Markus Sandhöfner ist seit Beginn des Jahres Geschäftsführer der B&R Deutschland GmbH. Er erläuterte im Gespräch mit dem SPS-MAGAZIN, warum die aktuellen Entwicklungen, wie beispielsweise die reAction-Technologie von B&R ein wichtiger Schritt für die Wettbewerbsfähigkeit von Maschinenbauern in den globalen Märkten sind.
Konzept und Grundlegendes zur reAction-Technologie von B&R
Mit der reAction-Technologie senkt B&R die Reaktionszeiten in der Automatisierung bis auf unter 1µs. Besonders zeitkritische Teilaufgaben lassen sich mit der neuen Technologie IEC61131-kompatibel in Standard-Hardware der X20- bzw. X67-Module realisieren. Mit der reAction-Technologie werden im Funktionsblock-Editor erstellte Programme direkt in E/A-Modulen der X20- und X67-Serie ausgeführt. Dadurch entfällt die interne und externe Datenübertragung und die Reaktionszeiten sinken auf Werte bis unter 1µs. \“Der große Vorteil der reAction-Technologie besteht darin, dass wir im E/A-Modul eine Rechenleistung zur Verfügung stellen können, die um den Faktor 100 schneller ist, als das, was heute mit schnellen Ethernet-Netzwerken üblicherweise erreichbar ist\“, erläutert Sandhöfner. \“Dieser Geschwindigkeitsgewinn kommt direkt dem Produktionsprozess zugute: Die Qualität wird gesteigert und der Ausstoß erhöht.\“ Dazu nutzt B&R die Fähigkeit der Engineering-Umgebung Automation Studio 4 zur modulweisen Aufteilung der Software auf verteilte Hardware und die blitzschnelle Verarbeitung der Logikbausteine in den Modulen. Dort können durch dynamisches Nachladen parametrierbare Funktionsblöcke aktiviert werden. Das ermöglicht die Realisierung zeitkritischer Teilaufgaben in Standard-Hardware, erspart teure Spezialmodule und entlastet Netzwerk und Steuerung.
reAction spart Automatisierungshardware und Engineeringkosten
Mit der reAction-Technologie können Maschinenbauer sehr viel genauer auf ihre Anwendungen reagieren, erläutert Sandhöfner: \“Abhängig von der jeweiligen Anforderung können sie entscheiden, ob sie eine Steuerung mit leistungsstarkem Prozessor wählen, weil die Anwendung diese hohe Rechenleistung insgesamt erfordert, oder ob es nur einige wenige Funktionen in der Maschine gibt, die eine schnelle Reaktionszeit unterhalb der 100µs-Schwelle benötigen. Diese könnten dann mit einer reAction-Scheibe realisiert werden. Die zentrale SPS käme dann mit einem weniger leistungsstarken Prozessor aus, was sich wiederum unmittelbar positiv auf die Kosten für die Automatisierungskomponenten auswirkt. Der Clou von reAction ist also, dass es die Maschine nicht nur schneller macht, sondern auch Kosten spart!\“
Skalierbare Maschinen ohne weiteren Entwicklungsprozess
Mit diesen Eigenschaften ist die reAction-Technologie Bestandteil des Solution-Programms Scalability+, das B&R seinen Kunden anbietet: Sandhöfner dazu: \“Mit Scalability+ wollen wir Maschinenbauern die Möglichkeit geben, die Technologie, die sie bisher bereits in ihren Top-Maschinen einsetzen, auch in funktional reduzierten Typen anzubieten. Aus vielen Kundengesprächen und auch aus den aktuellen Umfragen des VDMA wird deutlich, dass der Wettbewerb gerade aus Asien das Midrange-Segment erreicht hat. Wer dieses Feld besetzt, kann laut VDMA wichtige Umsatzanteile sichern. Dieses Marktsegment ist daher auch für den deutschen Maschinenbau sehr wichtig. Die reAction-Technologie stellt sicher, dass unsere Anwender kleinere CPUs in der Steuerung einsetzen können, ohne auf Geschwindigkeit in zentralen Maschineneigenschaften verzichten zu müssen. Die Integration der reAction-Technologie in Automation Studio bietet im Engineering zusätzliche Vorteile. \“Wir stellen sicher, dass keine zusätzlichen Engineeringaufwände entstehen, die Margen schnell wieder zunichte machen würden.\“ Heute liegt der Kostenanteil für die Maschinensoftware nicht selten bei 50% der GesamtAutomatisierungskosten. Ziel sei es daher, so Sandhöfner, die Software, die für die Top-Maschine entwickelt wurde und die erprobt ist, auch auf der Midrange-Maschine verwenden zu können, um diesen Software-Anteil auf einen minimalen Anpassungsaufwand zu reduzieren. \“Damit erleichtern wir unseren Kunden den Einstieg in das Mid-Level-Segment und ermöglichen es ihnen, neue Märkte zu erschließen.\“ Diese Ausrichtung ist bei B&R nicht neu, erläutert Sandhöfner. One Tool, many targets lautete bereits in den 90er-Jahren ein Slogan von B&R, der die universelle Verwendung der Entwicklungsumgebung Automation Studio für alle Automatisierungsaufgaben beschrieb. Mit Generic Motion Control hat man dieses Konzept vor vielen Jahren auch auf die Antriebstechnik ausgeweitet: \“Mit einem Hardware-unabhängigen Code wird das Bewegungsprofil erstellt. Je nach Leistungsanforderung der Anwendung wird erst ganz am Ende der Entwicklung die Antriebstechnologie gewählt!\“