Was tun, wenn der Wartungsmitarbeiter geht?

Anlagenhersteller müssen Service bieten, auch noch lange über die Gewährleistungszeit hinaus. Das ist eine Selbstverständlichkeit. Genauso selbstverständlich ist es heutzutage, wenn Teile dieses Services nicht vor Ort, sondern als Fernwartung erbracht werden. Das spart dem Hersteller Kosten und dem Kunden Zeit, ist also für beide Seiten erstrebenswert. Die erste Generation Fernwartungslösungen benutzte Modem- bzw. ISDN-Verbindungen, um auf einzelne Maschinen zuzugreifen. Die Wartung komplexer Anlagen war kaum möglich. Mittlerweile hat sich daneben auch die Fernwartung über Internet durchgesetzt. Während Modemverbindungen allgemein als sicher gelten, können Internetverbindungen leicht abgehört werden und müssen zusätzlich gesichert werden. Dazu dienen Virtuelle Private Netze (VPNs) mit verschiedenen Verschlüsselungstechniken. Wir erleben also ein Nebeneinander von Modem- und internetbasierter VPN-Fernwartung. Bei Einsatz geeigneter Techniken werden heute beide Arten der Fernwartung und damit der Zugang zu den gewarteten Anlagen als sicher eingestuft. Das gilt allerdings nur für die technische Seite. Betrachtet man den organisatorischen Aspekt, ergibt sich ein anderes Bild. Bei heutigen Fernwartungslösungen haben Wartungsmitarbeiter meist eine direkte Verbindung zu den Anlagen. Sie müssen also die Zugangswege und -parameter zu allen Anlagen kennen, die in Wartung sind. Seien das Telefonnummer und Login bei Modemlösungen oder VPN-Parameter bei Internetwartung. Es stellen sich unmittelbar mehrere Fragen: Wie werden die Zugänge verwaltet, um Änderungen schnell bekannt zu machen? Und noch wichtiger: Was passiert, wenn ein Wartungsmitarbeiter gekündigt wird oder von sich aus zum Mitbewerb wechselt? Wie kann der Zugang zu den Anlagen effektiv geregelt werden?

Komplexe Verwaltung der Zugangsdaten

Am einfachsten ist die Verwaltung noch für VPNs mit individuellen Mitarbeiterzugängen. Hier muss der Betreiber \“nur\“ den Login zu allen Anlagen manuell sperren, was je nach Anzahl bereits zu einem erheblichen Aufwand führen kann. Schwieriger ist es bei VPNs mit einem gemeinsamen Login für alle Mitarbeiter oder bei Modemzugängen, die im Normalfall nur einen einzigen Wartungslogin verwenden. Hier muss der Hersteller nicht nur die Zugänge zu allen Anlagen ändern, sondern auch allen Wartungsmitarbeitern die geänderten Zugangsdaten mitteilen. Während dieser Zeit hat ein gekündigter Mitarbeiter weiterhin vollen Zugriff auf alle Anlagen. Dieser hohe Aufwand führt ausserdem nicht selten dazu, dass Hersteller einmal vergebene Wartungszugänge während der gesamten Laufzeit einer Anlage unverändert lassen. Das ist sowohl aus Hersteller- wie auch aus Kundensicht höchst unbefriedigend. Die Lösung für dieses Dilemma ist einfach: Wartungsmitarbeiter bekommen keinen direkten Zugang zu den Anlagen mehr. Stattdessen öffnet ihnen ein virtueller Pförtner in der Zentrale den Zugang nur bei Bedarf. Dieser Pförtner ist – wie sein realer Gegenpart – der einzige, der über alle Zugänge verfügt. Verlässt ein Wartungsmitarbeiter das Unternehmen, sperrt der Pförtner seinen Zugang zur Zentrale und damit automatisch auch zu allen Anlagen. Andern sich die Logins zu einer Anlage oder sogar die Art der Anlagenanbindung, ist das für die Mitarbeiter nicht von Interesse. Für den Service Fernwartung muss nur der Pförtner diese Information haben.

