Ungenutzte Potenziale der Bedienerführung

Tastatur, Maus und Touch-Screen beherrschen die Bedienerführung von Maschinen. Wie so oft kann die Welt der Informationstechnologien auch an dieser Stelle ein wertvoller Ideengeber für die Automatisierungstechnik sein. Moderne Touch-Displays von Smartphones und Tablets zeigen ganz neue Möglichkeiten der Bedienung auf. Aber auch die Spielekonsolen bieten gutes Anschauungsmaterial für neue Wege in diesem Bereich. Der Kongress Mensch & Computer in Chemnitz hat sich genau mit diesen Themen rund um den Umgang des Menschen mit dem Computer beschäftigt.

Immer komplexer werdende Maschinen müssen sich immer einfacher bedienen lassen. Sowohl für die Bedienung im laufenden Betrieb als auch für Inbetriebnahme und Wartung braucht es neue Bedienkonzepte. Da lohnt es sich, über neue Konzepte der Bedienung nachzudenken. Dabei hilft, wie so oft, ein Blick über den Tellerrand der eigenen Branche. Touch 2.0 Die Bedienung mithilfe von Touch-Displays war der letzte große Fortschritt im Bereich der Bedienerführung. Ich kann mich sehr gut an die ersten Modelle erinnern, deren Touch-Bildschirme nur mit größtem Aufwand dazu zu bewegen waren, eine Bedienereingabe anzunehmen. In der Zwischenzeit hat sich die Qualität der Touch-Bildschirme deutlich verbessert. Für die Bedienung von Maschinen kommen in der Praxis aber überwiegend noch sehr klassische Bedienkonzepte zum Einsatz. Bei diesen werden die Möglichkeiten moderner Touch-Technologie bei Weitem nicht ausgeschöpft. Verglichen mit den Möglichkeiten moderner Consumer-Produkte hinken die meisten Bedienkonzepte der Automatisierer hinterher. Wer einmal an seinem Computer oder Smartphone mit Gesten gearbeitet hat, wird genauso auch an jeden Computer oder jedes computerähnliche Gerät herangehen. Ich habe mich schon oft dabei ertappt, bei einem älteren PC auf dem Trackpad eine Wischbewegung machen zu wollen, um in einem Dokument zu blättern. An dieser Stelle liegt ein großes Potenzial für die Maschinenbedienung verborgen, zumal mittlerweile die meisten Menschen Erfahrung mit Smartphones und Tablets haben. Bewegte Bedienung Interessant war es auf dem Kongress Mensch & Computer zu sehen, wie häufig Microsofts Kinect als Beispiel für die Bedienung herangeführt wurde. Das Gerät besteht aus Kamera, Mikrofon, einem Tiefensensor und einem Standfuß mit elektrischem Motor, der das Gerät immer auf den Spieler ausrichtet. Damit lässt sich die Xbox ganz ohne herkömmlichen Controller bedienen. Bei einigen der Vorträge wurde zudem praktisch demonstriert, was mit diesem Mensch-Maschinen-Interface bereits heute alles möglich ist. Bei einer virtuellen Ankleidekabine wurden mittels Kinect die Proportionen einer Person gescannt und diese auf einem Bildschirm mit verschiedenen Kleidern angezogen. Ein weiteres Beispiel war das Steuern eines Hubschraubermodells durch die Bewegungen einer Person. Anhand von diesem Beispiel wurden jedoch auch die Grenzen dieses Vorgehens aufgezeigt. Noch war es bei diesem Versuch nicht möglich, den Hubschrauber komplett selbstständig fliegen zu lassen. Lernen von der Spielebranche Trotz dieser Einschränkung können die Bedienkonzepte der Spielkonsolen als Beispiele für die Automatisierungstechnik dienen. Ein Hersteller von Robotersteuerung arbeitet z.B. für das Teachen von Robotern an einer Lösung, die dem Eingabegerät der Spielkonsole Wii sehr ähnlich ist. Bei einem der Vorträge von Mensch & Computer ging es um die Frage, ob es nicht möglich ist, dass die Bedienung von Business-Software denselben Spaß bereiten kann wie Spielesoftware. Die Antwort, die der Vortrag dazu gab, war nicht eindeutig. Trotz alledem ist eines in Chemnitz klar geworden: Consumerprodukte aus dem IT-Bereich sind für den manchmal etwas zu nüchternen Businessbereich sehr inspirierend. Vielleicht ist es ja auch Zeit für einen Kongress mit dem Titel Mensch und Automatisierung. (mbw)

TeDo Verlag GmbH
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