Im Jahr 2019 waren Stromschläge laut der Occupational Safety and Health Administration OSHA die sechsthäufigste Ursache für Tote am Arbeitsplatz in den USA. „In Europa dürfte dies ähnlich sein“, startete Frederic Kalb, Senior Business Development Manager bei Panduit seine Vorstellung des nun funktional erweiterten VeriSafe-Systems. Es minimiert das Risiko elektrischer Gefahren, indem es die Spannungsfreiheit des Schaltschranks überprüft. Im Vergleich zu bisherigen tragbaren Testinstrumenten prüfen Anlagenbetreiber und Maschinenbauer so deutlich schneller ob ein elektrisch sicheres Umfeld vorliegt. „Bisher wurden die Prüfungen für Spannungsfreiheit mit mobilen Testgeräten durchgeführt. Doch diese Methode ist häufig mit Unwägbarkeiten wie möglichen Hardware-Schäden, menschlichem Unzulänglichkeiten in Form von Anwendungsfehlern oder Fehlinterpretationen der Messergebnisse und nicht zuletzt den Gefahren durch Stromschläge verbunden. Um sich vor Letztgenanntem zu schützen, muss das Prüfpersonal Schutzkleidung wie Helm, Handschuhe, Gesichtsschutz oder Sicherheitsschuhe tragen, wenn es die Schaltschranktür öffnet“, so Kalb weiter. Läge die Prüfdauer dieser althergebrachten Methode bei 10 bis 15 Minuten, so dauere die Spannungsprüfung mit dem fest in der Schaltschranktür oder -seitenwand VeriSafe lediglich 10 Sekunden. Gemäß der NEC, festgelegt im NFPA 70E, ist vor dem spannungsfreien Arbeiten mit elektrischen Installationen für ein elektrisch sicheres Umfeld zu sorgen. Der Messablauf ist exakt festgelegt. Mit VeriSafe 2.0 stellt man automatisch sicher, dass der gesamte Prüfprozess bei jeder einzelnen Prüfung eingehalten wird. Mit einem Knopfdruck erreicht der Anwender geprüfte Sicherheit sowohl bei 3- als auch bei 1-phasigen Anwendungen im jetzt erweiterten Spannungsbereich bis zu 1.000V für Wechsel- und Gleichstrom-Anwendungen. Das ausfallsichere Design verwendet aktive Anzeigen für den Anlagenstatus und erfüllt die Sicherheitsfunktionen gemäß SIL3 (IEC61508-1).
Unterschiede zur Vorgängerversion
VeriSafe 2.0 eignet sich für 480/600V-CAT-IV-Anwendungen einschließlich dem Außenbereich, für Service-Zugänge und alle Stromverteilungsanlagen auch mit Frequenzumrichtern und ferngesteuerten Motortrennschaltern. Mit dem jetzt erweiterten VeriSafe erhöhen sich die Möglichkeiten, den gesamten elektrischen Bereich abzusichern. „Deckte die erste Version einen Spannungsbereich von maximal 600V ab, so haben wir das System, vor allem mit Blick auf Applikationen in Europa, jetzt auf bis zu 1.000V ausgelegt“, so Kalb. Zudem können Kunden nun zwischen drei Optionen der Spannungsversorgung wählen: Neben der ursprünglichen mit einer 3,6V-Batterie ist die Versorgung nun auch über 12-24VDC sowie Power over Ethernet (PoE) möglich. Zudem gibt es entweder eine dreiphasige oder DC/einphasige Anzeige. Ferner lässt sich der Test zur Spannungsfreiheit von zwei unterschiedlichen Orten ausführen. Das Isolationsmodul lässt sich auf Wunsch über redundante Halbleiter-Signalausgänge (SIL 3) in Steuerungssysteme einfach integrieren. Darüber hinaus erhält man auch ein Netzwerkmodul für Echtzeitdiagnose und Leistungsberichte. Somit lassen sich einerseits die Testergebnisse mit Zeitstempel oder Datenprotokollen aufzeichnen. Andererseits kann man damit auch ferngesteuert Fehler beheben, den Status der Sensor-Leitungen überwachen genauso wie die Batterielebensdauer oder die Temperaturentwicklung. Über die EtherNet/IP- und Modbus-TCP-Verbindung integriert man VeriSafe 2.0 einfach z.B. in Scada-Systeme oder man nutzt den integrierten Webserver. Ein weiterer Vorteil des Updates besteht darin, dass es mit den Zertifizierungen Class 1 Division II, Class 2 Division II und Atex Zone 2 und 22 / IECEx nun auch in explosionsgefährdeten Bereichen wie beispielsweise der Prozessindustrie einsetzbar ist.
Breites Anwendungsspektrum
Das Testsystem lässt sich einfach montieren und in EMV-gerechten Aufbauten integrieren. Hintergrund der Neuentwicklung von Panduit ist, dass Gefahren und Risiken in Schaltanlagen für Menschen, Produktion und Gebäude unter allen Umständen zu vermeiden sind. Anlagenbauer müssen ihre Konstruktion und die Einhaltung der Normen, die elektrische Sicherheit, den Brandschutz und die mechanische Sicherheit garantieren. Die entscheidende Grundlage ist der National Electrical Code (NEC) – in den USA gesetzlich als Stand der Technik akzeptiert. Die NEC ist mit VDE0100 bzw. IEC60364 vergleichbar und wird von der National Fire Protection Association (NFPA) unter dem Arbeitstitel NFPA70E veröffentlicht. Im Datenblatt weist Panduit auf alle weiteren internationalen und europäischen Normen hin, wonach VeriSafe geprüft ist. Das Anwendungsspektrum ist vielfältig und reicht von Datencenter, über Automotive, Food & Beverage, Oil & Gas, Metallverarbeitung und der Papierindustrie, bis hin zur Gebäudeinfrastruktur. Erhältlich ist das System laut Anbieter ab Juli 2022.