TÜV-Weiterbildungsstudie zeigt Defizite bei KI

Nur jedes achte Unternehmen bietet KI-Fortbildungen

Das Thema Künstliche Intelligenz spielt in der beruflichen Weiterbildung bislang eine untergeordnete Rolle: Erst in jedem achten Unternehmen haben Mitarbeitende an KI-Fortbildungen teilgenommen (12%). In weiteren 6% ist das konkret geplant und 10% ermitteln gerade den Bedarf. Dagegen geben 71% an, derzeit keine KI-Schulungen durchzuführen. Das ist ein Ergebnis der TÜV-Weiterbildungsstudie 2024, für die Forsa im Auftrag des TÜV-Verbands 500 Unternehmen ab 20 Mitarbeitenden befragt hat.  Neben spezifischen KI-Qualifikationen für IT-Experten müssten den Beschäftigten auch Anwenderkenntnisse für KI-Tools wie ChatGPT, Gemini, Midjourney oder DeepL vermittelt werden. Immerhin erwarten 39% der befragten Personalverantwortlichen einen stark steigenden Weiterbildungsbedarf für Künstliche Intelligenz in den kommenden Jahren. Gut jeder vierte sieht vielfältige Einsatzmöglichkeiten für KI im eigenen Unternehmen (27%). Und 13% gehen davon aus, dass KI-Anwendungen viele Tätigkeiten der Mitarbeitenden ersetzen werden.

Laut den Ergebnissen der Studie bieten mit 95% fast alle befragten Unternehmen ihren Beschäftigten die Möglichkeit, an Weiterbildungen teilzunehmen: 75% ermöglichen Fortbildungen für alle Mitarbeitenden und 20% nur für bestimmte Personen oder Abteilungen. Mit einem Anteil von 38% wenden die meisten Unternehmen im Durchschnitt zwischen 500 und 1.000 Euro pro Mitarbeiter und Jahr für Weiterbildungen auf. Bei 13% liegt das Weiterbildungsbudget pro Mitarbeiter bei 1.000 bis 2.000€ und bei 11% zwischen 2.000 und 5.000€. Fast jedes vierte Unternehmen stellt weniger als 500€ zur Verfügung. Ähnlich groß ist die Spannbreite beim Zeitbudget. 16% stellen ihre Mitarbeitenden im Schnitt nur 1 bis 2 Tage pro Jahr für Fortbildungen frei. Fast die Hälfte (48%) ermöglichen 3 bis 5 Tage, 13% 6 bis 9 Tage und 16% sogar mehr als 9 Tage.

Hoher Bedarf an Schulungen zu Führung und Soft Skills

Fast zwei von drei Unternehmen haben einen großen Weiterbildungsbedarf an branchen- oder berufsspezifische Kompetenzen (63%). 62% wollen die Führungskompetenzen ihrer Mitarbeitenden verbessern und 56% haben großen Bedarf an Schulungen zu Soft Skills und persönlicher Entwicklung. „In einer digitalisierten, von Automatisierung geprägten 24/7-Arbeitswelt werden soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Kommunikation, Konfliktlösung und Resilienz immer wichtiger“, sagt Bühler. 58% der Unternehmen haben einen hohen Weiterbildungsbedarf an Digitalkompetenzen und 57% an der Förderung branchenspezifischer Technik-Kompetenzen. Gut jedes zweite Unternehmen will die Kenntnisse der betrieblichen Beauftragten und befähigten Personen verbessern, z.B. zu Themen wie Datenschutz, Arbeitssicherheit oder Gesundheitsförderung (55%).  Zudem habe die Pandemie dazu geführt, dass Unternehmen einen stärkeren Fokus auf die Themen Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit legen. Einen hohen Schulungsbedarf für typische business-relevante Kompetenzen wie Finanzen, Marketing oder Personalwesen haben 40% der Unternehmen.

Ein weiterer Schwerpunkt sind Fortbildungen zu ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit. Für zwei von drei Unternehmen sind Weiterbildungen zu Nachhaltigkeitsthemen wichtig oder sehr wichtig (67%). 51% bieten Fortbildungen zu Energiemanagement an oder haben hier einen hohen Bedarf, ebenfalls 51% zu Umweltmanagement und 49% zu nachhaltiger Unternehmensführung. 46% bilden zu Abfallmanagement und Recycling weiter und 43% zum Risikomanagement. Für 41% stehen auch die Themen Menschrechte und Compliance im Fokus und für immerhin 37% das Management ihrer Lieferketten.

Trotz des hohen Fortbildungsbedarfs haben gut zwei von drei Unternehmen keine schriftlich fixierte Weiterbildungsstrategie (68%).  Professionelle Bildungspartner wie die TÜV Akademien könnten dabei unterstützen, geeignete Inhalte und Bildungsformate auszuwählen. Nach Ansicht von 56% der befragten Personalverantwortlichen bringt eine Kombination aus Präsenz- und Online-Lernformaten („Blended Learning“) den größten Lernerfolg. Für 42% sind reine Präsenzveranstaltungen am effektivsten. Und für nur 1% bringen reine Online-Formate den größten Lernerfolg.

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