Sensoren für’s Retrofit

Service und Wartung: Just in time, nicht just in case

Auf jeder Messe lassen sich die digitalen Zwillinge von Industrie-4.0-Anlagen bestaunen. Alltag ist jedoch das Brownfield - in denen Maschinen unterschiedlicher Generationen im Einsatz sind. Doch auch diese lassen sich ins IIoT integrieren, wie Weidmüller auf Basis smarter, retrofit-fähiger Sensoren zeigt. Yncoris nutzt sie, um Verschleißerscheinungen an Pumpen frühzeitig zu erkennen.

Datenvorverarbeitung im Sensor

Bereits im Sensor erfolgt eine Datenvorverarbeitung der Beschleunigungsdaten zu statistischen Kenngrößen und Schwingungsspektren. Die Resultate werden als digitale Messwerte vom Weidmüller Gateway IoT-GW30 aufgenommen und weiterverarbeitet. So lassen sich die vom Sensor erfassten Daten zwischenspeichern, verarbeiten, visualisieren und in eine Cloud oder ein lokales System übertragen. Diese Leistungsmerkmale überzeugten auch Yncoris.

Vom Feldtest zum Standard

Bereits erste Tests erwiesen sich als erfolgreich. Die Instandhaltung versah mehrere Pumpen mit den Sensoren. Die unternehmenseigene IT nutzte das Gateway, um die Daten zu sammeln und im eigenen Netzwerk zu visualisieren. Im nächsten Schritt wurden die Informationen und Sensoren in eine IoT-Plattform integriert. So ließen sich die eigenen Messungen mit den vom Pumpenhersteller erhobenen Daten vergleichen. Die Ergebnisse stimmten überein. Yncoris stattete daraufhin auch den eigenen Pumpenprüfstand mit der selbst entwickelten Lösung aus und kann nun umfangreiches Datenmaterial gewinnen. Rund 800 Pumpen setzt das Unternehmen pro Jahr instand. Zusätzlich zur Wartung kann interimsmäßig ein U-Sense Vibration Sensor auf der Pumpe montiert werden, um die Vibration der frisch gewarteten Pumpe bei Durchlaufen der Kennlinie aufzunehmen. Zukünftig sollen die Pumpen an ihrem Arbeitsort mit einem dauerhaft montierten Sensor überwacht werden.

 U-Sense Vibration ist ein kompakter Sensor zur Zustandsüberwachung, der insbesondere für kontinuierlich laufende Pumpen und Antriebe konzipiert wurde.
U-Sense Vibration ist ein kompakter Sensor zur Zustandsüberwachung, der insbesondere für kontinuierlich laufende Pumpen und Antriebe konzipiert wurde.Bild: Weidmüller GmbH & Co. KG

Vom Datenmaterial zu nützlichen Informationen

Mit den Sensoren an den Pumpen lassen sich nun die Schwingungskurven von defekten und von instandgesetzten Geräten vergleichen. Durch die unterschiedlichen Schadensbilder bei den verschiedenen Aggregaten entsteht umfassendes und belastbares Datenmaterial. Das ist aber nur ein erster Schritt. Zusammen mit dem Fachwissen aus der Pumpenwerkstatt und den Instandhaltungserfahrungen aus dem Chemiepark kann Yncoris Informationen generieren, die auch für den Anlagenfahrer im täglichen Einsatz nützlich sind. Statt eines schlichten Messwerts soll er zukünftig Meldungen erhalten wie ‚Ein Schaden kündigt sich an‘. Das entlastet ihn davon, in dem ohnehin anspruchsvollen Tagesgeschäft auch noch Messwerte zu interpretieren. Für Spezialisten will das Unternehmen außerdem ausführliche Daten zur Tiefendiagnose bereithalten.

Sichere Daten im IIoT

„Diese Sensorik-Lösung hat für uns nicht nur wirtschaftliche Vorteile, wie die Unabhängigkeit von den Serviceleistungen der Pumpenhersteller. Sie garantiert auch die Hoheit über die gewonnenen Daten“, lobt Knödler. Sie werden bewusst auf einer unternehmenseigenen IoT-Plattform und nicht in einer öffentlichen Cloud gespeichert, um mögliche Vorbehalte aufgrund der sensiblen Prozessdaten gar nicht erst aufkommen zu lassen. Keine Information verlässt den Chemiepark – außer der Kunde wünscht es.

Beide Geschäftsmodelle weiterentwickeln

Auch Weidmüller profitiert von der Kooperation: „Da Yncoris als Fokuskunde während der Entwicklung des Projekts stets im engen Austausch mit unseren U-Sense-Spezialisten stand, Produkte erprobt und validiert hat, konnten beide Partner viel Knowhow generieren. Wir wollen deshalb auch zukünftig zusammenarbeiten und beide Geschäftsmodelle weiterentwickeln“, erklärt Michael Piekarzewitz, Leiter Energy Management Solutions bei Weidmüller, und ergänzt: „Wir fokussieren uns dabei auf unsere Rolle als Enabler from Data to Value. Der Kunde bringt sein Fachwissen ein und wählt die gewünschten Leistungen. Wir stellen auf allen Ebenen der IIoT-Wertschöpfungskette Komponenten, Software und Lösungen zur Verfügung, die perfekt in das Anforderungsprofil des Anwenders passen.“

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