Wertschöpfungskette deutlich erweitert

Rittal unterstützt vollständige Prozesskette und schafft damit erhebliche Einsparpotenziale im Schaltanlagen- und Steuerungsbau
Mit der Übernahme von Kiesling Maschinentechnik hat Rittal International seine Lösungskompetenz für den Schaltanlagen- und Steuerungsbau deutlich ausgebaut. Die drei Unternehmen Rittal, Eplan und Kiesling bilden einen weltweit einmaligen Leistungsverbund - vom Engineering bis zur robotergestützten Verdrahtung von Schaltschränken. Mit Uwe Scharf, Geschäftsbereichsleiter Produktmanagement bei Rittal, sprachen wir über die Bedeutung dieser Lösungskompetenz für diese Branche sowie über die weiteren Produkte, die Rittal auf der Hannover Messe zeigen wird.

Herr Scharf, was hat Rittal dazu bewogen, die Kiesling Maschinentechnik zu übernehmen?

Scharf: In Bezug auf die Aufgaben eines Schaltanlagenbauers war unsere Unternehmensgruppe schon seit langem sehr gut aufgestellt, ganz besonders gut, am Beginn der Prozesskette, der Planung. Wir unterstützen unsere Kunden mit einem leistungsfähigen SoftwarePortfolio aus dem Hause Eplan im Bereich des Engineerings. Darüber hinaus leisten wir mit dem Eplan Data Portal einen wichtigen Beitrag für diese Kunden, durch den Zugriff auf Daten von unterschiedlichen Herstellern. Die ständig wachsende Artikeldatenbank umfasst mittlerweile mehr als 225.000 Artikel von aktuell 48 Herstellern. Hier erhalten wir sehr viel positives Feedback unserer Kunden. Allein die Zahl von 500.000 Downloads von 3D-Zeichnungen nur aus dem Portfolio von Rittal zeigt, wie bedeutend dieses Thema heute ist. In den Planungsphasen unterstützen wir den Kunden also bereits heute sehr gut – sowohl mit den angesprochenen Werkzeugen von Eplan als auch mit dem dazugehörigen umfangreichen Produktportfolio von Rittal. Natürlich haben wir uns gefragt, wie wir unsere Kunden noch besser unterstützen können. Wenn man sich dazu die Maschinen und die Möglichkeiten anschaut, die die Firma Kiesling anbietet, lag es nahe, diese Akquisition im Sinne einer durchgehenden Prozesskette bei unseren Kunden zu tätigen.

Worin liegt der Vorteil für Ihre Kunden?

Scharf: Wir haben uns sehr genau mit den Prozessen unserer Kunden – insbesondere den Steuerungs- und Schaltanlagenbauern – beschäftigt. Einsparpotenziale bestehen immer dort, wo häufig wiederkehrende Tätigkeiten wie z.B. Bohrungen manuell ausgeführt werden müssen. Einsparungen sind insbesondere dann möglich, wenn die Daten ohnehin bereits in Eplan zur Verfügung stehen und automatisch an eine Maschine übergeben werden können – beispielsweise das Bohrbild einer Montageplatte. Es wäre ineffizient, diese Aufgabe von Hand durchzuführen. Manchmal sind das bis zu 600 Löcher, die in eine solche Montageplatte gebohrt werden müssen. Der Aufwand für diese manuellen Tätigkeiten im Schaltanlagenbau ist enorm, entsprechend groß ist das Einsparpotenzial durch Maschineneinsatz.

Können Sie uns eine Vorstellung geben, wie groß dieses Einsparpotenzial ist?

Scharf: Kiesling gibt für den Bereich mechanische Bearbeitung eine Produktivitätssteigerung von 50 bis 60% an, die ich für durchaus realistisch halte, weil bei der manuellen Arbeit auch häufiger Fehler gemacht werden. Das sehen wir auch an den Ersatzteillieferungen von \’verbohrten\‘ oder falsch ausgestanzten Montageplatten. Diese Fehler passieren natürlich nicht, wenn ich einen Automatismus habe und die Engineering-Daten nutze, um automatisch die Maschine anzusteuern. Die Möglichkeiten bietet heute die Perforex von Kiesling. Sie stellt also den nächsten Schritt in der Prozesskette dar.

Wie starten Anwender mit einer solchen durchgehenden Schaltschrankbau-Lösung?

