Neue Wege in der Softwareentwicklung

In nahezu jedem Gespräch mit Maschinen- und Anlagenbauern kommt früher oder später das Thema des Engineerings von Steuerungssystemen auf den Tisch. Sehr häufig wird beklagt, dass die Softwareentwicklung zu komplex und zu teuer ist. Es scheint so, als ob Tools, Sprachen und Prozesse der steigenden Bedeutung und Komplexität der Software nicht folgen könnten.

Mitte Juli hat der Automation Day 2012 in Nürnberg stattgefunden. Die Veranstaltung des \’Arbeitskreis Software-Qualität und -Fortbildung e.V.\‘ zieht viele Besucher aus dem Maschinen- und Anlagenbau an. Thema war \’Innovative Software-Entwicklung im Maschinenbau – Reduzieren von wirtschaftlichen Risiken\‘. Bei den Vorträgen hat sich gezeigt, wie wichtig die internen Prozesse bei der Entwicklung sind. Das Zusammenspiel von Mechanik, Pneumatik, Elektronik und Software will in optimaler Weise gemanagt werden. Die Aussage eines Referenten aus dem Maschinenbau ließ dabei aufhorchen: \“Wir haben die Themen so weit alle im Griff und konnten bis zu 70% des Aufwandes beim Engineering einsparen. Was uns noch Probleme macht ist der Softwareaufwand.\“ Diese Aussage ist aus meiner Sicht symptomatisch. Im Bereich der Softwareentwicklung liegen ganz große Optimierungspotenziale verborgen, die nur unzureichend ausgeschöpft werden. Jetzt kann man natürlich sofort auf die Tools und Programmiersprachen der Steuerungshersteller verweisen, und dort gibt es ja auch viel Handlungsbedarf. Gleichzeitig ist es aber auch eine Frage der Verfahren, Prozesse und Technologien, die in der Softwareentwicklung gelebt und eingesetzt werden. Mir scheinen zu viele Steuerungsprogrammierer stark in der traditionellen Welt der Steuerungsprogrammierung verhaftet zu sein und nicht davon loszukommen. Auch hier wieder eine ganz praktische Erfahrung. Ich bin mit einem Bekannten ins Gespräch gekommen, der im Bereich der Produktionsplanung bei einem großen Hersteller von Energiespeichern arbeitet. Das Unternehmen arbeitet mehr und mehr mit moderner auf PC-Technologie basierender Steuerungstechnik. Nach seiner Aussage kommt der größte Widerstand gegen neue Technologie aus den Reihen der Programmierer. Viele von ihnen sind mit dem Schaltplan aufgewachsen und tun sich einfach schwer, die klassischen SPS-Programmierpfade zu verlassen. Junge Techniker und Ingenieure kommen jetzt erst so richtig in Entscheidungspositionen, so dass der Widerstand aber immer mehr bröckelt. Die Werkzeuge und Verfahren für eine zeitgemäße und effiziente Softwareentwicklung wie Software-Kanban und agiles Projektmanagement, zum Beispiel Scrum, sind vorhanden, sie warten ebenso darauf genutzt zu werden, wie objektorientierte Programmiersprachen. Innovative Steuerungstechniker schauen über den Tellerrand der Automatisierungstechnik hinweg und orientieren sich an der IT-Welt. Und das ist eine sehr gute und wichtige Entwicklung. Auf dass die Klagen über zu hohe Softwareaufwendungen schon bald abnehmen.

TeDo Verlag GmbH
http://www.sps-magazin.de

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