Der Umstieg auf das TIA Portal bzw. die S7-1500 kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Die nachfolgenden Beschreibungen beziehen sich auf den grundsätzlichen Umstieg für einfache Anwendungen. Bei der Migration von Hardware ist zu beachten, dass ältere Hardware im TIA Portal möglicherweise nicht unterstützt wird. Um den Umstieg auf das TIA Portal bzw. die S7-1500 zu erleichtern, bietet die Firma Grollmus eine Vielzahl von Schulungen an. Hier lernen die Anwender anhand von Anwendungsfällen und Übungen, wie der Umstieg bestmöglich realisiert werden kann. Dieser Beitrag ist in der Form eines Seminars geschrieben, mit einer persönlichen Ansprache.
Simatic S7-300/400 im TIA Portal projektieren
Die Simatic S7-300/400 kann problemlos im TIA Portal projektiert werden und ein bestehendes Step7-Projekt kann in das TIA Portal migriert werden.
Bestehendes S7-Projekt in ein TIA Portal-Projekt migrieren
Generell können Konfigurationen aus Step7 V5.4 SP5 oder V5.5 migriert werden. Dazu zählen beispielsweise:
- S7-300 und S7-400 Geräte
- Profibus-Konfigurationen mit dezentraler Peripherie
- Profinet-Konfigurationen mit dezentraler Peripherie
- Netzwerk-Konfigurationen
- Verbindungen
- Bausteine, die in KOP, FUP, AWL, SCL oder S7-Graph erstellt wurden
- PLC-Variablen
- Anwenderdefinierte Datentypen (UDT)
- Meldungen und Meldeklassen
Zum Migrieren wählt man im TIA Portal den Menüpunkt \’Projekt -> Projekt migrieren…\‘. Im Dialogfeld \’Projekt migrieren\‘ gibt man das zu migrierende Projekt an, legt fest, ob die HardwareKonfiguration eingeschlossen werden soll und startet das Mig-rieren. Aufgetretene Fehler oder Hinweise werden im Migrationsprotokoll aufgelistet. Wurde die Hardware-Konfiguration in die Migration nicht eingeschlossen, so wird im TIA Portal lediglich eine nicht spezifizierte CPU 300 eingefügt. Diese nicht spezifizierte CPU muss in der Geräte-Konfiguration durch eine konkrete CPU ersetzt werden und die weiteren Baugruppen müssen projektiert werden.
S7-300/400 im TIA Portal programmieren
Nach dem Migrieren oder Neuanlegen der Geräte-Konfiguration im TIA Portal erfolgt die Programmierung in den gewohnten Sprachen KOP, FUP, AWL, SCL und Graph. Die Editoren im TIA Portal sind gegenüber Step7 Classic komfortabler gestaltet. Dies gilt insbesondere für den SCL Editor. Im Gegensatz zum Step7 Classic müssen im TIA Portal sämtlichen Operanden Namen zugeordnet werden. Diese Zuordnung wird unter PLC-Variablen gespeichert. Bei den Online-Funktionen gibt es gegenüber Step7 Classic einige Einschränkungen, so ist es z.B. nicht möglich, aus der Hardware heraus Ein- und Ausgänge zu beobachten bzw. zu steuern. Für den Programmtest steht das aus Step7 Classic bekannte PLCSIM auch im TIA Portal zur Verfügung.
S7-300/400 wird durch eine S7-1500 ersetzt
Eine S7-300/400 kann im TIA Portal einfach in eine S7-1500 migriert werden. Hierbei wählen Sie die gewünschte CPU der S7-1500, die Sie einsetzen möchten. Die CPU wird samt Programm migriert. Weitere Hardware muss manuell eingefügt und konfiguriert werden. Das migrierte Programm muss überprüft und abhängig von den verwendeten Operationen eventuell manuell nachbearbeitet werden. Für die S7-1500 stehen Ihnen die Programmiersprachen KOP, FUP, AWL und SCL zur Verfügung. Eine Umschaltung zwischen KOP und FUP ist wie auch in Step7 Classic möglich, nicht jedoch auf AWL. Die Sprachen KOP, FUP und SCL sind auf die S7-1500 optimiert und ermöglichen somit eine schnellere Programmbearbeitung als AWL. Daher sollte die Programmierung der S7-1500 in KOP oder FUP erfolgen. Für komplexere Berechnungen und Datenverwaltung bietet sich SCL an. KOP und FUP für die S7-1500 bieten gegenüber der S7-300/400 einen erweiterten Operationsumfang, z.B.:
- Calculate-Box für komplexe Berechnungen
- Zugriff auf Array-Komponenten über einen Index
Somit lassen sich auch komplexere Funktionen, z.B. ein Sortier-Algorithmus in KOP oder FUP einfach erstellen, wobei hierfür SCL die besser geeignete Sprache ist.