Scharf: In der Regel startet man mit Eplan Electric P8. Damit hat man dann auch Zugriff auf das Data Portal und somit auf die Daten der Geräte der Elektroinstallation. Derzeit verschmelzen wir die Auslegungstools von Rittal mit den Werkzeugen von Eplan, beispielsweise Rittal Therm, ein Berechnungsprogramm für die Klimatisierung von Schaltschränken. Wenn der Schaltschrank und die Komponenten ausgewählt sind, dann stellt man die Daten für den virtuellen Schaltschrank zur Verfügung. Mit Eplan Pro Panel hat man ein Schaltschrank-Layout-Tool voll in die Eplan-Plattform integriert und kann die Komponenten einfach per Drag and Drop übertragen und den Schaltschrank damit virtuell bestücken. Damit können Überdeckungssperren, Kollisionen zwischen Türeinbauten und Montageplatte, Platzbedarf, Kabelverläufe usw. ermittelt werden. Ein \’Abfallprodukt\‘ ist das Bohrbild der Montageplatte, das man dann 1:1 an die Kiesling-Maschine übergeben kann. Ein weiteres Abfallprodukt sind die Verdrahtungspläne. Damit kann man dann letztlich den Verdrahtungsroboter füttern.

Und wie geht die Prozesskette beim Schaltanlagenbauer dann weiter?

Scharf: Zunächst folgt in dem Ablauf nach der Bearbeitung des Gehäuses oder der Montageplatte ein Anteil manueller Arbeit, beispielsweise die Bestückung mit Schaltgeräten, Kabelkanälen usw. Schaltschränke sind heute noch immer im Wesentlichen Unikate. Die vollständig robotergestützte Montageplattenbestückung ist sicher noch ein paar Jahre entfernt. Aber der nächste Schritt der Kabelverlegung und Klemmung zwischen Schaltgeräten, zwischen Sicherungselementen und Klemmen usw., der ist heute schon automatisierbar. Auch hier gibt es Lösungen bei Kiesling und auch hier macht das Zusammenspiel zwischen Eplan und Roboterzelle wieder Sinn: Aus der Konstruktion von Eplan hat das System alle Informationen, die es benötigt; dazu gehören Kabelquerschnitte, Routing, Anschlusspunkte usw. Mit diesen Informationen kann der Roboter nun die Verdrahtung erledigen. Bei Kiesling sind dies die Roboter der Averex-Reihe.

Und fertig ist der Schaltschrank?

Scharf: Der letzte Schritt im Steuerungs- und Schaltanlagenbau ist die vollständige und saubere Dokumentation. Auch hier kann der Anwender wieder auf die Daten aus der Software von Rittal und Eplan zurückgreifen. Das ist insbesondere vor dem Hintergrund von Bedeutung, dass die Dokumentationsanforderungen im Schaltanlagenbau ständig steigen, beispielsweise die Dokumentationspflichten, die sich aus der DIN EN 61439 für Schaltanlagenbauer aber auch für deren Geräte-Zulieferer ergeben. Daher rundet gerade dieser Aspekt die durchgängige Prozesskette ab. So schließt sich dann auch die Prozesskette: Wir beginnen bei der Planung in Eplan, steuern Produktdaten von Rittal und anderen aus dem Eplan Data Portal bei, dann erfolgt die automatische Bearbeitung durch die Maschinen von Kiesling und schließlich entsteht mit der Rittal- und Eplan-Welt eine geprüfte, qualitätssichernde und dokumentierte Schaltanlage. Die Planungs- und Engineering-Kompetenz, das Wissen über die Applikation und die automatisierungstechnisch optimale Umsetzung bleibst selbstverständlich vollständig in den Händen unserer Kunden.

Wie schaffen Sie es, so viele Gerätedaten in das Data Portal zu bringen?

Scharf: Für uns wie auch für andere Hersteller ist es viel effizienter, unsere Gerätedaten in einem zentralen Datenportal zu pflegen, als individuelle Kundenanfragen an der Service-Hotline zu beantworten. Hersteller sind also gut beraten, in die Abbildung ihrer Daten im Data Portal zu investieren, weil es erhebliche Investitionen an anderen Stellen der Support-Struktur einspart. Es ist heute einfach nicht mehr zeitgemäß, Konstruktionsdaten aus einem Datenblatt in eine Anwendung einzugeben: Anwender wollen diese Gerätedaten einfach per Drag and Drop übernehmen.

