Leidensdruck der Anwender beim Engineering wächst

Diskussionsrunde in Hannover zur Kompatibilität von Mechanik, Elektrik und Steuerungssoftware im Bereich des Engineering
Der Leidensdruck bei den Maschinen- und Anlagenbauern im Bereich Engineering wächst. Hohe Kosten und die langen Projektlaufzeiten werden immer mehr zum Problem. Insbesondere mit ihren Schnittstellen zwischen den fachspezifischen Engineering-Werkzeugen sind die meisten Maschinenhersteller unzufrieden. Bei einer Diskussionsrunde auf der Hannover Messe, im Rahmen des Industrial IT Forums, wurde dieses Thema zwischen Anwendern und Herstellern diskutiert - moderiert von SPS-Magazin Chefredakteur Martin Buchwitz.

Die Diskussionsrunde in Hannover war vielseitig besetzt. Werner Faulhaber, Entwicklungsleiter Elektrotechnik, und Peter Burkhardt, Abteilungsleiter Maschinenbau, von der Arburg GmbH + Co KG, haben gemeinsam mit Robert Nagel, Geschäftsführer bei Steinhauer Elektromaschinen, die Fahne der Maschinen- und Anlagenbauer hochgehalten. Volker Klare von Dassault Syseèmes war als Vertreter der Mechanik-CAD-Hersteller dabei, während Dieter Pesch von Eplan für die Fraktion Elektro-CAD gesprochen hat. Alexander Heider von Siemens vertrat die SPS-Programmiersysteme. Claus Kühnl von Phoenix Contact ist Obmann des VDMA-Arbeitskreis \’Engineering Datenaustausch\‘, von dem die Initiative ausgeht. Ziel des Arbeitskreises ist es, Hersteller und Anwender an einen Tisch zu bekommen, um gemeinsam am Datenfluss im Engineering zu arbeiten und bestehende Hürden zu beseitigen. Claus Kühnl erläuterte zunächst dieses Ziel und hat dann so auch in die Diskussionsrunde eingeführt. Er verwies noch einmal auf die Studie von Michaela Rothhöft und deren Hauptergebnis: Der fehlende Datenaustausch zwischen M-CAD, E-CAD und SPS-Programmierung ist das größte Problem der Anwender im Maschinenbau. Der VDMA hatte daraufhin eine zweite Umfrage gestartet, bei der die Maschinenbauer gefragt wurden, welche Daten ausgetauscht werden sollen und wie es funktionieren soll. Das Ergebnis: Die Anwender wünschen sich standardisierte Schnittstellen zwischen den Disziplinen und erwarten Einsparungen im Engineering von über 10%. Nun wurde im VDMA eine Initiative gestartet, um das Problem anzugehen. Dies war der Auslöser für die Gründung des Arbeitskreis Engineering im VDMA, der konkrete Lösungen erarbeiten will.

Keine wesentlichen Verbesserungen

Aus der Diskussionsrunde ist klar hervorgegangen, dass es bei der Schnittstellenproblematik zwischen den Engineeringdisziplinen für die Anwender in den letzten Jahren keine wesentliche Verbesserung gegeben hat. Dabei widersprechen sich die Erfahrungen der Maschinen- und Anlagenbauer und die Aussagen der Software-Hersteller. Nach Ansicht der Softwareanbieter gibt es bereits ausreichend viele Schnittstellenlösungen, die aber wohl nicht in ausreichendem Maße von den Anwendern angenommen werden. Eines der grundlegenden Probleme liegt darin, dass Bauteiledaten für die jeweiligen Disziplinen vorliegen, jedoch in der Regel nicht übergreifend nutzbar sind. Mechanische Bauteile lassen sich problemlos im M-CAD-System verwalten, wenn es jedoch in Richtung mechatronische Einheiten geht, dann wird es schon erheblich schwieriger. Problematisch ist nach Angaben der Maschinen- und Anlagenbauer auch die Handhabung von Komponenten, die sozusagen Gewerke übergreifend sind, wie zum Beispiel Schläuche, Rohre und Kabel.

(Auch) eine Frage der Zuständigkeit

In allen Diskussionen zum Thema Engineering spielt auch die Frage der Kompetenzen und der Mentalität eine Rolle. Nach vielen Jahren der Zusammenarbeit gibt es doch noch viele Reibungsverluste zwischen der mechanischen und der elektrischen Konstruktion. Spätestens dann, wenn es um die Frage der \’Datenhoheit\‘ geht, kommt es zum Schwur. Ein ganz wichtiger Punkt sind auch die Prozesse. Diese werden von allen Beteiligten als ganz wesentlich betrachtet, lösen aber die Probleme nicht für sich alleine.

Kleinere und mittelgroße Unternehmen im Blick

Großen Maschinen- und Anlagenbauern wird zugetraut, mit den bestehenden Lösungen zurechtzukommen. Diese verfügen in der Regel über die Ressourcen sich umfassende PLM-Systeme zu installieren, zu betreiben und zu warten. Gerade der VDMA bricht in der Diskussion immer wieder die Lanze für die kleineren Unternehmen. Diese verfügen sehr häufig eher über eine heterogene Softwarelandschaft, stehen aber letztlich vor denselben Problemen wie die großen Maschinen- und Anlagenbauer. Deswegen braucht es eine Lösung, die gerade für die kleineren Maschinenbauer praktikabel sind, zumal sehr häufig auch noch Dienstleister mit eingebunden werden müssen.

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