S7-300/400 wird in Step7 Classic projektiert, Comfort-Panels werden eingesetzt
Comfort Panels können nur im TIA Portal projektiert werden. Die Zuordnungslisten und Datenbausteinvariablen müssen aus Step7 Classic in das TIA Portal übernommen werden. Hierfür gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen.
Tag Converter
Der Tag Converter konvertiert Variablen aus unterschiedlichen Formaten in ein Format, das im TIA Portal importiert werden kann. Er kann aus dem Siemens Produkt Support unter der Beitrags-ID: 22060779 kostenlos herunter geladen werden. Zur Konvertierung wird zunächst die Zuordnungsliste aus Step7 Classic in eine Datei (z.B. .dif) exportiert. Diese Datei kann im Tag Converter in eine Datei (.xlsx) konvertiert werden, die dann im TIA Portal unter HMI-Variablen importiert werden kann. Werden für die Visualisierung auch Datenbausteinvariablen benötigt, so müssen diese aus Step7 Classic in eine Datei geschrieben werden. Diese Funktion steht in Step7 jedoch nicht zur Verfügung und muss über einen Umweg realisiert werden. Zunächst muss der \’Generic / Text Only\‘ Druckertreiber installiert werden, der in eine Textdatei druckt. Über diesen Drucker müssen die benötigten Datenbausteine in einer Textdatei gespeichert werden. Diese Textdatei kann im Tag Converter in eine Datei (.xlsx) konvertiert werden. Die konvertierte xlsx-Datei kann dann im TIA Portal importiert werden. Im Tag Converter kann man den Namen der Verbindung angeben, über die das HMI-Gerät mit der Steuerung verbunden wird. Ist diese Verbindung beim Importieren in das TIA Portal bereits definiert, so wird die Verbindung für die Variablen übernommen. Ansonsten werden die Variablen im TIA Portal als \’interne Variablen\‘ angelegt und die Verbindung muss nachträglich angepasst werden. Für diesen Weg benötigen Sie im TIA Portal lediglich WinCC und kein Step7.
Quellen
Da die Konvertierung von Datenbausteinvariablen über den Tag Converter recht umständlich ist, kann der Austausch auch über Quellen erfolgen. Hierfür erzeugt man in Step7 Classic aus den benötigten Datenbausteinen eine Quelle, die dann exportiert wird. Im TIA Portal muss eine S7-Station angelegt werden, in diese kann die Quelle importiert werden. Für diesen Weg benötigen Sie im TIA Portal neben WinCC auch Step7.
Step7-Projekt konvertieren
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, das Step7-Projekt wie oben beschrieben in das TIA Portal zu konvertieren. Für die Projektierung des Bediengerätes stehen sämtliche Variab-len der Steuerung zur Auswahl. Für diesen Weg benötigen Sie im TIA Portal neben WinCC auch Step7.
Bediengerät in das TIA Portal migrieren und durch ein neues ersetzen
Ein Bediengerät (OP), das in WinCC flexibel projektiert wurde, soll in das TIA Portal übernommen werden und dort durch ein neues ersetzt werden.
Bediengerät in das TIA Portal migrieren
Genauso wie die SPS lässt sich ein Bediengerät in das TIA Portal migrieren. Sofern das Bediengerät im TIA Portal nicht unterstützt wird, wird es durch ein Nachfolgeprodukt ersetzt. Zum Migrieren wählt man im TIA Portal den Menüpunkt \’Projekt -> Projekt migrieren…\‘. Im Dialogfeld \’Projekt migrieren\‘ gibt man das zu migrierende WinCC flexible-Projekt an. Aufgetretene Fehler oder Hinweise werden aufgelistet.
Bediengerät durch ein neues ersetzen
Ein bestehendes Bediengerät kann im TIA Portal einfach durch ein aktuelleres Gerät ersetzt werden. Dies erfolgt in der Geräte-Konfiguration im Kontextmenü \’Gerät/Version ändern\‘. In dem darauffolgenden Dialogfeld kann das neue Gerät gewählt und ausgetauscht werden. Wenn das neue Gerät ein größeres Display als das alte hat, kann eine automatische Skalierung der Bilder erfolgen. Hierzu gibt es unter dem Menü \’Extras -> Einstellungen -> Visualisierung\‘ folgende Einstellmöglichkeiten:
- Anpassungen Bilder und Bildobjekte
- An Bild anpassen
- Anpassen an Höhe
- Anpassen an Breite
- Freie Skalierung
Die Größenanpassung kann für Textobjekte und für Grafikobjekte unterbunden werden.
Zusammenfassung
Wie gezeigt, gibt es verschiedene Wege, um von Step7 Classic auf das TIA Portal umzusteigen. Nach einer grundsätzlichen Einarbeitung, bei der Sie Grollmus mit ihren Schulungen unterstützen kann, ist der Umstieg auf das TIA Portal problemlos möglich.