Werden Sie die neuen Maschinen von Kiesling bereits in Hannover zeigen?

Scharf: Ja, auf der Hannover Messe werden wir auf unserem Messestand das Thema Werkschöpfungskette sehr ausführlich darstellen. Entlang des Prozesses wird dort der Ablauf eines modernen, integrierten Schaltschrankbaus gezeigt. Wir beginnen mit der Planung mit der Eplan Plattform, dann kommt anschließend \’Rittal – Das System.\‘, also alle Bestandteile unserer Schaltschranklösungen. Im Anschluss daran wird eine Perforex-Maschine von Kiesling zu sehen sein, danach der Averex-Verdrahtungsroboter und schließlich der fertig bearbeitete Schaltschrank, sodass ein Kunde, der auf unseren Stand kommt jeden Schritt der Wertschöpfungskette verfolgen kann.

Wertschöpfung für Industrie und IT

Gemäß dem Leitthema der Hannover Messe 2013 \’Integrated Industry\‘ präsentiert Rittal als einer der größten Aussteller auf 2.000 Quadratmetern Fläche neue Lösungen für integrierte Wertschöpfungsketten in Industrie und IT. Neben der durchgängigen Wertschöpfungskette für Schaltschrankbauer auf Basis der Produkte von Eplan, Rittal und Kiesling zeigt Rittal auf seinem Stand zahlreiche weitere Produkte aus seinem Sortiment.

Mit RiMatrix S stellt Rittal ein Konzept für einen vollständig standardisierten Rechenzentrumsbau vor. Die zeitsparende Alternative zum individuellen Rechenzentrumsbau überzeugt durch vorgeplante, vorkonfigurierte und aufeinander abgestimmte Rechenzentrumsmodule mit definierten Effizienz- und Leistungswerten. Künftig müssen Kunden nicht mehr lange Planungs- und Lieferzeiten einkalkulieren: RiMatrix S ist als vollständiges Rechenzentrum inklusive Server- und Netzwerkgestellen, Klimatisierung, Stromversorgung und -absicherung sowie Monitoring sechs Wochen nach Bestellung lieferbar.

Kühlgeräteleistung erstmalig TÜV-zertifiziert

Auch bei der Schaltschranktechnik kann Rittal mit Neuheiten aufwarten. Da sich bei Leistung und Energieeffizienz von Kühlgeräten im Wettbewerbsumfeld oft Unterschiede zwischen den Angaben auf Typenschildern und realer Leistung zeigen, hat Rittal jetzt als erster Hersteller weltweit seine komplette Kühlgeräteserie durch den TÜV Nord auf den Prüfstand gestellt. Alle TopTherm-Kühlgeräte dürfen das Prüfzeichen des TÜV Nord tragen. Damit garantiert Rittal seinen Kunden definierte Leistung und maximale Effizienz. Zu den weiteren Ausstellungs-Highlights zählen die zweite Generation der TopTherm Chiller in den Leistungsklassen von 8 bis 40kW, neue Bediengehäuse für die Maschinen- und Anlagenbedienung sowie die Revision des TS 8 Schaltschranksystem mit neuen Montagevorteilen.

Ri4Power Partnerschaftsstand

Gerade bei sehr komplexen Anlagen in der Elektrotechnik kann selten ein einzelnes Unternehmen alle Anforderungen optimal abdecken. Umso wichtiger ist es, dass verschiedene Unternehmen partnerschaftlich zusammenarbeiten. Mit seinem Technology-Partner-Programm rund um die Schaltanlagen-Plattform Ri4Power demonstriert Rittal, wie eine solche Zusammenarbeit im Bereich elektrischer Schaltanlagen aussehen kann. Nach dem großen Erfolg in 2012 beteiligen sich auch dieses Jahr wieder namhafte Unternehmen darunter ABB, Siemens, Terasaki und GE am Ri4Power Partnerstand von Rittal.

Darüber hinaus ist Rittal auf zahlreichen anderen Messeständen präsent, wie: Efficiency Arena (ZVEI, Halle 14/15), Industrial IT (ZVEI, Halle 8), Metropolitan Solutions (Halle 1, Stand C08), Mobile Produkt-Show (Platz der Nationen) und TectoYou (Pavillon 11, an Halle 11).

Rittal GmbH & Co. KG
http://www.rittal.de

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