Quo vadis Softwarewerkzeuge

Studienergebnis zum Thema Entwicklungswerkzeuge
Die Komplexität von Produktionssystemen wächst und mit ihr die der Entwürfe in der Mechanik, Elektrik, Steuerungstechnik etc. Zudem wird der Lebenszyklus der Produktionssysteme immer kürzer und ihre Veränderungshäufigkeit ständig höher. Dem müssen sich im Entwurf und der Implementierung von Produktionssystemen arbeitende Ingenieure anpassen. Entwurfsprozesse müssen effizienter und fehlerfreier werden.

In den letzten Jahren wurden bereits die einzelnen eingesetzten Entwurfswerkzeuge (also die genutzten Softwaresysteme) verbessert. Doch das allein reicht längst nicht mehr aus. Also suchen Unternehmen nach neuen innovativen Lösungen. Aber was brauchen die Anwender der Entwurfswerkzeuge denn eigentlich? Welche ihrer Wünsche müssen zuerst erfüllt werden? Hier herrscht seit langem Uneinigkeit. Bisher stehen sich zwei Ansätze für softwarebasierte Entwurfswerkzeuge gegenüber. Zum einen gibt es Ansätze zur Entwicklung von integrierten Werkzeugsuiten. Hier werden viele Entwurfsfunktionen in einem umfangreichen Softwaresystem über einer gemeinsamen Datenbasis integriert. Bei stabilen, häufig durchlaufenen Entwurfsprozessen ist diese Lösung effizient. Demgegenüber stehen Datenaustauschlösungen. Dabei werden Werkzeugketten auf Basis standardisierter Datenaustauschformate gebildet. Hier können Anwender die optimal an ihren Entwurfsprozess angepassten Werkzeuge auswählen und nutzen, was sich schnell ändernden Anforderungen an Entwurfsprozesse entgegen kommt. Was der richtige Weg ist, wird derzeit kontrovers diskutiert. Ja, es ist sogar kontrovers, was der Anwender überhaupt benötigt.

Anwenderbefragung über Entwurfswerkzeuge

Um eine fundierte Diskussionsbasis zu schaffen, haben die Technische Universität Wien, der österreichische Softwarehersteller logi.cals und die Otto-von-Guericke Universität Magdeburg eine Anwenderbefragung durchgeführt. Bei dieser wurden die Ausführenden der Entwurfsprozesse nach ihrer Meinung und ihren Wünschen gefragt. Ziel der Studie war die Erfassung der Menge an Funktionalitäten und Konzepten, die sich Nutzer von Entwurfswerkzeugen im Entwurfsprozess von Produktionssystemen wünschen. Es sollte festgestellt werden, für wie wichtig sie diese Wünsche halten und welchen Zeithorizont sie für die Umsetzung ihrer Wünsche durch die Werkzeuganbieter veranschlagen. Nebenbei sollten auch Fragen zur Gestaltung der Werkzeugketten geklärt werden. Zur Umsetzung der Studie wurde ein Online-Fragebogen entwickelt. 143 Fachleute füllten diesen Fragebogen aus und beteiligten sich damit aktiv an der Analyse. Sie entstammten den unterschiedlichen Industriebereichen mit Schwerpunkt auf Maschinen- und Anlagenbau, Automobilindustrie und Prozessindustrie sowie deren Technologielieferanten. Die überwiegende Menge (95%) der Befragten arbeitet direkt oder indirekt im Kundenauftrag. Die Verteilung der Befragten hinsichtlich ihrer Ausbildungsrichtungen, der Berufserfahrung, der Unternehmensgröße und der Projektgrößen war relativ gleichmäßig. Entsprechend können die Ergebnisse der Studie als weitestgehend repräsentativ angesehen werden.

Unterschiedliche Phasen der Entwicklung

Die Fragestellungen versuchten, die Wünsche der Entwickler in den einzelnen Entwurfsphasen und (teilweise) in den einzelnen Entwurfsschritten der Phasen zu erfassen. Unterschieden wurden dabei Analysephase, Systemplanungsphase, Domain Engineering (einschließlich Steuerungsentwurf), Systemintegrationsphase und Inbetriebnahme. Für jede der einzelnen Phasen und Aktivitäten wurden die gleichen Fragen gestellt. Diese beschäftigten sich mit den üblicherweise in der Phase genutzten Entwurfswerkzeugen und Modellen, den bereitzustellenden Funktionalitäten, um das Engineering zu unterstützen, den in der Phase zu koordinierenden Gewerken, Ingenieurdisziplinen, Unternehmensteilen oder Unternehmen sowie den auszutauschenden Entwurfsdaten und den dabei gewünschten Datenaustauschtechnologien. Auf Grund der großen Menge an Ergebnissen soll an dieser Stelle lediglich auf das Domain Engineering und hier speziell auf den Steuerungsentwurf eingegangen werden. Bereits hier können wichtige Trends für die Weiterentwicklung von Entwurfswerkzeugen abgelesen werden.

Datenmanagementfunktionen gewünscht

Über das gesamte Domain Engineering hinweg wünschen sich die Anwender insbesondere die Umsetzung von Datenmanagementfunktionen, die ihre tägliche Arbeit fehlerfreier und schneller machen. Ihnen sind speziell der durchgängige, verlustfreie Datenaustausch, die Konsistenzsicherung, der Umgang mit verschiedenen Entwurfsversionen und Arbeitsständen und Möglichkeiten der sicheren Gruppenarbeit wichtig. Hier wurden bei einer Bewertungsskala von 1 (wichtig) bis 4 (unwichtig) Durchschnittsnoten <2 erreicht (siehe Tabelle 1). Im Steuerungsentwurf als Teil des Domain Engineerings zeigt sich ein ähnliches Bild (siehe Bild 2). Neben dem durchgängigen, verlustfreien Datenaustausch, der Versionsverwaltung von Projektdaten und der automatische Konsistenzsicherung der Entwurfsergebnisse wurden hier die Erstellung und Nutzung von modularen und hierarchischen Systemstrukturen, die Bereitstellung von Bibliotheken, das funktionsorientierte Engineering und die Unterscheidung von Funktionen und ihrer technischen Umsetzung als besonders wichtig angesehen (alle mit Bewertungen besser als 1,5). Beim Zeithorizont, zu dem die Anwender die Verfügbarkeit der Werkzeugfunktionalitäten erwarten, herrscht ebenso Einigkeit. Mit wenigen Ausnahmen wird von der Anwendbarkeit der wichtigsten Funktionen in den nächsten zwei Jahren ausgegangen. Eine Unterscheidung der verschiedenen Gruppen der Befragten hinsichtlich betroffenem Industriebereich, fachlichem Hintergrund, Unternehmensgröße oder Berufserfahrung ändert an diesen grundsätzlichen Ergebnissen der Umfrage nichts.

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logi.cals GmbH
http://www.logicals.com

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