HMI für Rundtaktmaschinen

Echtzeit-fähige Soft-Keys

Pfiffner entwickelt, produziert und vertreibt Rundtaktmaschinen. Welche Herausforderungen der Maschinenbauer in seinen Märkten zu meistern hat, wie die Zusammenarbeit mit dem Automatisierer Keba zustande kam und welche Lösungsansätze dabei zu einem Alleinstellungsmerkmal geworden sind, erläutert der nachfolgende Anwendungsbericht.

Kommunikation auf Augenhöhe

Ein solch umfangreiches Projekt kann nur erfolgreich sein, wenn die Beziehung zwischen Kunden und Lieferanten stimmig ist. „Wir haben relativ schnell bemerkt, dass die Mitarbeitenden bei Keba sehr versiert sind. Auf jede noch so detaillierte Frage, die wir gestellt haben, erhielten wir eine Antwort“, so Flaig. Dennoch gab es auch Hürden im Projekt zu überwinden. Die größte war die Tatsache, dass es Bosch Rexroth-Operations zu integrieren galt. Bis dato war Bosch Rexroth softwareseitig der Master, dieses Mal war es allerdings andersherum: das Keba-Framework integrierte das Bosch Rexroth-System. „Ein Projekt diesen Umfangs hat nun einmal seine Eigenheiten. Aber auch diese werden wir meistern oder haben dies bereits getan, weil die Kommunikation hervorragend funktioniert,“ so Flaig.

Rundtaktmaschinen in der Fertigungsindustrie

Rundtaktmaschinen sind Werkzeugmaschinen, bei denen das zu bearbeitende Werkstück in einen liegenden oder stehenden sogenannten Rundschalttisch gespannt wird. Sie sind besonders für Massenfertigung mit Stückzahlen ab etwa 250.000 geeignet. Michael Ensel, Technology Sales Manager bei Pfiffner „Unsere Faustformel lautet: Bei einer Bearbeitungszeit von 15 Sekunden können auf einer Maschine ca. 1,2 Millionen Teile im Jahr produziert werden.“

Die Kunden von Pfiffner stellen unterschiedliche Bauteile her – von Elektronikkomponenten bis zu Gehäusen für Antriebskomponenten und beliefern unterschiedliche Industrien: Schließtechnik, E-Mobility, Gas- & Schweißtechnik, Elektronik und Kommunikation etc. Mit Maschinen von Pfiffner lassen sich Bauteile etwa so groß wie eine Faust (Kubus mit Kantenlänge von 100 Millimeter) bearbeiten. Für größere Bauteile kommen Maschinen der Firma Witzig & Frank, die ebenfalls zur Gruppe gehört, zum Einsatz. Flaig: „Wir bekommen immer mehr Anfragen für Elektronikbauteile, die allgemein immer komplexer werden und schon längst nicht mehr (nur) gestanzt werden können. So ist unser größter Kunde momentan ein Unternehmen, das Stecker für den Hochfrequenzbereich herstellt.“

Die Vorteile von Rundtaktmaschinen sind einerseits weniger benötigter Platz, da eine Anlage mehrere konventionelle Anlagen ersetzen kann, andererseits wesentlich geringere Kosten, denn eine Anlage bedeutet auch Energie (nur eine Kühlanlage), Betriebsmittel, Ersatzteile und Service für lediglich eine Anlage. Weiterhin gibt es auf Lieferantenseite einen einzigen Ansprechpartner. Zudem gilt es, nur einen Prozess zu überwachen und vom Endkunden freizugeben, was vor allem in der Automobilindustrie sehr wichtig ist, denn dort wird für jede Produktionsanlage die Freigabe des Endkundens benötigt. In der Regel bedient ein Maschinenbediener bis zu fünf Rundtaktmaschinen. Ensel: „Es gibt keine pauschale Zahl, wie viele konventionelle Maschinen eine Rundtaktmaschine ersetzen kann. Bei einem Kunden in Kasachstan haben wir mit zwei Maschinen 38 einzelne konventionelle Maschinen ‚in den wohlverdienten Ruhestand‘ geschickt.“

Zu den wichtigsten Pain Points ihrer Endkunden zählen laut Pfiffner Stückkosten und Genauigkeit. Ensel: „Die Werkstücktoleranzen liegen meist im µm-Bereich. Unsere Maschinen haben 12 bzw. 16 Spannstationen und bis zu 24 Bearbeitungseinheiten. Deswegen ist es äußerst wichtig, jede Station so genau wie möglich auszurichten.“

Die zu bearbeitenden Materialien sind keine Hürde für Rundtaktmaschinen – auch schwer zerspanbare Materialien sind machbar. „Ich arbeite seit 2014 bei Pfiffner, und in dieser Zeit haben wir noch nie eine Anfrage ablehnen müssen, weil wir einen Werkstoff als nicht zerspanbar eingestuft haben“, so Ensel.

Auch für die Pfiffner-Ingenieure gilt es, gut zuzuhören, was Kunden beschäftigt und daraufhin Lösungen zu entwickeln. So feilt Pfiffner an einer Software, die es Kunden ermöglicht, selber Maschinen umzukonfigurieren. Bisher musste Pfiffner per Teleservice die NC-Steuerung, die Antriebe etc. umkonfigurieren. Das kann jetzt der Bediener beim Umrüsten selber machen – dabei können häufig wiederkehrende Programme und Einstellungen als Favorit gespeichert werden.

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

Das könnte Sie auch Interessieren

Weitere Beiträge

Bild: TeDo Verlag GmbH
Bild: TeDo Verlag GmbH
Abschauen? Ging nicht!

Abschauen? Ging nicht!

Welche Reise hat Exor als Automatisierer bereits hinter sich? Wo positioniert man sich heute mit Corvina? Wie kam es zur eigenen Smart Factory? Und woher stammt der besondere Spirit im Team? Um diese Fragen zu beantworten, hat sich das SPS-MAGAZIN am Exor-Stammsitz bei Verona mit CEO Giuseppe Pace unterhalten. Der zweite Teil des Artikels, der im SPS-MAGAZIN 5/2024 erscheint, geht dann noch einmal tiefer auf die Besonderheiten der smarten Fertigungsumgebung von Exor sowie der dort entstehenden Produkte ein.

mehr lesen
Bild: Cloudflight Germany GmbH
Bild: Cloudflight Germany GmbH
Plattformübergreifende und intuitive GUI-Entwicklung

Plattformübergreifende und intuitive GUI-Entwicklung

Der Markt der GUI-Frameworks für Desktop- und Embedded-Geräte schien ausgereift, als vor vier Jahren das Startup SixtyFPS mit einem weiteren Toolkit an den Start ging. Zwei Dutzend Releases und über 3.000 gesammelte GitHub-Stars später lässt sich konstatieren, dass mit SixtyFPS ein neuer Stern am Himmel der HMI-Werkzeuge aufgegangen ist. Seit Ende 2023 heißt das Toolkit für Bedienoberflächen Slint (‚Straightforward, Lightweight, Native Toolkit‘).

mehr lesen