Intelligentes Verbindungsmanagement

Aus technischer Sicht ist ein solcher virtueller Pförtner ein Rechner unter Kontrolle des Anlagenherstellers, der einen zentralen Dienst zum Verbindungsmanagement anbietet. Auf der einen Seite verwaltet er die gewarteten Anlagen: Der Verbindungsmanager benötigt Zugangsparameter und Informationen über die Art der Anbindung, sei es per Internet (DSL, UMTS, ISDN), Modemverbindung oder Sonderlösungen. Dabei kommen zwischen Verbindungsmanager und Anlage anbindungsspezifische Module zum Einsatz. So können alle heutigen und auch zukünftig denkbare Techniken abgebildet werden. Idealerweise abstrahiert der Verbindungsmanager auch gleich die Art der Anlagenanbindung. Jede Anlage ist auf dieselbe Weise erreichbar, die Verbindung ist einfach \“da\“. Für Wartungszwecke sehen dann alle Anbindungen gleich aus, lediglich die Übertragungsgeschwindigkeiten sind unterschiedlich. Sind alle Parameter bekannt, wird eine verschlüsselte Verbindung zwischen Anlage und Verbindungsmanager geöffnet. Diese kann sowohl permanent, als auch nur nach Kundenaufforderung aktiv sein. Daneben müssen die Wartungsmitarbeiter verwaltet werden: Sie verbinden sich über geeignete VPN Techniken mit dem Verbindungsmanager. Von dort können sie schon aktive Verbindungen zu den Anlagen nutzen oder aber neue Verbindungen initiieren, auch ohne die Login Parameter selbst zu kennen. Die dazu nötige Logik steckt im Verbindungsmanagement-Dienst. Zugang zum verbindungsmanager reicht aus. An diesem Punkt wird dringend ein leistungsfähiges Rechtekonzept nötig, um möglichen Missbrauch auszuschließen. Glücklicherweise kann das einfach realisiert werden: Die verschlüsselten Verbindungen führen ja jetzt nicht mehr direkt von den Wartungsmitarbeitern zu den Anlagen, sondern werden im Verbindungsmanager aufgebrochen. Hier können erlaubte Zugriffe also leicht dynamisch verschaltet werden. Alle anderen Zugriffe sind implizit verboten. Aus dem Konzept eines zentralen Pförtners ergeben sich einige Vorteile: -Alle Kennungen (Anlagen und Mitarbeiter) werden zentral von geschulten Mitarbeitern verwaltet. -Beim Weggang eines Mitarbeiters muss lediglich dessen Berechtigung zum Zugriff auf den Verbindungsmanager gelöscht werden. Mehr ist nicht nötig. Da der Mitarbeiter nie Kenntnis von weiteren Parametern hatte, müssen diese auch nicht geändert werden. -Ändern sich Zugangsparameter oder Anbindung einer Anlage oder kommen neue Anlagen dazu, müssen die Daten nur an einer Stelle gepflegt werden. -Es kann zentral dokumentiert werden, wann Anlagen gewartet wurden und wie lange der Vorgang dauerte. Die gespeicherten Daten können direkt für die Abrechnung oder zum Nachweis der Einhaltung von Service Level Agreements verwendet werden. -Ein Wartungsmitarbeiter kann problemlos an mehreren Anlagen gleichzeitig arbeiten, oder mehrere Mitarbeiter an einer Anlage. -Es lassen sich an zentraler Stelle sehr fein einstellbare Rechte definieren, bis hinunter zu einzelnen Diensten auf einzelnen Rechnern einer Anlage. -Endkunden können den Zugriff auf \“ihre\“ Anlage über ein Kundenportal selbst bestimmen und die Wartungshistorie ihrer Anlagen einsehen. -Erweiterungen wie ein Servicedesk, Ticketsystem oder proaktives Maschinen-Monitoring sind an zentraler Stelle einfach zu implementieren.

Thema: Allgemein
Ausgabe:
HighConsulting GmbH & Co. KG
http://www.high-consulting.de

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