotokolle zu ermöglichen. Auch muss die SRS durch ein Review verifiziert werden, bei dessen Durchführung sich die Verwendung einer SRS-spezifischen Checkliste bewährt hat. Mit Freigabe der SRS ist die Phase 9 des Sicherheitslebenszyklus nach IEC61508 abgeschlossen. Nun kann der Übergang in die Phase 10, die Entwicklung der sicherheitsgerichteten Komponente, erfolgen.

Fazit

Prozessorientierung bei der Produktentwicklung trägt maßgeblich dazu bei, Entwicklungsrisiken zu vermeiden, die Produktqualität zu verbessern, die Product LifeCycle Costs zu reduzieren, externe Auditierungs- und Zertifizierungskriterien zu erfüllen und schlussendlich die Time-to-Market zu verkürzen. Es bedarf Erfahrung, Expertise und Pragmatismus um die geforderten Strukturen aufzubauen bzw. anzupassen und eine typische Überauslegung der Anforderungen zu vermeiden. Prozesse und Strukturen müssen nicht behindern, sondern können gerade dazu dienen, geistige Freiräume zu schaffen, in denen wahre Innovationen entsteht.

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